Ich hatte das Glück, diesen bemerkenswerten Kurzfilm kürzlich auf einem kleinen Studentenfilmfestival zu sehen. Der Film ist schon älter und wird selten gezeigt. Die erste kleine Auflage (VHS) ist inzwischen restlos vergriffen. Wer irgendwo noch ein Exemplar auftreiben kann, sollte zugreifen, denn:
A) Kopf einschalten!
SEKHMET ist wirklich kein leicht zugänglicher Film. Es gibt keine übliche lineare Handlungsstruktur. Hier springen wir zwischen Vor- und Rückblenden und Parallelmontagen (ebenfalls teilweise zwischen verschiedenen Zeit- und Bedeutungsebenen) hin und her.
B) Ist stellenweise ultrakomisch!
Trotz der komplexen Handlung gelingt es dem Regisseur immer wieder, durch witzige Nebenfiguren einen grotesken Humor einzustreuen, der das Geschehen gleichsam kommentiert.
C) Hat tolle Bilder und Effekte.
Jede einzelne Einstellung ist durchkomponiert, jede Überblendung, jede Fahrt führt sinnvoll von einer Ebene zur nächsten. Hier wirkt nichts zufällig. Man kann das natürlich auch kritisieren, denn der Film wirkt dadurch sehr streng und man ist oft sehr distanziert zu den Figuren, deren Spiel immer der Bildkomposition unterworfen ist.
Die Effekte sind - mit zwei Ausnahmen - gut gelungen (wenn man bedenkt, dass dies "nur" ein Studentenfilm ist). Nicht gefallen hat mir der "prollige" Vorspann (da ist dem Regisseur wohl die Sicherung durchgeknallt *g*).
D) Ägyptische Götterwelt als Background.
"Sekhmet" ist eine ägyptische (Kriegs-)Göttin, die oft als Katze oder Löwenköpfige Frau dargestellt wurde. Der Film erzählt, wie "Sekhmet" in der Gestalt einer Fernsehreporterin versucht, die Herrschaft der Ägyptischen Götter wiederzubeleben. Das klingt erstmal extrem nach Fantasy-Spektakel, was SEKHMET aber nicht ist. Ich hatte den Eindruck, der ganze "Götterkram" wurde nur hinzugezogen, um einige der wilden Wendungen und Einfälle im Film zu "begründen" (Also so, wie die "Bullet-Time" Effekte in MATRIX eben durch die Matrix "begründet" werden).
E) Traumhafte Filmmusik
Als großer Filmmusik-Fan achte ich immer auf die Filmmusik (Meine drei Toptitel: "Gladiator", "Titanic" und "Pulp Fiction"). Auch hier überrascht SEKHMET mit einer eindringlichen Synthi-Musik, die dem Film eine zum Teil unheimliche und irgendwie "entrückte" Qualität gibt. Selten genug, dass sich Kurzfilm-Macher eine eigene Musik komponieren lassen.
F) Liebesgeschichte
Man merkt, dass das ganze (auch) eine verklausulierte Liebesgeschichte, oder sagen wir besser "Besessenheits-Geschichte" ist/sein soll. Hier bin ich mir nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Mir hätte es besser gefallen, der Film wäre an dieser Stelle etwas eindeutiger. So wirkt das ganze doch sehr unterkühlt und distanziert. (was aber wiederum an der strengformalen Machart des Filmes liegen kann...)
Und zum Schluß...
SEKHMET ist ein echter "Kopf-Film", der sich erst bei mehrmaligem Schauen vollständig erschließt. Durch die Bilder und die Musik kommt man aber auch (wenn man den Film im dunklen Kino und nicht "nur" auf seinem Laptopp oder der Flimmerkiste sieht) in einen Rauschzustand, der schwer zu erklären ist. Kein Film für Jedermann, aber ein Film für Kenner.