Review

„Also mit dem Österreicher können Sie mich jagen. Jaaaa-gen!“
Diese güldenen Worte verpaßte Jochen Busse in einem seiner letzten Programme mit der Münchner Lach- und Schießgesellschaft seinem Partner Henning Venske auf der Suche nach einem neuen Erbfeind der Deutschen.
Und wenn die Reihe an Slasherfilme kommt, dann schüttelts den Deutschen schon mal präventiv, hat doch die Industrie im eigenen Land dieses Untergenre schon genügend hingeschlachtet, wenn es um Qualität ging.

Doch dann kommt „In drei Tagen bist du tot“, kocht aus gängigen Motiven anderer Filme ein bekanntes Meuchelszenario mit nur teilgelernten Hilfskräften zusammen und bemüht sich so angestrengt darum, nichts brutal falsch zu machen, daß ich glatte eine halbe Plattenseite Schrammelmusik oder Grillparzer ertragen würde.

Natürlich, neu ist das nicht, besonders spannend, erregend oder überraschend sicherlich auch nicht, aber doch solide und erfrischend morbide inszeniert und so besetzt, daß man nicht ständig auf den gesamten Cast einprügeln möchte.

Wir notieren: vier junge Leute haben das Abi bestanden, freuen sich einen Keks, mangeln ein Reh über, werden von einem anhänglichen Mitschüler beobachtet und kassieren alle die SMS mit dem Filmtitel. Frisch ans Werk!
Fortan geht der große Unbekannte mit der Kapuze um und snickert die Delinquenten alle vom Fleck weg, um sie dann kurz darauf aufs Gräulichste dahinzuraffen, den Ersten gleich „in den See, mit einem Gewicht an den Füßen“.

Fortan wird’s bedrohlich, die Polizei ermitteln nach Kräften, doch spätestens als auch der Stalker Blut spuckt, ahnt man die böse Tat aus der Vergangenheit, die sich rächt.
So duftet dann alles nach „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“, die SMS sind aus Asia-Filmen, die Drei-Tage-Frist schnuppert nach „Ringu“ und der Parka-Träger nach „Düstere Legenden“.
Das ist kaum abendfüllend, aber doch akzeptabel unterhaltend, auch wenn der schwere Akzent dem Bundesdeutschen öfters mal in die Parade fährt, auf sächsisch oder schwäbisch wäre es jedoch noch brutaler gewesen.

Die Auflösung zieht einem dann zwar nicht die Schuhe aus, doch die ursprüngliche böse Tat bleibt immerhin über die Einstundenmarke im Sack, stattdessen konzentriert sich TV-Regisseur Prochaska geschickt auf die Leiden der Opfer, bevor der Vorhang fällt und schafft so eine beklemmende Atmosphäre. Die ist zusätzlich eingefärbt durch die Lebensumstände der vier Beteiligten: zwei poppen ständig in dem Hotel, in dem sie jobbt; er liefert Fische aus, die Nächste jobbt an der örtlichen Tanke und ist von ihrem rollifahrenden Erzeuger genervt, der sie mit seiner Situation nötigt – hier herrschen Kleinstadtmief und Freiheitsdrang unter Repressionsdruck der Elterngeneration.

Da mischt dann der Killer recht farbenfroh alles auf und schmoddert auch mittels gut platzierter roter Heringe munter herum, das ist nicht sonderlich innovativ, aber brauchbar entliehen und in eine ganz natürliche und realistischere Szenerie versetzt.
Das Finale und die Auflösung kommen dann doch etwas dürftig und unwahrscheinlich daher, aber bis dahin hat man aus den menschenentleerten Naturbildern, der knurrigen Hinterlandkleinstadtbesatzung und dem unheilschwangeren Verfallslook nasser Sommerbilder genug Konzentrat aufgesogen, um den Film bis zu einem gewissen Grad zu genießen, selbst wenn das Tempo öfters mal leer läuft.
Aber Prochaska hat ein gewisses Gefühl für Bilder und Inszenierungen und dann wird einem doch kurzfristig der Hals eng – und das ist mehr, was die Durchschnittsschnetzler aus den Staaten uns heute noch antun können.
Falls demnächst in Zürich der Fonduemeuchler umgeht, bin ich auch dabei. (5/10)

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