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Irgendwie lässt sich Ridley Scott in den letzten Jahren zwischen Großproduktionen wie „American Gangster“ oder „Kingdom of Heaven“ immer wieder kleine Filme zu drehen; zuerst „Tricks“, später „Ein gutes Jahr“.
Max Skinner (Russell Crowe) ist ein typischer Börsenmakler – also ein für Hollywoodmärchen typischer Börsenmakler, man achte schon auf den Zackigkeit ausdrückenden Namen. Der Karrierist, der seine Mitarbeiter mit einem saloppen „Good Morning, Labrats“ begrüßt. Die Börsenaufsicht möchte ihm auch ganz gerne auf die Finger klopfen, da seine Deals nicht immer mit rechten Dingen abzulaufen scheinen, da kommt eine Auszeit natürlich ganz gut.
Der Londoner erfährt nämlich, dass sein Onkel Henry (Albert Finney) verstarb, und ihm sein Anwesen nebst Weinberg überließ. Also reist Max dorthin, um den Verkauf zu managen, doch lange kann er sich dem Charme der Gegend nicht entziehen...

An sich ist „Ein gutes Jahr“ ein Film, den man ganz einfach hassen könnte: Der Held scheffelt bereits Knete wie Heu, hat seine menschlichen Fehler, kommt dafür aber immer noch reichlich sympathisch daher und wird zum Schluss noch mit ländlicher Idylle und der Liebe einer gutaussehenden Französin belohnt – natürlich geläutert. Also im Grunde genommen Märchenkitsch der altbekannten Sorte, der außerhalb von Fankreisen ziemlich verachtet wird.
Jedoch besitzt „Ein gutes Jahr“ immerhin doch einige Vorzüge, die den definitiv zu lang geratenen Film retten. 113 Minuten Lauflänge hätten es dafür sicherlich nicht sein müssen, denn viel passiert nicht und auch die Hindernisse, die auf dem Weg zu gutem Weinanbau und mehr Menschlichkeit überwunden werden müssen, sind auch nicht so groß. Jedoch ist die Geschichte durchaus mit Herz erzählt, was in einigen Momenten auffällt, z.B. als Christie (Abbie Cornish) den Brief Henrys öffnet. Zudem lebt „Ein gutes Jahr“ vom Zusammenspiel seiner Figuren, die auch mehr Ecken und Kanten haben, als man anfangs vermuten mag – selbst der recht klischeehaft eingeführte Max besitzt noch mehr Facetten, was vor allem durch zahlreiche Rückblenden in seine Jugend, die er auf dem Weinberg verbrachte, deutlich gemacht wird.

Zudem besitzt „Ein gutes Jahr“ auch eine Portion charmanten Wortwitzes, die für die eine oder andere Länge entschädigt. Vor allem spart die Kombination aus britischem Regisseur und australischem Hauptdarsteller nicht mit Seitenhieben auf Amerikaner, z.B. in Form ignoranter Touristen oder als potentielle Abnehmer für schlechten Wein. Herrlich auch das Tennismatch zwischen Max und Francis (Didier Burdon). Solche kleinen Momente sind es dann, die „Ein gutes Jahr“ genug Stimmung verleihen, um den wenig begeisternden Rahmen zumindest teilweise auszugleichen.
Zudem gewinnt der Film sehr durch Russell Crowe, der nach seinen kernigen Männerrollen hier eher den Anzugkrieger spielt, immer noch etwas von seiner gewohnten Kämpfernatur behält, aber dennoch auch den kultivierten Touch der Rolle sehr überzeugend rüberbringen kann. Albert Finney hat eher wenige Szenen, veredelt diese aber und im Bereich Supportcast vollbringen vor allem Abbie Cornish, Didier Burdon und Isabella Candelier wirklich großartige Leistungen als Max’ mehr oder minder freiwillige Genossen auf dem Weinberg.

Um als wirklich gelungenes Feelgood-Movie durchzugehen, ist „Ein gutes Jahr“ dann schlussendlich zu simpel, zu zuckersüß und zu lang, doch ganz an die Wand gefahren ist das Projekt definitiv auch nicht: Schauspieler wie Regie machen ausgesprochen gute Arbeit und die nötige Portion Charme und Wortwitz entschädigt für einige der Mankos.

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