Review
von Cineast18
Zwei irische Brüder, die im Namen Gottes auf die harte Tour unter den Gangstern ihrer Stadt aufräumen - so könnte man wohl die Story des unter Genre-Fans zu Kultstatus gelangten Thrillers "Der blutige Pfad Gottes" zusammenfassen. Das ist inhaltlich genauso überschaubar, wie es klingt, wird aber mit schrägem Humor und inszenatorischer Raffinesse umgesetzt und kann so durchaus unterhalten.
Der erzählerische Clou des Films ist sein kurzweiliges Eintauchen in Rückblenden - jedes Mal, wenn die Brüder wieder brutal zugeschlagen und ein wahres Massaker unter einer Gangsterbande angerichtet haben, wird zuerst der verwüstete Tatort gezeigt, an dem ein cleverer FBI-Agent (Willem Dafoe) kombiniert, was geschehen ist - wobei das dann parallel gezeigt wird. Dank der verschiedenen Settings und selbstironischer Brüche innerhalb solcher Szenen wird dieses Konstrukt auch bei mehrmaliger Wiederholung nicht langweilig. Dazu tragen auch die dynamische Schnittfrequenz und der stylishe Soundtrack bei.
Ein kleines bisschen fühlt man sich hier natürlich an Tarantino erinnert - blutige Schießereien und skurrile Nebenfiguren und Dialoge sorgen aber für kurzweilige Unterhaltung. Auch sorgt Dafoes schwule FBI-Agent-Figur für einige genderthematisch interessante Brüche, wenn er etwa immer wieder Polizeikollegen abcheckt, wie man es sonst nur von Machos gegenüber Frauen gewöhnt ist. Überhaupt ist Dafoe der einzige Darsteller, der seine oberflächliche Figur so intensiv verkörpert, dass man sie wirklich für voll nehmen kann. Zwischen arroganter Professionalität und ekstatischer Hysterie changierend, bilden seine Szenen kleine Höhepunkte in diesem blutig-verrückten Treiben.
Das Figurenpersonal ist dann auch schon ein erster Schwachpunkt des Films. Auch wenn Dafoe einsame Spitze bleibt, wird auch sein Charakter für einige primitive Klischees genutzt - so lässt er es sich nicht nehmen, als Frau verkleidet gegen die Gangster ins Feld zu ziehen. Überhaupt herrscht hier wenig politische Korrektheit: Ob böse schreiende Russen, Mafia-Italiener oder gläubige Iren, ohne diese primitiven Rollenzuschreibungen ironisch aufzubrechen, werden hier Vorurteile der übelsten Sorte bedient. Und mal ganz im Ernst: Zwei Menschen, die zu Waffengewalt greifen, weil sie sich von Gott dazu berufen fühlen, sollte man doch am ehesten als religiöse Fanatiker bezeichnen, oder? Stattdessen wird ihre Selbstjustiz mit der Gangster-Herkunft ihrer Opfer gerechtfertigt und sie selbst als unantastbare moralische Instanzen inszeniert - selbst als sie zwei Unbeteiligte töten, nur weil die es gewagt haben, sich eine Stripshow anzusehen. Um solche Szenen herum kann man noch so viel Ironie bauen, im Kern ist das erzreaktionäres, fanatisches Religionsdiktat und sonst nichts. Diese Tendenz kann schon ziemlich sauer aufstoßen lassen.
Aus moralischer Perspektive ist "Der blutige Pfad Gottes" also eher mit Vorsicht zu genießen, gerade in heutigen Zeiten (man stelle sich nur mal vor, die beiden würden im Namen Allahs ihre Taten begehen, würden sie etwa immer noch als Helden glorifiziert?). Und auch die eine oder andere Szene glänzt durch völlige Unglaubwürdigkeit oder schwache Inszenierung. Das beiseite gelassen, ist er aber ein kurzweiliger, blutig-brutaler Gangster-Streifen, der mit Ironie zu unterhalten weiß - allein die böse Katzen-Szene ist einen Blick allemal wert. Für Genre-Freunde durchaus zu empfehlen.