Hansi Kraus kennen viele nur zu gut als Lümmel, aus der berühmt berüchtigten "Die Lümmel von der ersten Bank"-Reihe. Ähnlich wie der "Schulmädchenreport", beherrschte die Reihe Anfang der 70er die deutschen Kinokassen. Heutzutage graust es die gestrengen Cineasten meist davor, sich an diese klamaukige Ära der deutschen Filmgeschichte zu erinnern. Nun gut, Hansis Karriere begann aber nicht erst bei den Lümmeln, sondern schon bei der Heimatfilmreihe rund um den Schriftsteller Ludwig Thoma und seinen berühmten "Lausbubengeschichten", die durchaus zum deutschen Literaturgut zählen. Hier nun also Teil Eins der Reihe, die für nicht weniger (aber auch nicht mehr) als den verregneten Sonntagnachmitag vor der Glotze gut ist.
"Lausbubengeschichten" erzählt von Ludwig Thoma, der zu Zeiten des deutschen Königs Ludwig II lebte und sowohl seiner Familie als auch seiner Umgebung die kühnsten Streiche spielt. Ob er nun das Gewand des Religionslehrers "Kindlein" besudelt, seiner ungeliebten Tante Frieda den Papagei abspenstig macht oder das Spielzeugboot seines blöden Cousins in die Luft sprengt, es ist eigentlich immer nur Unfug, was Ludwig anstellt und doch meint er es eigentlich nie böse... Im Grunde könnte man die "Lausbubengeschichten" fast als Biopic von Thoma bezeichnen, denn der Film hält sich ziemlich genau an sein Buch, in welchem er seine Kindheit, laut seinen Worten, wahrheitsgetreu niedergeschrieben hat und damit die Leserschaft (von damals) begeisterte. Kleinere Logikschnitzer kann man da locker übersehen, genauso wie die Tatsache, dass wirkliche Highlights durchgehend ausbleiben und alles in reinster Episodenform, wie schon im Buch, abgefilmt wurde. Spaßige Details verbergen sich hierdrin aber alle mal.
Dabei sind die Streiche des Lausbuben aber wirklich durchgehend von der harmlosen Sorte und heutzutage kann man nur müde darüber lächeln, wie sich die Erwachsenen damals nur so aufgeregt haben, wenn Thoma mal wieder einen seiner Streiche spielt. Doch zu damaligen Zeiten war es halt doch ungestüm, wenn ein 13 jähriger Bengel seinem Schwarm einen Liebesbrief schreibt, oder wenn er die Autorität seines Religionslehrers in Frage stellt. In den späteren Filmen gibt es dann auch noch solch klamaukige Szenen wie das Absägen der Brüste einer Statur zu bewundern oder Tinte in der Weihwasserschale und ihre Auswirkungen, sowie alle möglichen und unmöglichen Verfolgungsjagden, die natürlich in Zeitraffer ablaufen, so wie es in den deutschen Filmen von damals Gang und Gäbe war. Wirkliche Brüller kann dabei aber sicherlich keine mehr ausmachen, dafür wirken die Gags heutzutage einfach zu angestaubt und zu harmlos. Schmunzeln kann man aber dennoch allemal.
Zu den Streichen gesellt sich dann noch die urbayrische Gemütlichkeit, mit welcher die Lausbubenfilme allesamt umgesetzt wurden. Die immer grünen Kulissen, sowie die altertümlichen Bauten bürgen allesamt für eine fabelhafte Atmosphäre, die Kostüme sind Gold wert und die Musik einfach nur passend. Zudem sind natürlich auch die Dialoge allesamt von der treffsicheren Sorte, auch wenn man als Nichtbayer nur die Hälfte versteht. Wer mit der typisch bayrischen Inszenierungsart noch nie etwas anfangen konnte wird zwar sicher hierdrin seinen ultimativen Hassfilm finden, alle anderen dürften aber an der liebevollen Umgebung ihre Freude haben.
Ebenfalls gut sind natürlich auch die Darsteller. Hansi Kraus beweist jedenfalls, dass er schon vor den "Lümmel"-Filmen ein talentierter Jungmime war, dem man einfach nur gerne bei seinem Schauspiel zuschaut. Er ist wirklich ein wunderbarer Rotzlöffel, dem man aber nie wirklich böse sein kann. Hinzu kommen ein herrlicher Rudolf Romberg als Gottesfürchtiger und dadurch den Streichen Thomas immer verfallener Pfarrer "Kindlein", Käthe Braun als übersorgte Mutter Therese, sowie die grandiose Elisabeth Flickenschildt, die in der Rolle der ungeliebten Tante Frieda wohl ihre Paraderolle gefunden haben dürfte. Und auch alle anderen Darsteller, wie später z. Bsp. auch Frierich von Thun oder Rudolf Schündler (der Butler aus "Der Exorzist") legen eine runde Performance ab.
Fazit: Ludwig Thomas "Lausbubengeschichten" sind genau das, was man sich an einem verregneten Sonntagnachmittag in gemütlicher Familienrunde anschauen kann. Storymäßig nah dran an den Büchern und mit bayrischster Urgemütlichkeit in Szene gesetzt, sind die Streiche des Thomas zwar heutzutage mächtig angestaubt, für ein durchgängiges Wohlgefallen aber dennoch bestens geeignet, vor allem bei der älteren Generation. Nur die strengen Cineasten dürften sich wohl mit Grausem abwenden und etwas Reichhaltiges ist das Werk hier, bei aller Liebe, auch wirklich nicht. Aber anscheinend doch was für die Ewigkeit, wie das vor kurzem erschienene, liebevoll gestaltete, DVD-Release beweist.
Wertung: 6,5/10 Punkte
Die komplette Reihe im Durchschnitt: 5/10 Punkte