Der Amerikaner Alex unternimmt zusammen mit seiner Schwester Bea und ihrer Freundin Amy eine Backpack-Tour quer durch Brasilien. Nach einem Bus-Unfall sind die drei kurzfristig aufgeschmissen und stecken an einem der traumhaften Strände fest, wo sie auf die Australierin Pru und die beiden Engländer Finn und Liam treffen. Während einer Beach-Party werden die sechs Touristen unter Drogen gesetzt und um sämtliches Gepäck, die Pässe und ihre Moneten erleichtert. Auf der Suche nach einer Polizei-Station gerät man mit einigen Einheimischen aneinander und bevor die Situation eskaliert, kann der Teenager Kiko gerade noch das Schlimmste verhindern. Gemeinsam macht man sich zu der im Dschungel gelegenen Hütte von Kikos Onkel auf, von wo aus man die Behörden unterrichten will. Dummerweise sind die Urlauber damit bereits in die Falle getappt, denn in genau dieser Hütte hat der Arzt Zamora sein Quartier aufgeschlagen und betreibt von dort aus einen florierenden Organhandel, für den bereits so mancher hochnäsige Gringo unters Messer gekommen ist... Zuerst verleidet "Hostel" einem die Slowakei und dann kommt "Turistas" ums Eck und propagiert, dass im brasilianischen Dschungel nicht minder scheußliche Torturen auf alle unachtsamen Ausländer lauern... kann man denn nirgendwo mehr in Ruhe Urlaub machen?!? Interessant in dem Zusammenhang ist allenfalls noch die Geisteshaltung der Macher, die hinter solchen xenophoben Streifen stecken und für die die guten, alten USA wohl tatsächlich noch der einzige sichere Ort auf der Welt sind. Eli Roths an den Kinokassen höchst erfolgreicher Folter-Schocker dürfte dabei die Initialzündung für einige Produzenten gegeben haben, sich doch mal an was Ähnlichem zu versuchen, die Originalität per se haben Regisseur John Stockwell und sein Drehbuchautor Michael Ross für ihren "Turistas" nämlich nicht unbedingt gepachtet. Mal abgesehen von der groben Prämisse und der Struktur der Handlung wird dem Vorbild da auch noch in einer ähnlich kruden Eye-Violence-Szene hofiert, was auch nur ein Hinweis darauf ist, dass das Mainstream-Publikum entweder zunehmend aufgeschlossener für solche Splatter-Späße wird, oder aber wieder dieselbe Zuschauer-Mentalität vorherrscht, die in den frühen 80er Jahren schon sämtliche harten Horror-Streifen zu Hits hat avancieren lassen. Also haben die Teenies wohl mal wieder das Sagen am Box-Office. Nun ja, immerhin ist John Stockwells Film zumindest ein Beweis dafür, dass ein Abklatsch auch mal besser sein kann als das Original, denn das Suhlen im Gekröse à la "Hostel" steht hier zumindest nicht ganz so weit oben auf der Prioritäten-Liste. "Turistas" möchte über weite Strecken viel lieber ein spannender Thriller sein, und schafft das zu aller Überraschung auch. Die Grund-Idee, dass die armen Touristen-Schweine im Busch als unfreiwillige Organ-Spender herhalten müssen, ist keinesfalls minder fies als Eli Roths Folter-Club für Besserverdienende, wird aber um einiges glaubwürdiger entwickelt und hinterlässt demnach auch mehr Eindruck, auf eingefleischte Stubenhocker dürfte das Ganze regelrecht verstörend wirken. Größtenteils verlässt sich der Streifen allerdings doch eher auf seine Schauwerte, insbesondere die hervorragende Unterwasser-Fotografie (kein Wunder, John Stockwell hatte zuvor ja schon den ebenso gut aussehenden "Into the Blue" abgeliefert) und seinen attraktiven Cast, für den das Skript sogar eine inhaltliche Begründung findet, die Jungs und Mädels die meiste Zeit über in skimpy Bade-Outfits herumlaufen zu lassen. Die Gore-Szenen halten weitestgehend den aktuellen Standard, werden aber nicht über Gebühr strapaziert, auch wenn die eine oder andere graphische Ausweidung drin ist. Die selbstverliebten bis dekadenten Kunstblut-Exzesse der "Hostel"-Streifen und "Saw"-Sequels sucht man hier hingegen vergeblich, stattdessen verlagert sich das Augenmerk im dritten Akt eher auf ein beinahe schon klassisches Flucht-Szenario quer durch die Dschungel-Kulisse. So manchem Horror-Fan wird das sicherlich zu wenig sein und man kann die Gore-Spasten schon förmlich aufschreien hören "So hart war der doch gar nicht!", man kennt das ja. Auf diese Klientel scheint es John Stockwell aber sowieso nicht abgesehen zu haben, dazu ist das alles zu farbenprächtig und auch nach herkömmlichen Maßstäben spannend geraten. Es hilft auch enorm, dass die Protagonisten dieses Mal einigermaßen sympathisch gezeichnet sind und sich in einem fremden Land nicht aufführen wie die Axt im Wald, denen wünscht man ergo auch nicht sofort den Tod. Das Drehbuch bemüht sich allgemein um Transparenz was die einzelnen Figuren anbelangt, da hat man sich sogar die Mühe gemacht dem Bösewicht der Chose eine relativ nachvollziehbare Motivation für seine Schnetzel-Orgien anzudichten, der greift nämlich auch nicht nur aus Spaß an der Freude zum Skalpell. So richtig enttäuschend geraten ist dann auch nur das ziemlich schlappe Finale, das den leidigen Rache-Gelüsten des Publikums nicht so richtig Zucker geben will... und dennoch kann man "Turistas" - auch dank seiner soliden Production Values - durchaus als einen der besseren Vertreter der Torture-Porn-Welle im Gedächtnis behalten, for whatever that's worth.
6/10