Tarantino und kein Ende. Seit mittlerweile über einem Jahrzehnt versucht sich ein Heer von mehr oder weniger begabten Regisseuren an der Wiederholung eines grandiosen Geniestreichs - namentlich bekannt als "Pulp Fiction". Auch Troy Duffy steigt mit seinem schon etwas betagtem "Blutigen Pfad Gottes" in den Schundring. Und fängt sich eine derbe Klatsche.
Oberflächlich macht Duffy dabei zunächst nichts falsch: Die Schnitte stimmen, die Charaktere sind so skurril wie weltfremd und auch die Optik springt einem schmutzig ins Gesicht. Die Story um ein selbstgerechtes Bruderpaar, das sich zu selbsternannten Racheengeln gegen die Unterwelt aufschwingt und hierbei allerlei Blut vergießt, hat ihren Reiz. Zumal der Nebenstrang die blutige Schneise, die das rücksichtlose Zweigestirn schlägt, aberwitzig nachzeichnet, indem Duffy seinen besten Darsteller, Willem Dafoe, als Ermittler an die Fersen der Killer heftet.
Im eindrucksvollsten Moment des Films wird Dafoe von der Leine gelassen und dirigiert rückblickend schwungvoll und leichtfüßig das geschehene Blutbad. Hier erschlägt einen der Film beinahe vor Zynismus und läßt einen die vielen Ungereimheiten und Schwächen vergessen.
So vergeht eine Weile, bis man realisiert, was hier eigentlich geschehen ist und wo der heimliche Fehler dieses angestrengt nacheifernden Films liegt. Das Timing stimmt nicht. Kaum hat man den einen oder anderen martialischen Rachefeldzug hinter sich gebracht, stürmt Duffy schon in die nächste Szene, in der die Innereien einer Katze an der Wand verteilt werden. Das Gesehene zu verarbeiten wird nicht gestattet, da das Gekröse prompt mit lässigem Spruch abgenickt und dann mit einem Poster kaschiert wird, nur um sich dann schon die nächsten Übeltäter aus der Unterwelt vorzunehmen.
Wie viele Nachfolger Tarantinos hat Duffy nicht erkannt, wo das Geheimnis eines gelungenen und gewitzt erzählten filmischen Schundromans verborgen ist. Es sind nicht die Hektik, nicht die derben Zoten und auch nicht die allein skurrilen Charaktere, die ein gutes Gangsterepos ausmachen.
Es sind eine entspannte Atmosphäre, die ausgefeilt ruhige Erzählstruktur, die hintersinnig plumpen Dialoge und die feine, mit Zitaten gespickte Selbstironie, die den "Blutigen Pfad Gottes" von seinem großen Vorbild trennen. Manchmal ist weniger mehr. "In the fifth, your ass goes down." (4/10)