„Road House“ war, egal in welcher Hinsicht (Klamotten, Frisuren, Musik, Plot usw.), ein einfältiges, aber unterhaltsames Kind der 80er. Kann ein direct to video Sequel im Jahre 2006 da funktionieren? Überraschenderweise ja.
Tatsächlich stellt „Road House 2“ sogar einen Bezug zum Original her, denn der Held Shane Tanner (Jonathan Schaech) ist der Sohn des legendären Rausschmeißers Dalton aus dem ersten Teil. Doch Shane ist Polizist bei der DEA, wartet noch auf seinen großen Durchbruch und hofft endlich den Mord an seinem Vater aufzuklären. Wie es sich für ein direct to video Sequel dieser Art gehört, müssen natürlich ein oder mehrere Fieslinge in die alte Geschichte verstrickt sein, aber das kommt erst später raus.
Das Double Deuce kommt allerdings nicht mehr vor stattdessen ist das titelgebende Road House die Black Pelican Bar von Shanes Onkel Nate (Will Patton). Der hat aber mal wieder Stress mit Drogendealern, die den Handel in seiner Bar nicht lassen wollen und den Laden sogar kaufen. Doch Nate lehnt ab, er hat Prinzipien, doch erntet dafür keinen Applaus, sondern tüchtig in die Fresse. Damit greift man das gleiche Thema wie das Original auf, nur in leicht veränderter Verpackung.
Nach diesem Mordversuch landet Nate im Krankenhaus und man informiert Shane. Der fliegt nach Louisiana, um den Laden zu schmeißen und sich über die Hintergründe zu informieren. Dabei legt er sich mit lokalen Dealergrößen an…
Der Plot in Teil eins war ein simpler Privatkrieg Rausschmeißer contra Drogenbaron und Teil zwei folgt dem Schema recht brav. Es ist nicht mehr ganz simpel, einen kleinen Packen Intelligenz fügt „Road House 2“ sogar noch hinzu (so kommt der Held mal auf die Idee andere Behörden als den korrupten Sheriff zu informieren). Logiklücken bleiben natürlich, z.B. warum die Black Pelican Bar überhaupt so wichtig für das Dealergesocks ist. Auch im punkto physikalische Unmöglichkeiten haut „Road House 2“ kräftig zu: Da kracht ein Auto in drei nebeneinander stehende Autos und ausgerechnet das hinterste davon explodiert in einem ganz dollen Flammenball.
Doch Regisseur Scott Ziehl erzählt seinen Simpelplot mit einigem Drive und zieht ihn in der kurzen Laufzeit von rund 85 Minuten über die Bühne. Große Überraschungen gibt es dabei nicht, beide Parteien provozieren ineinander in dem Privatkrieg, bis dem Helden nach einer besonders schändlichen Tat der Geduldsfaden reißt und er mit dem Pack abrechnet. Dabei sind schon einige Parallelen zum Original zu erkennen. *SPOILER* So wird Shane auch hier erst richtig rachedurstig, als man das Road House demoliert und einen seiner Vertrauten tötet. Nur statt des Mentors ist es hier ein befreundeter Türsteher. *SPOILER ENDE*
Im Gegensatz zum Original gibt es allerdings keine 80er Jahre Mucke und auch die Szenen in der Bar fallen extrem kurz aus. In Rekordzeit wird gezeigt, wie Shane sich mit den Türstehen vertraut macht und dort seine Verbündeten heraussucht – alles was im ersten Teil sehr ausführlich drankam. Doch „Road House 2“ hat dennoch eines, was viele andere direct to video Sequels vermissen lassen: Style. Die neonbunte Aufmachung sorgt für Atmosphäre und die Mucke entspricht der aktuellen Zeit, macht aber ebenfalls Stimmung. Zudem bietet „Road House 2“ endlich mal eine etwas illustrere Fieslingsriege: Ortsansässiger Dealerchef, Wild Bill (Jake Busey), im Proletenoutfit, sein Boss Victor Crost (Richard Norton) im Anzug und Handlanger wie ein schwarzes Muskelpaket im Rapper-Look oder eine messerfixierte Killerin.
Leider mangelt es „Road House 2“ ein wenig an Action. Zu Beginn haben Nate und Shane ein paar schicke Kloppereien zu meistern, dann fällt der Film in der Mitte in ein Loch, um im letzten Drittel wieder Fahrt aufzunehmen. Es wird kurz geballert und die Feuergefechte sind ordentlich gemacht, Hauptaugenmerk liegt aber auf den Fights. Da merkt man auch, dass Choreograph J.J. Perry mit Isaac Florentine zusammenarbeitet, denn auch hier fliegen getroffene Gegner nicht ganz realistisch, aber dafür formschön durch die Gegend. Die Kämpfe sind von hoher Qualität, leider ist das Aufeinandertreffen Shane vs. Victor etwas kurz ausgefallen. Doch der Showdown ist dafür wieder eine helle Freude.
Ein neuer Stern am Schauspielhimmel mag Hauptdarsteller Jonathan Schaech zwar nicht sein, verleiht der Hauptrolle aber insgesamt recht ordentlich Leben. Will Patton und Richard Norton sind Edelsupport und Jake Busey spielt mal wieder seine übliche Fieslingsrolle zwischen prollig und psychopathisch. Als Blondie an des Helden Seite macht Ellen Hollman einen ganz ordentlichen Job und darf sogar aktiv ins Geschehen eingreifen, wo Kelly Lynch im Vorgänger immer nur passiv-bewundernd neben dem Heros stand.
Er ist etwas actionarm und der Plot gewinnt keine Preise, doch gehobener Durchschnitt ist „Road House 2“ dann doch, denn die gebotene Action ist von guter Qualität, die Darstellerriege ist wirklich gut aufgelegt und vor allem die Inszenierung hat Style.