Die beste Serie ist Babylon 5, da kommt nichts auch nur annähernd dran.
Ihre größte Stärke ist zugleich allerdings ein Problem:
Es ist eine anspruchsvolle Serie - es hat keinen Sinn in der Mitte mal ein paar Folgen zu sehen.
Es heißt von Staffel 1, Folge 1 bis Staffel 4 Folge 22 dran zu bleiben.
Die einzige Serie der man wirklich anmerkt, dass sie von Anfang an auf 5 Staffeln konzipiert wurde. (Nach der dritten Staffel hieß es allerdings: Es gibt nur noch Geld für Staffel 4 - folglich ist Staffel 4 etwas gedrängt und bringt die Handlung zu Ende. Nach der 4. Staffel wurde die 5. doch noch bewilligt. Sie fällt - da die Haupthandlung beendet ist - von der Qualität ab, ist aber immer noch gut. Muss man allerdins nicht sehen, da wie gesagt die Handlung beendet ist)
Babylon 5 schafft es einen Spannungs- und Qualitätsbogen aufzubauen: Staffel 2 ist besser als Staffel 1 und Staffel 3 ist noch mal besser als Staffel 2, Staffel 4 ist etwa so gut wie Staffel 3 oder - je nach Ansicht - noch mal etwas stärker.
Die gesamte erste Staffel ist eigentlich der "Vorspann" für die folgenden Staffeln.
Dennoch gibt es etwas, was Babylon 5 nicht hat: Geld.
Strazinsky hat mal passenderweise gesagt: Was ST für eine Folge ausgeben kann muss bei mir für ne ganze Staffel reichen.
Das ist leicht übertrieben, aber nicht falsch.
Dennoch kommen die Raumschlachten bei B5 trotzem in teilen besser rüber - nämlich immer wenn Jäger mit dabei sind.
Jäger wenden nicht einfach, sondern werden vom eigenen Schwung noch ein STück weitergetragen.
Die Atmosphäre ist einfach klasse, auch wenn die Explosionen natürlich schlechter als bei ST aussehen.
Babylon 5? BÄH, das ist doch die komische Serie mit den komischen Frisuren.
Das ist der Standardsatz.
Ja, Babylon 5 kann man nicht einfach mal so anschauen. Aber wer sich mal die "Mühe" macht mit Staffel 1 anzufangen erlebt ein Universum dass kurzgesagt genial ist (und in einigen TEilen auch SW bei weitem überlegen ist)
Babylon 5 hat einen sehr hohen Realismus:
Es spielt in der Zukunt, aber es ist nicht die glorreiche kommunistische Zukunft a la StarTrek ohne Geld oder sonst was:
Es gibt Rassismus, es gibt Drogen, Prostitution, Sucht, Gewalt, Elend.
Kurz: Man schaut sich Babylon 5 an und weiß - wenn die Erde mal in 250 Jahren ne Raumstation baut und es Außerirdische gibt wird es mit ziemlicher Sicherheit genau so dort ablaufen.
Die Charaktere sind tiefgründiger dargestellt - es gibt nicht eine Gute Fraktiion und eine böse Fraktion. Die Grenzen verschwimmen immer weiter.
Jeder versucht für sich und sein Volk das Beste herauszuholen - und führt damit gleichzeitig durch manche Entscheidungen die Galaxis und damit sein eigenes Volk Richtung Untergang.
Die besondere Tragik kommt später daher, dass den Personen bewusst wird, dass sie sich auf der Straße des Verderbens bewegen - aber sie sind nicht mehr in der Lage etwas daran zu ändern und rechtfertigen vor sich selber dass sie "bereits zu weit darin verstrickt sind um jetzt noch zurückzukönnen"
Oder durch Ereignisse wird jedes Bemühen um die Kurve doch noch zu kriegen im Kreim erstickt.
Auch die "guten" Charaktere der Mannschaft sind nicht ohne Fehl und Tadel - der Sicherheitsschef schlägt auch mal einen Verdächtigen zusammen um sich selber abzureagieren. Ohne dass er deswegen ein böser Schläger ist - es ist schlicht menschlich und realistisch wie sich die Charaktere Verahlten.
Natürlich gibt es Charaktere die richtig "fies" sind - wie Bester zum Beispiel, ein Telepath.
