Review

Ganz nah am Wasser sein


"In 3 Tagen bist Du tot" also, nun: wie wäre es mit "nach 2 Stunden bist Du desillusioniert"?
Wer von Genre so wenig Ahnung hat wie die Macher dieses Films, sollte aufhören sich einzubilden damit auch noch Geld zu verdienen.
Dilettantismus mag manchmal ganz amüsant sein, in seltenen Fällen ist er sogar sehr erfrischend - was einem hier allerdings dargeboten wird ist eher das Ergebnis von genrefeindlichen Filmstudenten, die vom Ober-Genre-Feind Herrn Haneke in Wien unterrichtet wurden, und zwischenzeitlich halt mal gemeint haben, doch so liberal zu sein, um auch einen "kommerziellen" "Horror"-Film auf die Beine zu stellen. Toll!
Ich wusste bis vor kurzem gar nicht genau, wer da dahinter steckt - nach dem sehr guten "Henker" hoffte ich schon das allerbeste, aber in der Tat hat sich als Regisseur mit dem Herrn Prochaska doch ein ehemaliger Cutter von Monsieur Haneke entpuppt - sogar jener, der bei Hanekes Anti-Genre-Manifest "Funny Games" beteiligt war...
Ein "Horror" ist dabei schon rausgekommen, ja: bloß kann das Endprodukt weder von sich behaupten, ein Teenie-Slasher Marke Mr. Cunningham zu sein, noch reicht es für das Hochglanz-Hollywoodvorblid "Ich weiß was Du letzten Sommer getan hast".
Am ehesten besticht der Film durch das explizite Zeigen von Autowasch- und biederen Anlagen am und in der Nähe des, Traunsees. Soviel zum Thema "guter Geschmack"... Und ein Satz noch zur eigentlichen Story: diese unterscheidet sich grundsätzlich nicht von einer kühlen "Tatort"-Folge mit Maria Furtwängler.

Was man von diesem Herrn Prochaska dann auch in einem Interview lesen durfte, ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden, der transgressive Filme von vornherein eben nicht mit Mord und Totschlag in Zusammenhang bringen will - sowie das Publikum von Filmen die sich in expiziter Form mit Gewalt auseinander setzen in perfider Art und Weise als Mittäter (v)erachtet - von affirmativen Interpretationen der Bedeutung von Gewalt im Genre-Film ganz zu schweigen: 'Im Vorfeld gab es ein paar Pflichtfilme, die ich mir angeschaut habe, die wir dann auch den Schauspielern in der WG gezeigt haben. Wir hatten einen Beamer und eine Leinwand, wo wir uns dann auch die Muster angeschaut haben. Merkwürdiges Zeugs(sic!), wie "Tanz der Teufel 2" und "Freitag der 13." und diesen ganzen Dinge. Wir haben die zwar in der geschnittenen Fassung geschaut, aber der Schock war trotzdem da, als wir merkten, dass "Freitag der 13." relativ viel mit unserem Film zu tun hatte."
Und weiter: "Das merkwürdige bei mir ist, ich habe mir gewisse Filme bis heute nicht angeschaut." Zu Eli Roth's "Hostel" meinte er dann auch noch, dass es nicht seine "Form von Abendunterhaltung ist, dabei zuzuschauen, wie Leute zu Tode gefoltert werden."

Es ist allerdings merkwürdig, wenn ein angeblicher Genre-Regisseur, Genre-Klassiker a für "merkwürdiges Zeugs" hält, b offenbar wie Herr H. Meint im Genre täte alles was gezeigt wird auch für gut geheißen werden, und c bis vor kurzem anscheinend auch überhaupt keine anderen nennenswerten Filme in diesem Bereich kannte.
Ich schreibe diese Zeilen, als in meinem kleinen obersteirischen Ort drei Jugendliche ausgeforscht wurden, welche geständig die Vergewaltigung und Ermordung eines Mädchens geplant haben sollen, dabei angaben "horrorgeil" gewesen zu sein und ihre Vorbilder aus Filmen zu kennen: aber was wäre die tatsächlich mörderische Wirkung von "Gewalt in den Medien" oder die Ausrede medieninkompetenter Verbrecher - je nachdem - schon wert, gäbe es in der Kulturindustrie selbst nicht noch immer jene Saubermänner, welche dem konservativen oder Adornoschen Populismus ihre Interpretationen lieferten? Schließlich sind es dann auch Leute wie Herr Prochaska, welche das Genre in Verruf bringen und Vorarbeit für die Pathologisierung und Kriminalisierung seiner RezipientInnen leisten. Richtig absurd wird es aber erst dann, wenn selbst diese noch Filme wie "In 3 Tagen bist Du tot" drehen...

Der Film entspricht phasenweise eher dem, was sonntagabendlich im deutschen Ersten läuft - also kurz bevor bei "Sabine Christiansen" "Killerspiele" als Geißel der Menschen präsentiert werden, bloß dass im (ober)steirischen Dialekt gesprochen wird - oder besser, in einer vorgeblichen Wienerfilm-Mutation desselben, und das ganze halt auch noch irgendwie "verrufen" (!?) sein soll. Kopfschütteln!
"Nacktschnecken" war eine auf das Auge gedrückte postmoderne Verspieltheit, die gerade als solche eben irgendwie noch funktioniert hat: "In 3 Tagen bist Du tot" ist hingegen eine absolute Peinlichkeit.
Und noch ein Grund für mich, sich als Österreicher, und diesmal sogar als Steirer, zu schämen... Arnold, ich bitte Dich! Kehre zurück ins Fimgeschäft!


Rating 1.0

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