Review

Für einen Trupp spanischer Konquistadoren entpuppt sich die Suche nach El Dorado, der sagenumwobenen Inkastadt mit dem gigantischen Goldschatz, als Reise in den Tod...

AGUIRRE stellte im Jahre 1972 die erste Zusammenarbeit zwischen Regisseur Werner Herzog und dem psychotischen Choleriker… äh Schauspieler Klaus Kinski dar und sollte der Beginn einer erfolgreichen, intensiven und von Hassliebe begleiteten Geschäftsbeziehung sein. Weltklasse Werke wie FITZCARRALDO, COBRA VERDE und NOSFERATU waren die Folge. AGUIRRE wurde unter enorm widrigen Umständen gefertigt. Hunderte von Schauspielern und Statisten wurden in Kostümierung und sperrige Requisiten (u.a. Hellebarden, eine Sänfte) schleppend quer durch das unwegsame Amazonasgebiets gescheucht. Eine überaus imposante Einstellung gleich zu Beginn zeigt, wie eine Heerschar von Darstellern einen schmalen, unbefestigten und waghalsigen Pfad zum Fuße eines Berges hinabsteigt. Die Indianischen Sklaven werden verkörpert von echten Eingeborenen. Dem beschwerlichen Marsch durch die Berge folgt eine abenteuerliche Floßfahrt auf dem Amazonas. Da steht ein Pferd auf dem Floß. Interne Querelen, aus dem Buschufer schnellende Pfeile und Speere und die aufreibenden Strapazen der ziellosen Reise führen dazu, dass der Erkundungstrupp Mann um Mann einbüßen muss. Das mag als Handlung allein nicht viel hermachen, begeistert jedoch mit seinem hohen Maß an Ausweglosigkeit und kompromisslosem Pessimismus. Wie so oft erzählt Herzog eine Geschichte vom ganz großen menschlichen Scheitern. Dies wirkt einerseits tragisch, andererseits gerechtfertigt angesichts der an den Tag gelegten Maßlosigkeit, der Arroganz und des Übermuts. Alle genannten Attribute verkörpert der klapperdürre Klaus Kinski in Perfektion. Wer sich über Gott erhebt, fällt tief. Kinski, diese pulsierende Stirnader des Größenwahns, spuckt mal wieder Feuer und Galle. In Rage hätte einer seiner Schwerthiebe einem Statisten fast das Leben gekostet. Seine Persönlichkeit, die mehr als bei anderen zwischen Genie und Wahnsinn schwankte, passt zu Film und Thematik wie die Faust aufs Auge.

Fazit:
Kein Unterhaltungsfilm, eher eine philosophische Abhandlung und biblische Abrechnung. Allein der irrsinnige Produktionsaufwand fordert tiefsten Respekt.

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