William Peter Blattys "Der Exorzist" ist nach wie vor die unumstößliche Nr. 1 wenn es um Okkult-Horrorfilme geht. Keine andere Geschichte und kein anderer Film dieser Art ging den Zuschauern so unter die Haut, wie die Sache mit dem kleinen Mädchen, welches von einem Dämon befallen ist. Und auf Platz 2? Da dürfte für viele "Das Omen" von Richard Donner stehen. Denn auch wenn es hier nicht ganz so, na ich sag mal, krass zuging, wie bei Blattys Geschichte, so war schon allein die Tatsache, dass es sich hier um das Kind des Leibhaftigen persönlich handelt, für unglaublich viel Gänsehaut gut, die durch die exzellente Inszenierung noch unerträglicher wurde (im positiven Sinne), als eh schon. Heute, in einer Zeit wo wirklich jeder bessere Film in einem Remake verwurstet wird, hat es nun auch "Das Omen" getroffen, neu verfilmt zu werden. Der 06.06.06 als Starttermin auserkoren, sollte die Neuverfilmung der Thorn-Geschichte nun auch für die neuere Horrorgeneration Salonfähig gemacht werden. Nun gut, dies ist sicherlich auch gelungen, doch für Kenner des Originals bleibt unterm Strich dennoch nicht viel übrig, als ein glattgebügeltes Remake unter vielen.
In punkto Story hält sich "Das Omen", glücklicherweise, ziemlich nah an das Original und ist auch in Punkto Handlung nahezu 1:1 übernommen worden. Wie schon im Original, so dreht sich auch hier alles um den Botschafter Robert Thorn, dessen Kind bereits bei der Geburt stirbt. Von einem merkwürdigen Mann erhält er das Angebot einen Jungen zu adoptieren, dessen Mutter vor kurzem gestorben sei. Thorn nimmt das Angebot an und zieht den Jungen, Damien genannt, so groß als wäre er sein eigener Sohn. Doch als Damien 5 Jahre alt wird, geschehen plötzlich merkwürdige Todesfälle in seiner Umgebung und ein Priester warnt Thorn vor dem Jungen, da er der Sohn des Leibhaftigen sein soll und sterben muss... Wer das Original kennt, der sollte sich bei diesem Remake auf relativ überraschungsfreie 106 Minuten Horrorunterhaltung einstellen, denn etwas wirklich Neues gibt es hier nicht zu entdecken. Ähnlich wie beim "Psycho"-Remake, so wirkt auch das Drehbuch zum Omen-Remake, wie eine (nahezu) exakte Kopie des Originals. Und dennoch mag das Gezeigte erst spät fesseln.
Denn im Grunde könnte man dieses Omen fast in zwei unterschiedliche Filme teilen. Der eine langweilig und längenbehaftet, der andere schaurig und atmosphärisch. Denn die erste Hälfte des Films will leider nahezu überhaupt nicht funktionieren. Während man sich beim Original schon von Anfang an bemüht hat, Spannung und Atmosphäre aufzubauen und dies auch exzellent funktionierte, so ist die Einführung beim Remake doch extrem zähflüssig ausgefallen. Der Versuch den Charakteren Tiefe zu verleihen klappt leider überhaupt nicht, wirkt viel zu lang gezogen und langweilt den Zuschauer einfach nur, da das Tempo des Streifens auch fast auf Null steht. Dazwischen gibt es zwar natürlich den Selbstmord des Kindermädchens der Thorns zu betrachten, doch auch dieser ist alles in allem recht lahm ausgefallen und wirkt auch eher aufgesetzt, als irgendwie glaubwürdig. Das hat man doch im Original wesentlich besser hingekriegt. Einzig und allein Damiens Ausraster kurz vor der Kirche kann da überzeugen. Ansonsten ist von Atmosphäre und Spannung aber erst einmal wirklich nichts zu spüren.
Dies ändert sich dann allerdings glücklicherweise, sobald sich Thorn, mit dem Fotographen Keith Jennings, aufmacht, das Geheimnis um seinen Sohn zu lösen und in Rom einen Mann namens Bugenhagen aufzusuchen. Auf einmal hat man das Gefühl, dass sich der Regisseur doch noch die Mühe gemacht hat Atmosphäre aufzubauen, was aufgrund der plötzlich wirklich sehr stimmig ausgefallenen Bilder auch funktionieren mag. Mitunter unglaublich trist ausgefallene Farbfilter lassen eine gar eisige Stimmung aufkommen und die Kulissenauswahl klappt prächtig. Zudem hämmert uns auch plötzlich ein eiskalter und unheimlich knackiger Score um die Ohren, der es mit dem Originalscore fast schon aufnehmen kann. Des weiteren zieht auch das Tempo merklich an und die zähflüssige Erzählweise des Filmanfangs ist mit einem Mal vergessen. Warum denn nicht gleich so?
