Für all jene Filmfans, die mit österreichischen Filmen lediglich schnulzige Heimatschmonzetten, Sissi, schlechte Komödien und Krimischinken verbinden, wird „In 3 Tagen bist du tot“ wie ein Tritt in den Unterleib sein.
Durch die Bank mit unbekannten Darstellern (zumeist frisch für diesen Film gecastet) besetzt und von Andreas Prochaska, einem Regisseur, der mir bisher nur durch diverse Krimi-Serien bekannt war, in Szene gesetzt, überrascht „In 3 Tagen bist du tot“ durch seine extrem dichte Atmosphäre und seine qualitativ hochwertige Umsetzung.
`In 3 Tagen bist du tot` verkündet eine anonyme SMS der 18jährigen Nina und ihrer Clique, die gerade eben die Matura bestanden haben und eigentlich nur feiern wollen. Der erste Verdacht fällt auf einen verhassten Klassenkameraden und die SMS wird schnell als böser Scherz abgetan.
Doch während einer Party verschwindet Ninas Freund Martin spurlos und wird am nächsten Tag ertränkt im Traunsee aufgefunden. Ein Mord folgt auf den Nächsten und Nina versucht verzweifelt herauszufinden was sie und ihre Freunde so besonders macht.
Die einfach gestrickte Geschichte rund um einen Killer, der seine Opfer aufgrund einer Schandtat aus der Vergangenheit tötet, erinnert natürlich stark an Genrekollegen wie „Ich weiß was du letzten Sommer getan hast“, kann aber durch die unverwechselbare lokale Handschrift und einige Abweichungen vom üblichen 10 kleine Negerlein Prinzip überzeugen.
„In 3 Tagen bist du tot“ braucht den Vergleich mit Hollywoodslashern und Horrorfilmen neuester Machart ebenso wenig zu scheuen, wie mit deutsche Produktionen. Sowohl in Sachen Umsetzung als auch Darstellerleistungen ist der Film auf angemessen hohem Niveau.
An diesem Streifen könnten sich Ittenbach, Boll und Konsorten ein Beispiel nehmen.
Die markante Kulisse rund um den Traunsee, die guten Darsteller und der psychologische Tiefgang, der aus dem ausgelutschten „Killer tötet Jugendliche“ - Schema noch etwas Interessantes herausholt, stellen so manche Amiproduktion in den Schatten.
Vor allem die nur spärlich, aber in diesen Momenten umso drastischer eingesetzte, Brutalität kann überzeugen.
Besonders betroffen hat mich die völlig gefühlskalt ausgeführte Ertränkung des ersten Opfers, durch den eine Kapuze tragenden Killer und die im krassen Gegensatz dazu stehende brutale Enthauptung eines Weiteren.
Die Todesszenen stehen jedoch nie im Mittelpunkt und werden nicht so ausgiebig und häufig zelebriert wie in Filmen wie "The hills have eyes" (Remake).
Die Kameraführung, die Bildqualität, die Story und die technischen Spielereien (Einstellungen ohne Ton etc.)
à absolut Nichts deutet auf eine Low Budget Produktion (wurde für fantastische 2 Mill. Euro gedreht) oder einen österreichischen Film hin. Wobei ich hier keinesfalls österreichische Filme schlecht reden will, sondern nur klar stellen will, dass man qualitativ keinen Unterschied zu ähnlichem Material aus anderen (Film-)ländern erkennen kann.
Der Score setzt sich ausschließlich aus Liedern von österreichischen Spitzenbands, wie „Three Feet Smaller“ oder „Julia“ zusammen und gibt dem Film somit einen eigenen, originären, Charakter.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Sprachauswahl.
Es ist herzerfrischend einmal einen Horrorfilm in österreichischem Dialekt zu sehen. In Deutschland wird es sicherlich eine Synchronisation geben (müssen).
Das hollywoodmäßige halb Happy End senkt leider den durchwegs positiven Gesamteindruck. Hier wollte man sich augenscheinlich nicht auf ein drastischeres Ende einlassen.
Fazit:
Überraschend gute österreichische Produktion, mit Genretypischen Mängeln und leicht durchschaubarer Geschichte, die vor allem durch die Spielfreude der jungen Darsteller, die tolle düstere Atmosphäre und den Score überzeugt.
Eigentlich 6/10; wobei es einen Sympathiepunkt (setzt sich aus Bewunderung, Patriotismus und dem Gedanken, dass ich schon viel schlechtere Filme mit 6/10 bewertet habe, zusammen) zusätzlich gibt.
Eine Info am Rande:
Zurzeit wird „In 3 Tagen bist du tot“ auf der ganzen Welt verkauft (bis jetzt in 26 Länder) und mausert sich zu einem der bekanntesten (kommerziellsten) österreichischen Filme die je gedreht wurden.