In meiner Jugend kam es ab und an vor, daß ein paar Schulstunden ausfielen und ich viel früher als gewohnt nach Hause kam. In solchen Fällen führte mich mein erster Gang daheim zum TV-Gerät. ORF eingeschaltet und ...mal sehen was für ein Spielfilm um 10.30 Uhr gesendet wurde.
Eines Tages gab es eine irrwitzige Komödie mit James Cagney und Horst Buchholz zu sehen. Dummerweise konnte ich nur die letzten 30 MInuten sehen und bin nun erst heute, nach ca. 25 Jahren wieder über diesen Film gestolpert. Und dies kurioserweise auch noch in meiner eigenen DVD-Sammlung!!
Vor einigen Jahren hatte ich es mir zur Angewohnheit gemacht, vermeintlich interessante DVDs im Falle von günstigen Angeboten einfach zu kaufen ohne den jeweiligen Film wirklich zu kennen. Als damals einige der Billy Wilder Filme endlich auf den mageren MGM-DVDs erschienen habe ich einfach zugeschlagen und alle Titel pauschal gekauft. Im Lauf der Zeit habe ich mir die einzelnen Filme angeschaut und kann sagen, daß kein einziger Fehlkauf darunter war.
Heute vormittag stieß ich dann auf "Eins, Zwei, Drei", dem letzten der damals eingekauften Filme...
Der Streifen spielt im Nachkriegs-Berlin. McNamara (J. Cagney) ist Leiter der dt. Coca-Cola Niederlassung. Sein Ziel ist es, Chef für ganze Europa zur werden. Dummerweise hat er bereits einige Fehlschläge auf anderen Kontinenten hinter sich und sieht so langsam seine Felle davonschwimmen. Zumal er in seiner eigenen Filiale von ständig die hackenzusammenknallenden Ex-Nazis genervt wird. Mittels eines Deals mit der sowjetischen Handelskommission plant McNamara die Verbreitung des uramerikanischen Gesöffs auf die Sojetunion um so seiner Beförderung endlich näher zu kommen.
Leider hat die Konzern-Leitung an seinen Aktivitäten wenig Interese und drückt ihm dafür die Obhut über die Tochter des Konzern-Chefs aufs Auge. Da die aber alles andere als pflegeleicht ist beginnt McNamara von da an zu rotieren...
Wow, was für ein Film!! Genau der war es, den ich in meiner Kindheit gesehen hatte! Und von Anfang an war er noch um einiges besser als ich ihn in Erinnerung hatte.
Die Zeiten des Kalten Krieges sind natürlich schon lange vorbei, ebenso die des geteilten Berlin bzw. Deutschland, aber trotzdem ist diese Komödie ein Highlight. Vor allem wenn man bedenkt, was für grenzdebile Kömödien einem heutzutage im Kino und auf DVD vorgesetzt werden.
Die Story ist für heutige Verhältnisse zwar etwas bieder und auch zu brav, aber das Tempo und vor allem die Dialoge sind absolute Spitze.
Gerade die Dialoge, wie sie Wilder zusammen mit seinem Haus- und Hofdrehbuchautor I.A.L. Diamond auch hier wieder aus dem Hut gezaubert hat, sind meiner Ansicht nacht bis heute unerreicht. Witzig, aber nie auf die oberflächliche, anbiedernde Art, werden sie transportiert. Zusammen mit den Running-Gags wie dem "Hacken-zusammenschlagen" und Cagneys Standard-Spruch "Sitzen machen" bietet dieser Film schon mal deutlich mehr komisches Potenzial als ca. 70% der modernen Komödien zusammen.
Mit diesem Drehbuch im Rücken spult Wilder seine Komöde nahezu perfekt ab. Getragen wrd das Ganze noch von Darstellern, wie eben James Cagney, Horst Buchholz, Lieselotte Pulver und den für Wilder-typischen, perfekt gecasteten Sidekicks wie den russischen Handelskommissaren (u.a. Ralf Wolter).
Fazit: "1, 2, 3" ist sicherlich nicht Billy Wlders bester Film, dafür hat der Mann deutlich zuviele Klassiker gedreht! Trotzdem liefert er hier eine zeitlos spassige, in sich geschlossene, leichtfüssige und turbulente Komödie ab, an deren Vorgaben sich die meisten der modernen Regisseure (und Drehbuchautoren) noch in zwanzig Jahren die Zähne ausbrechen werden!!
(7,5 von 10 Punkten)