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Am 17. April 1969 fiel die letzte Klappe für „Pepe, der Paukerschreck“, am 19. August desselben Jahres die erste für „Hurra, die Schule brennt!“. Weil auch der dritte Teil ein Millionenpublikum in die Kinos trieb, konnte es in der Taktung „jedes Jahr zwei Lümmel-Filme“ weitergehen. Kontinuität konnte bei der Besetzung der Rollen aber auch weiterhin nicht hergestellt werden. Hansi Kraus, Theo Lingen, Rudolf Schündler, Hans Terofal und diesmal wenigstens auch Ruth Stephan blieben als Konstante bestehen, aber ansonsten geht das „Bäumchen, wechsle dich!“-Spiel in die nächste Runde, wenn auch nicht so exzessiv wie bei den Vorgängern.

Lehrer Blaumeier, zuvor zweimal von Balduin Baas und einmal von Harald Juhnke gespielt, erhält nun das Schauspielergesicht von Alexander Golling, während Juhnke zwar auch wieder mit dabei ist, aber hier als Ministerialreferent. Uschi Glas machte mal wieder eine Pause, wurde aber wenigstens gar nicht erst zu ersetzen versucht, sondern fehlt der Einfachheit ganz. Dafür verändert sich im vierten Film das vierte Mal Papa Nietnagel: nicht Georg Thomalla, nicht Willy Millowitsch, nicht Gustav Knuth, jetzt darf Wolfgang Gruner mal. Allein mit dieser Filmrolle könnte man eine leicht variierte Runde „Ich packe meinen Koffer“ spielen: "Ich sehe einen Lümmel-Film und Papa Nietnagel wird gespielt von ..."

Tja, und dann wären da auch wieder Peter Alexander und Heintje. Alexander spielt dabei nicht mehr den rasenden Reporter Roland, der sich als Lehrer ausgibt, sondern ist diesmal wirklich ein Lehrer mit dem Namen Dr. Bach. Heintje wiederum ist zwar nach wie vor das trällernde Goldkehlchen, als das er schon in „Zum Teufel mit der Penne“ für zwei Lieder gebraucht wurde, aber in diesem Film übernimmt er eine größere Rolle – als der Neffe von Dr. Bach. Beide kommen gemeinsam ans Mommsen-Gymnasium, nachdem zuvor die Schule, in der Bach arbeitete, niedergebrannt ist.

Immerhin eines ist bei der Alexander-Rolle gleich geblieben: Dr. Bach ist der Liebling der Schüler, der mit seinem frischen Unterrichtsstil auch Pepe (der in diesem Film wenigstens seinen Nachnamen „Nietnagel“ behalten darf, obwohl Alexander mitspielt) und seine Klassenkameraden auf seine Seite ziehen kann. Damit zieht er – gähn, auch das kennen wir ja bereits – den Unmut seiner Lehrerkollegen auf sich und muss auch unter tatkräftiger Mithilfe seiner Schüler sehr strampeln, um nicht entlassen zu werden, Maskerade als falscher Amtsarzt inklusive. Das hatten wir so ähnlich auch schon in Teil zwei.

Und gesungen wird natürlich auch. Gleich acht Musikstücke erhält Peter Alexander (darunter eine geradezu dramatische Verhunzung der „Bonanza“-Titelmelodie), zwei davon im Duett mit Heintje, der wiederum mit „Geh Deinen Weg“ und „Klein sein, das ist schön“ auch zwei Solo-Lieder erhält. Zehn Schlager in anderthalb Stunden – man kann sich ausrechnen, dass den Gehörgängen der Zuschauer so einiges abverlangt wird, auch wenn der Verleih mit dem Werbespruch „Das gab’s noch nie: Peter Alexander und Heinje singen und spielen zusammen im größten Paukerfilm!“ seinerzeit vermutlich auf ein Massenpublikum spekulierte, anstatt es abzuschrecken.

Neben den üblichen Streichen rund um ein Furzkissen, eine mit Schwarzpulver gefüllte Flöte und Abführmittel gönnt das Skript der Peter-Alexander-Figur diesmal sogar eine kleine Liebesgeschichte mit einer jungen Musiklehrerin, der natürlich einzig anderen fortschrittlich orientierten Lehrkraft – fertig ist das familienfreundliche Produkt, das mit vier Millionen Zuschauern die Goldene Leinwand einheimste, wie schon die drei Vorgänger. Es war halt eine andere Zeit. Manchmal bin ich froh, dass sie vorbei ist. 3/10.

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