Aber später (und besonders wenn man die dazugehörige Buchreiche liest) erkennt man dass auch er nur ein Mensch ist - mit Leuten die er liebt. Und vor allem: Das auch er alles nur tut um seine Art (die Telepathen) zu schützen, die er als seine Familie ansieht.
Und wenn man sich selber überlegt: Was würde man tun um seine eigene Familie, sei es nun Mutter und Vater, Schwester, Ehemann oder sonst wer zu schützen?
Die Serie hat unglaublichen Wiederanschauungswert - es ist sogar ziemlich wichtig sie ein zweites Mal zu sehen. Viele Dinge, Anspielungen in der ersten STaffel die in Staffel 3 erst bemerkbar werden, fallen einem gar nicht auf, erst beim zweiten oder dritten Mal anschauen.
Auch gibt es Handlungselemente, die nach einmaligem anschauen zu kompliziert sind um sie bis ins Letzte zu verstehen.
Der Realismus der Charaktere und Völker (nicht schwarz/weiß) setzt sich in den Folgen an sich fort:
So gibt es äußerst tragische Episoden:
Ein Planet wird von einer Seuche bedroht, auf Babylon 5 sterben Angehörige dieses Volkes. Franklin, der Artz, sucht verzweifelt ein Heilmittel.
Wie geht es bei ST weiter? Er findet eins und rettet grad noch den Planeten.
Nun, Franlin findet auch ein Heilmittel.
Aber es ist zu spät - der gesamte Planet ist tot, die Spezies wurde eliminiert.
Oder der Konflikt Religion - Medizin:
Ein kleines Kind muss operiert werden, aber die Religion seiner Eltern verbieten dass.
Franklin weiß, dass das Kind stirbt - und versucht alles die Erlaubnis zu bekommen.
Schließlich führt er die Operation ohne Erlaubnis durch und rettet das Kind.
Die Eltern sind zuerst entsetzt, arrangieren sich dann aber damit.
Hier wäre ST jetzt zu Ende.
Babylon 5 geht noch ein paar Minuten weiter - die Eltern nehmen ihr Kind, und gehen mit ihm auf die große Reise. In den Tod. Sie bringen ihr Kind um, da es durch die Operation bereits seine Seele verloren hätte und nur noch eine Hülle wäre.
Babylon 5 wirft einen ins Kalte Wasser. Es beginnt auf einer Raumstation Babylon 5, die nach dem Krieg Erde gegen Minbari (ein außerirdisches Volk) gebaut wurde.
Die Minbari hatten Kapituliert - aber warum ist völlig schleierhaft - die ganze Galaxis rätselt darüber.
Die Minbari waren der Erde unendlich überlegen, die Erde zerstöte kaum ein Schiff, die Minbari hatten bereits die Erde umkreist, die Menschheit stand am Rande der Auslöschung - und in dem Moment kapitulierten die Minbari.
Warum ist ein Rätsel dass erst später gelöst wird, zu einer Zeit in der der ganze Konflikt größer wird.
Ist am Anfang der Konflikt zwischen Zentauri und Narn der Brennpunkt in der Galaxis, findet später ein Kampf zwischen Mächten statt, die unendlich viel größer sind.
Trotz aller Probleme kommt in Babylon 5 der Humor nicht zu kurz. Die Serie strotzt vor wirklich lustigen Elementen. Keine billige witzchen - echter Humor, der unglaublich packend platziert ist.
Ebenso gibt es eine Fülle von Zitaten die man sich merken könnte.
(It is the quit ones who change the galaxy - the noisy just take the credit)
Auch hat die Serie eine spirituelle Ebene und Anspruch ohne jemals in den möchtegern philosophischen Schwachsinn eines Matrix 2/3 abzurutschen.
(It is the quit ones who change the galaxy - the noisy just take the credit)
Zusätzlich gibt es noch eine Reihe Bücher (allesamt englisch) die exzellent sind und zum besten gehören was es im SF Bereich gibt. (Insbesondere die bereits angesprochene Trilogie über Bester und die Telepathen)
Kurz: Wer Effekte über alles setzt wird mit Babylon 5 nicht glücklich
Wer eine irre spannende Story, differenzierte und interessante Charaktere, ein realistisches Ambiente, guten Humor, ausgearbeitete Storys ohne garantiertes Happy End haben möchte der bekommt mit Babylon 5 die beste Serie die man sich denken kann.