Des weiteren erfreuen das Auge auch noch zwei knackige Gore-Einlagen, die man so sicher nicht erwartet hätte, welche aber dennoch wunderbar in den Film passen. Wer schon das Original kennt der weiß, auf was für eine perfide Art und Weise sowohl der Priester als auch der Fotograph ums Leben kommen. Und diese beiden Szenen wurden hier (natürlich) noch einmal um ne ganze Spur deftiger inszeniert und vor allem der Tod des Fotographen ist wirklich Gold wert und kann sich locker zu den stimmigsten Gore-Szenen zählen, die man in letzter Zeit im Kino zu Gesicht bekommen durfte. Wäre diese Szene schon im Original so gewesen wie hier, hätte es damals definitiv eine FSK 18-Freigabe dafür gehagelt, von der Indizierung, die das Original-Omen ja wirklich eine Zeit lang inne hatte, ganz zu schweigen. Hier kriegen dann doch auch mal die Originalkenner etwas Neues und Interessantes geboten, wenn es auch nur für ein paar Sekunden anhält. Gut so!
Ansonsten aber gibt es dann höchstens noch ein paar Worte zu den Schauspielerleistungen zu verlieren, welche leider, neben einigen positiven-, auch negative Beispiele aufweisen. Liev Schreiber und seine Filmfrau Julia Stiles gehören da leider zu den Negativen. Beide schaffen es nämlich zu keiner Sekunde, ihren großen Vorbildern auch nur im geringsten das Wasser zu reichen. Viel zu steif agiert Schreiber hier, viel zu unglaubwürdig stackselt Stiles durch die Gegend. Sicher, die Leistung eines Gregory Peck oder einer Lee Remick hat man von beiden nicht erwartet, doch dieses "trübe Tassen"-Spiel sicherlich auch nicht.
Vollkommen überzeugen können dagegen David Thewlis, als herrlich süffiger Fotograph, Mia Farrow als brillant bösartiges Kindermädchen, Peter Postlethwaite als Priester Brennan und vor allem der kleine Seamus Davey-Fitzpatrick der hier einen Damien zum besten gibt, welcher wirklich sehr nah an den Damien von Harvey Stephens im Original heranzukommen vermag. Auch wenn er kaum ein Wort spricht, so ist seine eiskalte Mimik wirklich unglaublich tiefgehend ausgefallen und jeder der ihm während des Films mindestens einmal in die Augen geschaut hat, dürfte in der kommenden Nacht Alpträume kriegen. Schon lange hat es ein so junger Bälger nicht mehr geschafft, dass man wegen ihm lieber die Seite wechseln möchte, wenn man ihm auf der Straße begegnet. Für mich ist Davey-Fitzpatrick derzeit jedenfalls ein absoluter Teufelsbraten, der gerne weiter in solchen Filmen auftreten darf. Irgend einen niedlichen Fratz, wie z. Bsp. Charlie-Darsteller Freddie Highmore, nimmt man ihm nach dieser Rolle sowieso nicht mehr ab.
Fazit: 100% typisches, glattgebügeltes US-Remake, von einem der größten und besten Okkult-Horrorfilme aller Zeiten. Auch wenn sich der Streifen in seiner Handlung wirklich 1:1 an das Original hält und dadurch nur sehr wenig Neues zu bieten hat, so schafft er es vor allem in den ersten 50 Minuten kaum zu überzeugen, da sich das Treiben öfters zieht wie ein Kaugummi zieht und nie und nimmer das Interesse auf sich ziehen kann, welches das Original schon in den ersten Minuten inne hat. Dafür kann die zweite Hälfte aber, aufgrund der grandiosen Optik, dem hammerharten Score, sowie einem Damiendarsteller aller erster Güte, dennoch überzeugen und zwei leckere Gore-Szenen versüßen dann auch dem Original-Kenner noch einmal das Filmerlebnis. Wer das Original noch nicht kennt und somit vollkommen unvoreingenommen in den Film gehen kann, der kann dennoch durchaus seine Freude an diesem Remake haben. Alle anderen werden sich aber sicher nach dem grandiosen Original zurücksehnen, auch wenn ihnen Damiendarsteller Seamus Davey-Fitzpatrick noch so manch schlaflose Nacht bereiten dürfte. Na ja, immerhin etwas!
Wertung: 5,5/10 Punkte