Southland Tales (2006)

Southland Tales - Richard Kelly

Enthält leichte Spoiler

Was erwartet das Publikum von dem Mann der Donnie Darko gemacht hat? Nun, eine ganze Menge nehme ich an. Ich habe ja ebenfalls viel erwartet. Also egal was Richard Kelly uns gezaubert hat, es muss die Erwartungen der Fans bei weitem übersteigen. Er war verantwortlich für einen absoluten Kultfilm, daher hatte es Kelly wohl mehr als schwer das Publikum mit seinem zweiten Film zu überzeugen, da er doch als die Große Hoffnung Hollywoods gilt, das Ausnahme Nachwuchs Talent. Ganze Vier Jahre verbrachte Richard kelly mit Southland Tales, von der Planung bis zum Dreh. Als der Film dann endlich fertig war folgte das Debakel in Cannes. Dort musste sich Southland Tales zuerst beweisen, wie eigentlich die meisten Filme. Southland Tales wurde nahezu zunichte gemacht, so das am Ende nichtmals mehr großartig Wert auf eine Kinoauswertung gelegt wurde. Kellys zweiter Film, floppte also genau wie sein Donnie Darko. Nun wird es sich zeigen ob sich Southland Tales zumindest auf unseren Heimischen DVD Playern beweisen wird. Denn auch Donnie Darko wurde erst auf einem Silberling zum Kult.

Auf keinen Film habe ich mich in letzter Zeit so gefreut wie auf Southland Tales. Ich wollte Kellys neuen Film unbedingt sehen, ich wollte mich selber davon überzeugen ob er nur ein One Hit Wonder war. Zugegeben, mir war nicht ganz wohl dabei als ich dieses knapp 140 Minuten Werk in meinen DVD Player legte. Doch kaum fing der Film an fühlte ich mich wieder ganz wohl, genau wie bei Donnie Darko. Ich wusste zwar nicht so richtig worum es geht, alles war auch sehr verworren, doch ich fühlte mich wohl. Richard Kelly hat es geschafft mit einem für so einen Film untypischen Cast voll und ganz zu überzeugen. Ich bin so zufrieden das ich es kaum beschreiben kann. Schon lange hat mich ein Film aus den USA nicht mehr so begeistern können. Da Frage ich mich, habe ich den gleichen Film gesehen wie die Kritiker in Cannes? Ja, leider hängt von diesen überbezahlten Möchtegern Filmkennern der Erfolg eines Filmes ab.

Es ist natürlich nicht gerade einfach ein Review über einen Film zu schreiben den man eigentlich mit Worten nicht erklären kann obwohl man ihn gesehen hat. Southland Tales ist für mich ein Märchen, eine Geschichte die unseren eigenen Untergang erzählt. Ein Endzeit Film der uns den perfekten Überwachungsstaat zeigt. Ein Endzeit Film der uns zeigt wie verdorben wir doch sind. Ja, in die Tiefen Abgründe des Menschlichen Unterbewusstseins führt uns Richard Kelly. Das ist seine Welt, seine Vision. Mit seinem sarkastischen Unterton, ja es ist fast schon eine Komödie, so will uns Southland Tales zeigen das man einfach alles belächeln kann.

Die Leute die Donnie Darko gesehen haben werden natürlich wissen worauf sie sich bei Southland Tales einlassen. Die anderen Leute, die nur den Cast kennen wird wohl ein ziemlicher Alptraum erwarten. Kelly hätte keine schlechtere Auswahl an Schauspielern für seinen Film treffen können, und doch gerade dieser Cast macht den Film einzigartig. Mich konnte wirklich jeder Schauspieler überzeugen. Von Dwayne Johnsons (den ich aber so oder so schon immer gerne gesehen habe) wie auch Sean Wiliam Scott der hier endlich mal beweist das er eine wirklich ernste Rolle spielen kann, denn ausgerechnet von ihm, dem "Stifmaster" bekommt man keinen einzigen Gag zu hören.

