Review

Offenbar ein Film, der polarisiert. Manche lieben ihn, andere hassen ihn. Ich gehöre zur zweiten Kategorie. Eigentlich bin ich dadurch ungeeignet für eine Review. Zu unsachlich! Oder ist das kein Hindernis?
Zudem scheint mir, auch die leidenschaftlich Liebenden sind sich nicht zu blöd, ihre Liebe zu verewigen. Sie schreiben einfach irgendetwas, das gar nichts mit ST zu tun hat, sie reihen einfach zufällige Worte aneinander, um ihre
Liebe auf ewig zu verklären. Doch was sie schreiben, können sie nicht in dem ST gefunden haben, den ich gesehen habe. Sie müssen einen anderen Film gesehen haben. Was sie preisen, kam in ST nicht vor!

Halt! Mal wieder bin ich total unsachlich. Der Hass verzerrt mir die Züge und den Geist! Ich fand durchaus Positives in ST: die großartigen Ideen: Postapokalypse, Überwachungsstaat, War On Terror, Neomarxistische Rebellen, Polizeigewalt, ein tätowierter, muskelstarrender Actionfilmstar,
ohne Gedächtnis in der Wüste, Powerfrauen, die ihre türkisbunten BHs aussen tragen und Kerle elektroschocken, Buffy als Anführerin einer vloggenden Pornstargang, Bai Ling als halbnackte Asia-Barbie, korrupte Politiker, Ökokrise und Mad Scientists – ST's Liebhaber haben recht: eigentlich KANN das nur ein guter Film sein.

Doch weit gefehlt! KEIN guter Film! Gerade wegen der guten Ideen ärgerte ich mich: Gute Ideen, vielversprechende Ausgangspunkte, doch für ST wurde all das in einen großen Eimer geschaufelt, es klingelte unten an der Tür, jemand
stolperte, ließ den Eimer eine Treppe runterfallen, trampelte durch den Ideenhaufen, zerdrückte sie im Suff, öffnete einer Herde Elefanten die Tür, die hielten auf den Trümmern eine Steptanz-Lektion ab, Mr. Suff erbrach sich angesichts der steppenden Riesen über die Treppe. Eine unterbezahlte Putzkraft, die vor lauter Hunger und Armut nie die Sprache hatte lernen können, kehrte den Matsch in ein Planschbecken, ließ Weihwasser hinein, rührte sie um und stellte sie zurück vor Darko Entertainment's Tür. Ein Praktikant ließ das Planschbecken die Treppe wieder runterrutschen, zum vor der Tür liegenden Venice Beach. Zufällig kam dort ein geistig verwirrter Sehbehinderter vorbei. Dem wurde der Blindenhund weggenommen und statt dessen ein Megafon in die Hand gedrückt: „Du bist Cecil B. DeMille! Verfilme, was Du im Planschbecken erhaschen kannst!“ „Aber...“ „Aber stell' bloß keine Fragen!“ Am Ende der Dreharbeiten brachte der Blindenhund das Gemenge
ungeschnitten ins Kopierwerk, rechts und links Datenträger verlierend.

Nur so erkläre ich mir die viel zulange Überlänge, den Schauplatz, eine Atomexplosion in Texas (Wieso in TEXAS?!? Eine Million mögliche Ziele, und Terroristen wählen ausgerechnet TEXAS?!? Come on! Was könnte unglaubwürdiger sein!?!), eine Postapokalypse, in der alles so wie vorher ist, die Ressourcenkrise, in der alles wie vorher ist, die fehlenden Zusammenhänge, die vernachlässigten Charaktere und Einfälle, die banale Optik, die prätentiösen Off-Monologe, die Bibelzitate und den Mangel an Erklärungen.

„This is the way the world ends“, verspricht allein der Trailer zweimal – ST selbst, gleich zu Beginn, verspricht es uns noch öfter. Aber seid versichert, Leute: IM Film erleben wir das Ende NICHT!

Obwohl, nach ca. zwei unerträglichen Stunden (gefühlten 10 Stunden) kommt ST auf seine Ankündigung zurück: „So wird die Welt enden!“ Ich schöpfte noch einmal neue Hoffnung, als noch einmal das „Ende der Welt“ angedroht wurde:
Denn wenn sich die zwei Taverner-Ichs berühren, bedeutet das, laut Film, das Ende der Welt, also wohl das Ende des Films, hurra!

Dann berühren sich die zwei Kerle („Endlich! Nach 100 Stunden!“ jubiliere ich): Doch hoppla! Das versprochene Ende der Welt tritt doch nicht ein! („Was!? Mist! Der Film ist IMMER noch nicht zu Ende!?!“) Sondern nur ein Truck
schwebt in die Luft! („Hääh? Was'n jetzt los? Was soll DER Quatsch!?“) Noch eine Enttäuschung. Das ist beispielhaft das Prinzip des Films: Etwas wird eingeführt, ist sogar vielversprechend – und wird im nächsten Moment ignoriert und/oder verkorkst.

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