Taxidermia erzählt die Geschichte von drei Generationen innerhalb einer sehr außergewöhnlichen Familie. Im zweiten Weltkrieg "erfindet" der Soldat Vendel aus Frust über die unmenschlichen Gängeleien seines Leutnants immer ausgefallenere Möglichkeiten der Selbstbefriedigung. Sein ungewöhnliches Hobby hat bizarre und tragische Folgen, resultiert aber auch in einem Nachkommen, der einem wahnwitzigen Leistungssport nachgeht: Wettessen. Auch dieser zeugt einen Sohn mit einer ungewöhnlichen Leidenschaft: Das Ausstopfen von Tieren...
Eigentlich schon als Nr. 10 der Störkanal-Reihe angekündigt, ist nun mit einigen Monaten Verspätung die Neuauflage des schon 2006 erschienenen "Taxidermia" auf den Markt gekommen und ehrlich gesagt hat sich das etwas längere Warten mehr als nur gelohnt, handelt es sich doch um einen extrem aussergewöhnlichen Film, den man im Prinzip nur schwerlich einem bestimmten Genre zuordnen kann. Ist hier doch von Drama, über Komödie und auch Groteske alles vertreten, was man sich nur vorstellen kann. Nun sollte man jedoch gleich zu Beginn anmerken, das dieses Werk alles andere als mainstreamtauglich ist und deshalb ganz sicher nur eine bestimmte Zielgruppe ansprechen wird, die sich gern mit extrem aussergewöhnlichen Filmen auseinandersetzt. Und dabei ist der Begriff aussergewöhnlich sogar noch als stark untertrieben anzusehen, offenbart sich dem Zuschauer doch ein Szenario das größtenteils äusserst groteske Formen annimmt und teilweise auch mit etlichen ekligen Momenten aufwartet. Prinzipiell kann man "Taxidermia" als eine Art skurrile Familien-Chronik ansehen, die in 3 Episoden eingeteilt ist und dabei 3 verschiedene Generationen der Familie in den Focus dieser nicht unbedingt normalen Geschichte stellt. Gerade zu Beginn der Story ist es gar nicht einmal so leicht, den richtigen Zugang zu den Geschehnissen zu finden, die am Anfang irgendwie sinn-und zusammenhanglos erscheinen. Die ersten gut 20 Minuten wird man fast ausschließlich mit einem Soldaten konfrontiert, der anscheinend nichts anderes als die körperliche Selbstbefriedigung im Sinn hat, was ganz nebenbei auch noch explizit im Bild dargestellt wird.
Immer öfter wird dabei das erigierte Glied des Soldaten gezeigt, den man ausführlich bei seiner Selbstbefriedigung beobachten kann. Der Höhepunkt des grotesken Treibens äusserst sich dann darin, das er sein Sperma in den Himmel schießt. So verrückt und eklig sich das jetzt auch anhören mag, "Taxidermia" ist vollgepackt mit solchen Passagen, die bei manchem Zuschauer eventuell sogar ein leichtes Gefühl der Übelkeit auslösen könnten. Dieses ist insbesondere im zweiten Teil der Fall, wenn man mit diversen Fress-Wettbewerben konfrontiert wird, die einem als Leistungssport verkauft werden. Man merkt also ziemlich schnell, das man es in vorliegendem Fall mit einem Filmerlebnis zu tun hat, das man nun wirklich nicht alle Tage geboten bekommt. Und ganz egal, ob man dieses Werk mag oder nicht, auf jeden Fall handelt es sich auf eine groteske Art und Weise um echte Kunst. Dennoch wird es sicherlich auch jede Menge Leute geben, die rein gar nichts mit dem hier dargestellten Szenario anfangen können und ich persönlich kann das auch durchaus nachvollziehen. Es handelt sich nun einmal nicht um einen Film, den man sich in regelmäßigen Abständen immer wieder anschauen muss und ebenso kann man die Geschichte nicht einfach als gut oder schlecht einstufen. Selten habe ich einen filmischen Beitrag gesehen, bei dem es so offensichtlich auf den persönlichen Geschmack des Betrachters ankommt, wie es bei "Taxidermia" der Fall ist. Denn selbst der komödiantische Anteil des Werkes gestaltet sich keinesfalls so, das man am liebsten loslachen möchte, viel zu absurd und größtenteils eklig gestalten sich die Ereignisse, so das einem das Lachen förmlich im Halse steckenbleibt.