Die Dialoge in Southland Tales sind aber Allgemein genial. Ich könnte hier zahlreiche Sprüche aufzählen die mich ziemlich zum lachen gebracht haben. Der ziemlich ernste Hintergrund wird meistens mit Gags runtergespielt, aber genau darin liegt Kellys Aussage. Es werden Leute erschossen, sogar eine Hand wird abgehackt, doch immer wieder spielt man diese ernsten Situationen mit Gags runter. Es soll uns zeigen wie tief der Mensch doch gesunken ist. Aber man kann natürlich viel darein Interpretieren, daher sollte sich auch jeder die Freiheit nehmen sich seine eigene Meinung über den Film zu bilden, denn noch ist es nicht ganz so weit wie im Film das man sich schon um seine eigene Meinung sorgen machen muss.

Es gibt auch einige sehr seltsame Gastauftritte und Cameos. Da wäre zum einen Eli Roth der direkt ohne auch nur einen Dialog gehabt zu haben auf einer Toilette erschossen wird. Oder Christopher Lambert der Waffen in einem Eiswagen verkauft. Seinen Text kann man an einer Hand abzählen und über den Sinn seiner Rolle kann man sich ebenfalls so seine Gedanken machen. Aber Southland Tales wirft so viele Fragen auf. Da sollte man sich um diese Auftritte eher weniger Sorgen machen.

Wichtig ist nur das der Film Spaß macht. und das tut er wirklich. Obwohl 20 Minuten fehlen kommt der Film mir nicht zusammengeschnitten vor, natürlich würde ich mal gerne die Originalfassung sehen, aber selbst in dieser Fassung macht Southland Tales echt Spaß. Der film wird zu keiner Zeit langweilig. Es gibt ständig interessante Kulissen und immer wieder neue innovative Ideen. Der Film ist unberechenbar, man kann ihn nicht durchschauen. Es werden eher wie in einem David Lynch Film immer mehr Fragen aufgeworfen bis der Film dann endet. Und leider liegt auch hier das einzige Problem das ich mit Southland Tales habe, das Ende. Ich hätte es mir bei weitem Apokalyptischer vorgestellt. Vielleicht machen sich die 20 Minuten ja gerade bei dem Ende bemerkbar, wäre aufjedenfall schade. Trotzdem gibt es aber ein schönes Feuerwerk am Ende zu sehen.

Der Soundtrack stammt von Moby, ich würde mich nicht als Fan bezeichnen muss aber sagen das der Soundtrack wirklich sehr gelungen ist. Sehr gefallen hat mir übrigens die Musical auf Droge Szene mit Justin Timberlake. Am Ende wird dann wohl jeder der Mulholland Drive gesehen hat wieder eine Gänsehaut bekommen, denn Rebecca Del Rio sing die Amerikanische Nationalhymne, die sehr bedrohlich wirkt.

Fazit:

Ich bin auch schon so gut wie am Ende angekommen meiner kleinen Besprechung und denke das ich nichtmals 5% des Films besprochen habe. Aber das ist auch unmöglich seine ganzen Emotionen in ein Review einzufügen. Ich kann nur sagen das ich einen wirklich besonderen wie innovativen Film gesehen habe. Ein Werk wo sich eigentlich kein Regisseur dran trauen würde. Einer hat sich dennoch getraut etwas zu wagen, und was hat es Kelly gebracht, nichts! Mut wird nicht belohnt in Hollywood. Leider wird so eine Perle immer wieder in der Sequel Masse untergehen. Wer sich dennoch traut dieses Werk zu schauen sollte sich aber viel Zeit nehmen, und ihn am besten gleich ein zweites mal schauen. Und geniessen sollte man Southland Tales sogar doppelt, denn wie Richard Kelly im Making Of sagt war dies sein letzter Film wo es um Zeitreisen und Weltunergang geht.

Ja, Southland Tales ist ein Märchen, ein Märchen über Gesellschaftskritik, Weltuntergang, Zeitreisen, Krieg und Einsamkeit mit tollen Darstellern, ein echt schönes Märchen. Das einzige was ich euch da noch wünschen kann ist.....

Have A Nice Apocalypse

9/10 Punkte