Wer hier einen klassischen Western mit rauchenden Colts, dem obligatorischen Pianisten und harte Männer in Sattel erwartet kann gleich das nächste Review lesen. "Revenge of Billy the Kid" ist vielmehr eine abgrundtief böse britische Horrorsatire in der es um folgendes geht:
Die tumbe Familie McDonald lebt auf einer Farm, gebaut auf einer Insel vor der englischen Küste. Das Klischee vom dummen Bauern mit den dicksten Kartoffeln erfüllen so fast alle Mitglieder bis auf Ausnahme von Ronny, dem ansehlichen weiblichen Part der Familie. Ihre Mutter ist 3 Tonnen schwer, der Vater ein zynischer Alki der den ganzen Tag nur selbstgebrannten Schnaps trinkt. Über die Brüder kein Wort - selbst zum Kaninchen schießen sind sie zu dumm, ballern sich eher ihre Zehen weg. Der Familienidylle tut selbst Grandpas Tod keinen Abbruch, vielmehr wird sich zuerst auf dessen restliches Essen gestürzt bevor dieser auf dem Kompost entsorgt wird. Der kleine Viehbetrieb hat zudem eine Ziege dessen Schreie bei einer Vergewaltigung durch Familienoberhaupt McDonald erst stumm bleiben. Die daraus resultierende Mißgeburt soll ebenfalls auf dem Misthaufen entsorgt werden, jedoch nimmt sich Ronny dem babyartigem Geschöpf vorerst an. Die Stöckchen-Nummer zieht noch, aber anketten lassen will es sich nicht. Für eine halbe Ziege ebenfalls ein sonderbarer Appetit auf Fleisch, sich findend bei Grandpas Überresten. Als Billy Pas Schnaps zerstört, dreht dieser vollends ab und ersäuft Billy im See. Später, groß und stark wird Rache geübt - Rache des "Billy the Kid"...
Was für ein Film, so etwas kann nur aus Großbritannien kommen; so vollgepackt mit Humor der schwärzesten Art, mit Charakter die debiler und schräger nicht sein können - einfach nur klasse! Bereits die ersten fünf Minuten in denen die Familie vorgestellt wird zeugen ob des kommenden Wahnsinn der sich immer mehr steigert, spätestens als die Mutanten-Ziege die Familie extrem blutig niedermetzelt ist der Exploitation-Freund am jubeln.
Doch bis dahin wird erstmal viel derber Humor geboten. Hühner die die Morgenruhe stören werden mit Schrotgewehr zerfetzt, allein die Idee den Opa auf dem Misthaufen zu "beerdigen" oder die Ziegen-Schwängerung sind schon "stark" genug. Doch wie es bei den Briten so ist, es wird immer einer drauf gesetzt. Die schräge Familie allein ist schon den Film wert, einer dümmer als der andere, Fäkalhumor en Masse: Tischmanieren gibt es keine, der Nachttopf wird nicht immer getroffen, Kartoffeln im matschigen Wasser geschält. Siffig auch die Kulisse des Hofes, wie ein heruntergekommener Bauernhof so aussieht. Marode, mit Waschzuber im Haus, Plumpsklo und weiterem. Die Mutter erinnert stark an die bekannte Hühner rupfende Magd aus "Jabberwockey", die auch hier auf absurdeste gepimpert wird. Herrlich abgedreht. So auch "Billy".
Die Figur wird uns in verschiedenen Stadien gezeigt. Die anfängliche animierte Baby-Puppe ist besser als es der Film verdient hat und sieht schon recht ordentlich aus - dem fügen sich die weiteren F/X an. Im fortgeschrittenem Stadium wird Billy durch eine fast auf dem Boden gleitende Kamera und Nahaufnahmen des "Gesichtes" gezeigt, eine gute Wahl. Später wird immer mehr der Gestalt gezeigt, wirkt dabei nie unansehlich wenn auch Grinsen nicht zu verkneifen ist. Ausgewachsen steckt natürlich ein Mensch im Kostüm das auch recht gut mit Latex präpariert ist. Weiteres Latex findet sich in den kruden Effekten wieder, die ebenfalls gut gemacht sind, vor allem das Massaker an der Familie ist schon recht graphisch. Wenn natürlich immer mit einem Schuß Augenzwinkern inszeniert.
Atmosphärisch sehr sehr seltsam aber irgendwie unterhaltend. Zwar spielt der Großteil auf der Farm - durch die wie gesagt gute Kulisse nicht wirklich schlecht, auch wenn wenig abwechslungsreich. Zwar gibt es noch eine kleine Nebenhandlung, die Liebe zwischen dem Mädel und einem Jungen, doch dies ist eher sekundär. Spannung kommt hier anfangs weniger auf, steigert sich dann ab der zweiten Hälfte, wandelt sich mehr und mehr zum waschechten Horrorstreifen mit Kettensäge, Verbarrikadierung und furiosem Finale.
Wer aber auf Grund vorher gelesenem meint es würde sich um einen Amateurfilm handeln der täuscht sich. Zwar handelt es sich um eine 77.000 Pfund "billige" Low-Budget Produktion, mit gegebenem Mitteln wurde aber viel heraus geholt. So kommt selten Langeweile auf, die Story wird zügig erzählt und in schön dreckigen Bildern eingefangen. So erinnern die Kamerafahrten bisweilen an "Tanz der Teufel" dem auch in Form eines Posters Tribut gezollt wird.
Fazit: Abgedrehter kann es nicht mehr kommen - eine absolute Empfehlung für Freunde englischen Humors und wahnwitziger Unterhaltung!!!
P.S.: Die Sexszene mit der Ziege findet im Gegensatz zum Exploitation-Klassiker "Die Teuflischen von Mykonos" hier im Off statt!