Ich möchte sogar behaupten, das diverse Passagen fast schon eine schockierende Wirkung auf den Zuschauer hinterlassen, der größte Schwierigkeiten damit hat, das Gesehene überhaupt erst einmal sacken zu lassen. Das fällt allerdings gar nicht so leicht, erliegt man doch teilweise dem fast schon verstörenden Eindruck, den dieses bildgewaltige Filmerlebnis hinterlässt. Ganz egal, wie man zu diesem Film stehen mag, es handelt sich auf jeden Fall um einen fast schon perversen Bilderrausch, der einen schon in einen sogartigen Strudel hineinzieht, in den man immer tiefer hineingezogen wird, ohne das man sich in irgendeiner Weise dagegen erwehren könnte. Viel zu stark ist die absurde Faszination, die das Szenario auf einen ausstrahlt und dabei eine fast schon hypnotische Wirkung erzielt, da man seinen Blick beim besten Willen nicht vom grotesken Treiben abwenden kann. Man kann eigentlich auch nur schwerlich die eigenen Eindrücke schildern, handelt es sich hier doch wirklich um eine so aussergewöhnliche Story, die man ganz einfach mit den eigenen Augen gesehen haben muss, um richtig zu verstehen, was dieses Werk in einem auslöst. Dabei werden die jeweiligen Empfindungen und Eindrücke extrem stark auseinandergehen, denn György Palfis Film trifft ganz bestimmt nicht jeden Geschmack vielmehr kann dieses Werk die unterschiedlichsten Meinungen nach sich ziehen und damit zu angeregten Diskussionen führen.
Wenn je ein Film den Ausdruck aussergewöhnlich verdient hat, dann ist es ganz sicher "Taxidermia", handelt es sich doch um einen Beitrag der polarisiert und die Meinungen mehr als nur spalten wird. Von vielen Leute sicherlich als übelster Schund abgestempelt, wird es sich für andere um einen sehr skurrilen Geniestreich handeln, der auf jeden Fall äusserst künstlerisch in Szene gesetzt wurde. Und auch die Darsteller sind für die Geschichte absolut perfekt ausgewählt worden, durch die Bank sind sämtliche Leistungen als absolut passend einzuordnen. Auch in diesem Punkt wurde ein zusätzlich herrlicher Kontrast eingebaut, der im letzten Drittel des Filmes zum Tragen kommt, denn ist es doch mehr als nur befremdlich, das die letzte Generation der Familie spindeldürr geraten ist, was vor allem beim Anblick des Vaters eigentlich unmöglich erscheint. Ganz im Gegensatz dazu wird man gleichzeitig mit Katzen konfrontiert, deren Statur man auch selbst gesehen haben muss, um es auch zu glauben. Insgesamt gesehen wird man also mit einem in allen Belangen ungewöhnlichen Filmerlebnis konfrontiert, das man keinesfalls in eine bestimmte Schublade stecken kann und zu dem man erst einmal überhaupt den Zugang finden muss. Wenn man allerdings dazu in der Lage ist, offenbart ich ein bildgewaltiges Szenario, das auf eine fast schon perverse Art und Weise als ein wilder Rausch der Sinne herausstellt, das man auf jeden Fall einmal gesehen haben sollte.
Fazit:
Eine wirkliche Punktevergabe kann man bei diesem Film eigentlich nicht vornehmen, denn kaum ein anderes Werk polarisiert so sehr wie "Taxidermia". Je nach persönlichem Geschmack ist von absolutem Schund bis hin zu einem genialen Werk alles als Einordnung möglich. Freunde aussergewöhnlicher Filme sollten sich dieses Werk allerdings auf keinen Fall entgehen lassen, werden sie doch mit einem wilden-und grotesken Bilderrausch belohnt.
8/10