Review

Auf den Punkt gebracht schuf Regiedebütant Troy Duffy damit eine Ode an die Selbstjustiz.

Die Geschwister Connor (Sean Patrick Flanery) und Murphy MacManus (Norman Reedus), beide sehr gläubig, haben den "Auge um Auge"-Teil der Bibel ein bisschen zu wörtlich genommen und den Teil über die andere Wange wohl dezent überlesen. Nachdem die Russenmafia ihre Stammkneipe schließen will, zetteln sie eine Rauferei mit den vorbeigeschickten Schlägern an und setzen diesen ziemlich übel zu. Da die Russen das natürlich nicht auf sich sitzen lassen wollen, besuchen sie sie wenig später zuhause, um sich an ihnen zu rächen. Das Ergebnis der Situation sind 2 tote Russen und die Erkenntnis der Brüder, dass es so richtig geil war, die bösen Mafiosi mal abzuziehen.

Auf der richtig echten Seite des Gesetzes tritt nun FBI-Ermittler Paul Smecker (Willem Dafoe) auf den Plan, der an dieser Rolle einen Heidenspaß gehabt haben dürfte. Als exzentrischer Kotzbrocken darf er hier detailgetreu aus dem Minimum an Indizien den genauen und komischerweise immer korrekten Tathergang rekonstruieren und seine unfähigen Kollegen der Bostoner Polizei durch den Kakao ziehen. So wird sein Lieblingsdetective Greenly (Bob Marley... nein, nicht der Bob Marley) zum Kaffee- und Bagle-Lieferanten deklassiert und auch den übrigen Detectives eine Lehrstunde bei der Verbrechensermittlung erteilt.

Die beiden Brüder hingegen stellen fest, dass ihre eigene Interpretation von Recht und Ordnung (die ganzen bösen Buben kommen ja doch immer wieder aus dem Knast, also sollte man sie besser alle abknallen), argumentativ niet- und nagelfest ist. Und da man ja keine halben Sachen macht, nimmt man sich nichts anderes vor, als die Stadt von allen bösen Gangstern, Mafiosi, Vergewaltigern, Kinderschändern und Taschendieben zu entledigen... natürlich mit viel bumm-bumm, Blut und SlowMotion-Schusssequenzen unterlegt mit gregorianischem Gesang oder wahlweise irischer Folklore. Der "Witzbold" (David Della Rocco), ein kleiner Fisch bei der italienischen Mafia, gesellt sich alsbald zu ihnen, leistet ihnen moralischen Beistand und teilt ihnen mit, wo denn die bösesten Buben zu finden sind.

Genau genommen hätte ich mir die letzten 3 Absätze schenken können, da mit der "Ode an die Selbstjustiz" der Plot bereits ausführlich beschrieben ist. So wird von nun an versucht, in den möglichst unmöglichsten Situationen stilvoll und immer mit einem Bibelzitat auf den Lippen viel Blut auf die umliegenden Wände zu verteilen. Und als ob dies nicht gewaltverherrlichend genug ist, so hegt auch Smecker bald Sympathien für die von der Presse bereits als "Heilige" bezeichneten Killer-Brüder, da diese ja im Grunde genommen mit der Hinrichtung aller Nepper, Schlepper und Bauernfänger der Welt einen großen Gefallen tun und natürlich nur in Gottes Namen handeln.

Hier handelt es sich mit Sicherheit um einen Film, bei dem die Geschmäcker auseinandergehen. Vor allem das jüngere, actionbegeisterte Publikum mit der kurzen Aufmerksamkeitsspanne wird daran sicher seinen Spaß haben. Wer allerdings etwas mehr Tiefgang oder einen differenzierteren Blick auf das Thema Selbstjustiz erwartet, wird nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen können. In diesem Film scheinen Menschenleben mal wieder wertlos und das eigene Rechtsempfinden wird höher gestellt als das Gesetz. Prost Mahlzeit. Größtenteils lässt sich dieser Film einordnen in die Kategorie der Filme, deren Zielgruppe einfach auszumachen ist und die insgesamt nur einen coolen Eindruck machen wollen (Sonnenbrillen, Trenchcoats, viele Handfeuerwaffen und SlowMo... Matrix anyone?), sonst aber nicht viel bieten können. Wie ich finde ein Film, der sehr überbewertet ist.

Gnadenpunkte gibt es für die herrliche Darbietung von Dafoe, der hier gute Miene zum bösen Spiel macht, und dafür, dass der magere Plot doch recht solide in Szene gesetzt wurde.

4 von 10 Punkten

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