Ganz vorzüglich gespielter intelligenter Liebesfilm
Samstag abend im Sommer. Es sieht so aus, als ob es endlich regnet. Da schlägt die Liebste vor, man könne doch ins Kino gehen, vielleicht sei ja nach dem Film das Gewitter vorbei, und dann sei es möglich, wieder in Biergärten zu gehen, bevor man sich später anderem Tun zuwenden möge. Als Mann hat man da wenig Möglichkeiten, stimmt also sogleich zu. Der Schmerz aber kommt, wenn es um die Wahl des Films geht…sie habe gehört, es gäbe da einen wundervollen romantischen Film, und gell, Keanu Reeves findest Du doch auch gut. Da mag man einwenden, ja, das beziehe sich aber eher auf „Matrix“ oder „Speed“, und schon hat man verloren, denn als Antwort erhält man dann: Speed, ach, da spiele doch auch Sondra Bullock mit, das sei ja ganz prima, denn auch diese Dame habe etwas mit dem Haus am See zu tun…Nun, es ist warm, man liebt seine Freundin, man ist ob dieser beider Dinge milde gestimmt, also geht man mit, bereitet sich auf verzweifeltes Wachbleiben vor, hat Taschentücher parat, die man dann, ganz Kavalier, der Holden reichen kann…und dann, oh seltenes Geschick, ist der Film tatsächlich gut gemacht, furchtbar romantisch und ganz vorzüglich musikalisch untermalt…Und wenn man dann nach dem Film die Liebste lobt ob der guten Filmauswahl, dann lächelt sie, denn sie hat es ja gleich gewußt…
Ich bezweifle, daß dieser Film in einer anderen persönlichen Grundstimmung zu der gleichen jubelnden Kritik geführt hätte, aber dazu ist man ja auch nicht allein. Die Story ist verzwickt, arbeitet auf unterschiedlichen Zeitebenen und spielt auch mit der Vorstellungskraft der Zuschauer. Alex, Architekt, zieht in ein Haus am See, welches dereinst sein Vater gebaut hat. Er findet einen Brief im Postkasten, in dem die frühere Bewohnerin um Nachsendung ihrer Post bittet. Doch merkwürdig, stand das Haus doch leer…und nach einigen Irrungen wird klar, daß die Bewohnerin Briefe aus der Zukunft schreibt, zwar nur zwei Jahre getrennt, doch das könnten Lichtjahre sein. Der Postkasten ist die Pforte in die andere Zeit, und mittels einer Art Brieffreundschaft lernen sich Alex und Kate kennen und lieben…wenn da bloß nicht diese dumme Zeitsperre wäre. Wahre Liebe jedoch überwindet alle Grenzen, und so ist es die Person des Alex, die uns leiden und bangen läßt, denn die Pläne, sich auf Umwegen mit Kate zu treffen, sind famos – man möge nur selbst einmal ein Rendez-Vous ausmachen, welches genau heute in zwei Jahren stattfinden soll. So leidet man mit den Protagonisten, und bis zur letzten Sekunde ist nicht klar, ob sie sich kriegen – und das ist doch der wahre Zweck eines Liebesfilms.
Ich war in der Tat überrascht ob der hohen Qualität des Films. Keine billige Sexszene, keine allzu rührseligen Momente. Statt dessen sieht man zwei Personen, die sich als Singles in ihrem jeweiligen Leben zurechtfinden, sich über die Arbeit definieren und nur dank einer außergewöhnlichen Begebenheit zueinander finden können- und sich so von ihrer Einsamkeit befreien. Der Briefkasten des Hauses am See, übrigens ein wunderschönes, lichtdurchflutetes Gebäude dient dabei als Mittler und kann gerne auch als Metapher für die Anonymität von Chatforen herhalten – wenn man denn zum Interpretieren neigt. Schauspielerisch ein klares „Daumen-Hoch“, und auch die Geschichte ist in sich logisch, rund und hält der Nachkinoüberprüfung statt. Einfach ein schöner Film, denn man sich gerne auch im Winter, daheim, als DVD angucken kann. Keine Komödie, keine Gefühlsduseleien, ein ganz feines Stück Kino. Und wer wissen will, wer denn nun die Taschentücher gebraucht hat… – 8/10.