Review

Na, es geht doch. Ich hatte es Sony nach den jüngsten, durchweg enttäuschenden DTV-Sequels schon gar nicht mehr zugetraut, dass sie nach so vielen Pleiten noch etwas Ordentliches in dieser Sparte auf die Beine stellen würden. Die Abzock-Masche zog wohl gut genug, um jeden Ansatz von Qualität außen vorzulassen. Zwar erweist sich auch „Road House 2: Last Call“ nicht gerade als DVD-Highlight, aber gegen das angejährte Original bestehen kann er und in 80 Minuten soweit unterhaltsam seinen nebensächlichen 08/15 - Plot herunterspulen dazu auch noch.

Vom knuffigen, mir persönlich aber etwas zu klischeehaften Swayze-Vehikel, das sich so beispielhaft von den Ingredienzien des Testosteron-Kinos der Achtziger ernährte, blieb sogar noch einiges übrig, auch wenn das Flair natürlich fehlt und Patrick Swayze („Steel Dawn“, „Point Break“) mit Abwesenheit glänzt, obwohl er ursprünglich erneut mitmischen sollte.

So schön doof, wie es damals zuging, geht es auch 17 Jahre später wieder zu. Shane Tanner (Johnathon Schaech, „The Forsaken“, „8MM 2”), Sohn des ermordeten James Dalton (also Swayze), trat nicht in die Fußstapfen seines Vaters, sonder heuerte als Drogenfahnder bei der DEA an, in der Hoffnung irgendwann auch einmal über den Mörder seines Erzeugers zu stolpern. Bisher kam es dazu nicht.
Sein Onkel Nate Tanner (wirkt abgespannt: Will Patton, „Armageddon“, „The Punisher“) setzt in Süden hingegen die Familientradition fort und führt dort eine lukrative Bar. Der lokale Drogenhändler Wild Bill (trägt das Image seines Vaters auf: Jake Busey, „Starship Troopers“, „The Hitcher II: I've Been Waiting“) möchte sie als idealen Ort für seine Geschäfte erwerben. Nate hingegen mag aber weder Dealer in seiner Black Pelican Bar noch will er sie an ihn abtreten. Deswegen entkommt er nur mit knapper Müh’ und Not einem Hinterhalt und landet im Krankenhaus. Shane erfährt davon und braucht nicht allzu lange, um in seine alte Heimat zurückzukehren, sich kurz am Sandsack fit zu boxen und für Ordnung zu sorgen.

Ich fühle mich dabei fast ein wenig die Achtziger zurückversetzt, wo die Welt ähnlich einfach war. Der Plot selbst macht wenig Sinn, pflegt aber alle erdenklichen Klischees und bemüht sich um eine Überleitung zwischen den beiden Teilen, die nicht schwer nachzuvollziehen sind. Shane trägt zum Beispiel den falschen Nachnamen, sein toter Herr Gevatter wird öfter als nötig erwähnt, die selben goldenen Regeln werden in der Bar von den Rausschmeißern aufgestellt und die skrupellosen Drogendealer sind auch noch über alle Maßen in den Mord an seinen Vater verwickelt. Da passt ja alles zusammen. Fix übernimmt er die Leitung des Ladens, wählt die loyalen Mitarbeiter aus und stellt sich schnurstracks den Problemen.

In der Tat gehört „Road House 2: Last Call“ auch zu den besseren DTV-Sequels, die optisch gut aussehen und dabei genügend Action bereithalten. Second Unit Director und Stunt-Koordinator J.J. Perry (jüngst bei „Undisputed II: Last Man Standing“ mitverantwortlich für die tolle Choreografie) sei Dank, gibt es regelmäßig etwas auf die Fresse. Auch weniger talentierte Recken mutieren dank einer geschickten Choreografie und der guten Montage des fähigen Cutters zu Prügel-Assen ungeahnter Natur. Entfernt an Isaac Florentines Hongkong-Style erinnernd, knallen die Gegner auch schon einmal mit entsprechenden Soundeffekten hart zu Boden oder sausen akrobatisch durch die Luft. Blut fließt erst zum Ende hin, aber die Fights überzeugen, was man ebenso von den wenigen Schießereien behaupten kann, bei denen dann allerhand Gegenstände durchsiebt und zerballert werden.
Für Pyromanen gibt es auch eine herrlich sinnlose Explosion mehrerer Fahrzeuge, die aber ziemlich schick als Hintergrund für einen kurzen Shootout genutzt wird.

Der leider total austauschbare Hauptdarsteller Johnathon Schaech zieht den Streifen leider etwas runter, weil er, umgegeben von Will Patton, Jake Busey und später auch Richard Norton („City Hunter“, „China O'Brien“) leider schauspielerisch überhaupt nichts zu melden hat. Da mangelt es bei ihm einfach an Charisma und darstellerischen Ausdruckskraft an allen Ecken und Enden. Wenigstens fordert ihm diese Rolle nicht allzu viel ab, aber ein guter Schauspieler wird aus ihm wohl nicht mehr. Dafür fährt Regisseur Scott Ziehl („Proximity“, „Cruel Intentions 3“) für das maskuline Publikum mit Beau (Marke Traumfrau: Ellen Hollman) immerhin einen optischen Ausgleich auf, der dank einer Militärausbildung (Zur Finanzierung des Studiums. Na klar... Muaharhar!) auch mit diversen Schießwaffen umgehen und gut zulangen kann, was sich in einigen Situationen natürlich als extrem hilfreich erweist.

