Zwei Yuppies auf einer Reise mit zwei Vertretern der Unterschicht.
Brian und Carrie, er Schriftsteller, sie Photographin, stecken beruflich in einer Sackgasse. Brian muß ein Buch über Serienkiller schreiben und hat die wunderbare Idee, mit dem Auto nach Kalifornien zu fahren, um unterwegs die Schauplätze von Serienmorden aufzusuchen. Vor Ort textet es sich besser, und außerdem kann die erfolglose Carrie ja das Buch mit ihren Photos bebildern. Gesagt, getan, nur die Kohle reicht nicht, also nimmt man ein Pärchen mit, welches auf eine Annonce geantwortet hat. Early und Adele aber sind das absolute Gegenteil von den beiden Kreativen, typische Vertreter des White American Trash. Dumm außerdem, daß Early keinerlei Schwelle hat, wenn es um die Ausübung von Gewalt geht, und schnell muß man feststellen, daß man einen Serienmörder im Auto hat – und damit ganz andere Probleme als Geldmangel.
Hier sieht man wieder einmal, wie blaß David Duchovny und Michelle Forbes als Schauspieler sind, den Pitt und Lewis stehlen ihnen mit ihrer Darstellung der Underdogs absolut die Schau. Grandios ist vor allem Juliette Lewis mit ihrer leicht verzögerten Sprechweise, der unsicheren Haltung, Gestik und Mimik, der man ihre Rolle von der ersten Sekunde abkauft. Ihr verdanken wir die Antwort auf sämtliche männliche Wunschträume, denn auf die Frage „He whips you?“ entgegnet sie in vollem Ernst „Only when I deserve it“. Kinder, das ist doch einmal eine Aussage, da kann man(n) schnell ins Schwärmen kommen...haben wir es als Männer denn nicht schon immer geahnt, daß den Damen hier und da eine Tracht Prügel ganz guttut ( und sie es auch wollen...). Nein? Das ist auch in Ordnung, denn aufgewachsen sind wir alle mit der Vorgabe: Frauen und Kinder schlägt man nicht – und das, meine Herren, auch wenn der eine oder andere über diesen kleinen Exkurs jetzt etwas traurig ist, hat früher gestimmt und ist auch heute noch richtig. Obwohl...
Zurück zum eigentlichen Sujet. Kalifornia krankt an dem krassen Gegensatz der Schauspieler, denn die durchschnittliche Leistung der Yuppies läßt deren Schicksal den Zuseher relativ gleichgültig. Zudem dauert es recht lange, bis der Film Fahrt aufnimmt, das reine Abbilden der Klassenunterschiede taugt eher für einen Problemfilm denn für einen Thriller. Wenn man aber über Steherqualitäten verfügt, wird man doch zufriedengestellt, denn ab der Mitte des Films kommt noch ein Gutteil Gewalt dazu, und man hat immer mehr Freude an Brad Pitt. Man schwelgt auch nicht in blutiger Gewalt, sondern läßt diese nur dann zu, wenn sie für den Ausübenden auch Sinn macht ( wenngleich sich über diesen trefflich streiten ließe ), dann aber heftig. Entstanden ist der Film zu der Zeit /der Serienmörderfilme und stellt einen guten Beitrag zum Genre dar – aber nur wegen Lewis und Pitt. 8/10