Review

- spoilerfrei -

Aufgrund größtenteils äußerst positvier Kritiken habe ich mir diesen "Kultfilm" (wie er mittlerweile schon bezeichnet wird) endlich auch zugelegt. Was an diesem preiswert produzierten Videothekenfilm nun soooo übermäßig toll sein soll, hat sich mir leider nicht erschlossen...

Bereits die zugegebernermaßen einfallsreiche, aber doch völlig unglaubwürdige und zu großen Teilen sehr fragwürdige Handlung des Films ist schon sehr eigenartig. Es geht um Selbstjustiz und die "Jagd" nach Verbrechern, die nicht wirklich welche sind, weil sie ja "nur" die "Bösen" (Mafiabosse, kleine Diebe, egal - hauptsache "böse") umlegen. Spannend ist das ganze nicht inszeniert, dafür aber in netter chronologischer Unordnung (was der Spannung eben auch nicht gut tut, wenn man schon weiß wie die nächste "Actionszene" ausgehen wird...)
Um nochmal die Sache richtig aufzupeppen wurde jeder Charakter irgendwie krank, realitätsfern und so "cool" wie möglich angelegt. Von mordenden Gläubigen über den minderbemittelten Mafiaboss bis zum irren, schießwütigen Opa ist alles vertreten - schön klischeehaft und eben total "cool" - fast wie Tarantino (sollte wohl in die Richtung gehen, hat meiner Meinung nach überhaupt nicht funktioniert...) Ähnlich sieht es mit den Dialogen aus, da hat sich der werte Herr Duffy wohl gedacht, wenn er schon nicht die Klasse von Tarantino in der Beziehung hat, kann er doch wenigstens noch mehr "Fuck's" und "Shit's" reinbauen, dass es nur noch albern wirkt - ach nein, soll wohl unglaublich "cool" sein oder vielleicht sogar lustig... wer weiß...

Immerhin wurde die Besetzung sehr gut ausgewählt. Vor allem Willem Dafoe als schwuchteliger Profi-Cop hat hier wohl die Rolle seiner Karriere und rettet teilweise den Film.

Viele Kritiker sprechen dann auch von gelungenen Actionszenen, ja wagen sogar Vergleiche mit Großmeister John Woo - haben die einen anderen Film gesehen oder was? Erst einmal gibt es kaum Action im Film und die fällt dann auch dem Budget entsprechend aus - sehr kurz, nicht wirklich spektakulär, aber immerhin sehr schick gefilmt und sauber geschnitten; sind aber eben mehr als unrealistisch, was eben nicht so recht zum relativ ernsten Hintergrund des Films passt... Bei den wenigen Shootouts hält man sich dann glücklicherweise auch nicht zurück, blutige Einschüsse gibts genug (was dann wohl zusammen mit der simultanen Benutzung zweier Handfeuerwaffen der Grund für die Vergleiche mit Woo sein sollen, lachhaft...) Gewissermaßen liegt hier aber die Stärke des Streifens.

Auch sonst macht der Film inszenatorisch ordentlich was her, gute Kameraführund und Ausstattung verleihen einen absolut kinotauglichen Look. Innovative, meist sehr vordergründig eingesetze Musik (teilweise Dudelsäcke?) gibt ebenfalls eine besondere Note.

Kommen wir noch kurz zu einem eher persönlichen Problem, das ich mit dem Streifen habe: Ich kann man mich absolut nicht mit seiner menschenverachtenden, anarchistischen "Botschaft" anfreunden - nein, sagen wir lieber Grundgedanke, denn eindeutig Stellung wird hier nicht bezogen. Dennoch wird die irre Selbstjustiz nie wirklich in Frage gestellt und auch das für die Massenmörder positive Ende ist nicht wirklich angenehm... Besonders krass wird das ganze noch, da die "Helden" auch noch für ihre Religion (ausnahmsweise Christentum) handeln und all deren Gebote brechen und als Rechtfertigung nehmen, dass sie die bestrafen, die die Gebote brechen... klingt unlogisch? Ach was, ist "cool"....

Fazit: Gut inszenierter, herborragend besetzer und für einen Videothekenfilm tatsächlich überdurchschnittlicher Streifen, der vor lauter Pseudo-Coolness bald überkocht und dummerweise auch noch inhaltlich mehr als fragwürdig erscheint....

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