Zwischen den schmerzhaften Reibereien hält „Road House 2: Last Call“ aber leider mit sehr trivialen Storyelementen schlingernd den Kurs. So darf auch der korrupte Sheriff und sein Deputy mit den Gewissensbissen nicht fehlen. Erste Schlägereien in der Bar sorgen für geklärte Verhältnisse. Die sich anbahnende Romanze zwischen dem forschen Shane und der wählerischen Beau, die erst einmal mit dem Neuling spielt, braucht genauso ihre Zeit, wie die Etablierung von Jake Busey als ausgemachten Großkotz, der ohne Skrupel über Leichen geht, sich im Pool von nackten Frauen verwöhnen lässt und cholerisch seine eigenen Leute zusammenprügelt bis ihm die Angelegenheit auch irgendwann zu bunt wird, so dass er schweres Geschütz aufführt, um auch Shane kaltzustellen. Vorweg findet sich natürlich der obligatorische Anwalt mit dem großzügigen Kaufangebot bei Shane in der Bar ein und mir nichts dir nichts taucht auf scheinbar eigene Faust auch eine Einheit der DEA im Black Pelican auf, deren Einsatz aber nicht den gewünschten Erfolg bringt. Dafür taucht dann endlich Richard Norton als Obermotz auf, der Wild Bill die Leviten liest und oberlehrerhaft eine härtere Gangart einschlägt, um endlich seinen idealen Umschlagplatz zu erhalten. Ich persönlich fand es ganz witzig, als der gediente B-Action-Haudegen Richard Norton dem Wannabe Jake Busey mit gemäßigter Stimme ganz ruhig die Lage erklärt und wie er das jetzt handhaben wird. Mit Nortons früheren Rollen im Hinterkopf ist dieser Moment noch einmal so lustig.

Die zunehmende Rücksichtslosigkeit schlägt sich auch in der Action wieder, die in den letzten 20 Minuten zunehmend härter wird und auch über Leichen geht. In der geschlossenen Bar sterben Türsteher, im Krankenhaus versucht man Nate auszuschalten und auch auf Shane hat man es abgesehen. Das Highlight ist dabei der Kampf zwischen Richard Norton, der im Alter körperlich immer noch fit wie ein Turnschuh ist (Nech, Herr Seagal?) und Johnathon Schaech. Der alte Recke heizt dem Jungspund noch ordentlich ein, bevor im Black Pelican dann Shane und Beau jeweils in einen brutalen Zweikampf verwickelt werden, der das blutige Finale darstellt. Da hauen sich auch die Frauenzimmer überraschend biestig in die Fresse und schrecken auch vor messerscharfen Gemeinheiten nicht zurück. Bei Shane sind es dagegen eher die hochkochenden Emotionen, die zu einem brachialen Fight mit tödlichem Ausgang führen.

Ein meist schön fetziger Score und eine hübsche Fotographie runden das trotz seiner einfallslosen Story kurzweilige DTV-Vehikel ab, wobei die Sümpfe als Kulisse in atmosphärischer Hinsicht noch weitaus effektiver genutzt werden hätten können. Überhaupt vernachlässigt Scott Ziehl die Umgebung ein wenig, anstatt mit ihr dem Film noch einen urigen Stempel aufzudrücken. So passend die Locations auch gewählt wurden, für seine Zwecke nutzen kann der Film sie nicht. Schade auch, dass sich nur ein kleiner Teil der Handlung wirklich in der Bar abspielt. Die Figuren kreisen eher in der Gegend herum und schlagen nur ab und zu mal in dem Schuppen auf.
Wenigstens verfügt er über exotische Hench(wo)men, die immerhin die Eindimensionalität der üblichen, blassen Hohlbratzen durchbrechen, die man sonst gern Bösewichtern zur Seite stellt.


Fazit:
„Road House 2: Last Call“ ist nicht nur dumm wie Brot, der Plot offenbart auch überdeutlich einige Schlampigkeiten. Darüber hinaus macht der Film dank einer kurzweiligen Inszenierung und einer schicken Actionchoreographie dem Genrefan allerdings viel Spaß. Richard Norton (Schön ihn mal wieder in einer besseren Produktion zu sehen) hätte mehr Screentime erhalten dürfen und Hauptdarsteller Johnathon Schaech, der auch das Drehbuch mitverbrach, hätte man auch gern gegen einen charismatischen Schauspieler mit Martial Arts – Fähigkeiten austauschen dürfen, aber Scott Ziehl und J.J. Perry machen diese Mankos mit ihrer gelungenen Inszenierung weitestgehend wieder wett. Obwohl das absolut einfallslose Drehbuch vor Fehlern nur so strotzt, tendiere ich dazu „Road House 2: Last Call“ als bis dato bestes DTV-Sequel einzuordnen, das soweit mit dem Original mithalten kann, auch wenn die Erwartungen und Voraussetzungen natürlich entsprechend angepasst werden müssen.

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