Review

Dieser Film ist mir ein besonderes Anliegen, weshalb ich ein Review dazu verfasst habe. Dabei ist es oft so, dass gerade Episodenfilme ein Nischendasein fristen, sieht man vielleicht von Pulp Fiction ab. Die Episoden hier haben ein einziges Bindeglied: Das Gewehr, und es ist meistens so, wie es hier erzählt wird, denn die anderen Personen wissen meist nichts von den Schicksalen oder Lebensverhältnissen, in denen die Personen, mit denen man unfreiwillig nur einen kurzen, einzigen
Berührungspunkt hat, zu Hause sind, und das sind ganz unterschiedliche Welten.

Da sind zum einem Susan und Richard, die anscheinend recht wohlhabend sind. Zwei Kinder, ein großes Haus, eine Haushälterin. Und trotzdem sind sie, wie man es immer so schön sagt, zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort, denn nur durch einen Zufall und die Spielerei der beiden Brüder kommt Susan hier zu Schaden - herausgerissen aus ihrer heilen Welt.

Ohne es zu wissen sind auch ihre Kinder in Gefahr, denn die Haushälterin hat nicht bedacht, dass sie nicht einfach die Kinder einpacken und mit nach Mexiko nehmen kann. In der Wüste wären sie fast verdurstet, wenn sie nicht gefunden worden wären. Das hat im eigentlichen nichts mit Hassan und Yussof zu tun, aber wenn der Schuss so träfe, dass Susan dabei stirbt, dann haben genau diese beiden Kinder
keine Mutter mehr.

Auf der anderen Seite der Welt gibt es eine japanische Familie, die es bestimmt nicht leicht gehabt hat: Ein wahrscheinlich erfolgreicher Geschäftsmann hat eine Tochter, doch leider ist diese taubstumm. Und man erfährt die Qualen, die sie erleidet, da sie von überall Zurückweisung erfährt, und das, wie sie es zumindest empfindet, aufgrund ihrer Behinderung. Deshalb flüchtet sie sich in die Arme eines jeden, der ihr in die Quere kommt, sei er nun Zahnarzt oder
Polizist. Auch das hat mit Yussof und dem Schuss auf Susan wiederum nichts zu tun, aber es war das Gewehr ihres Vaters, bevor er es an Ibrahim verschenkt hat, und deshalb ist die Spur bis nach Japan zurückverfolgt worden.

Man erfährt hier einiges über die Hintergründe eines jeden Einzelnen, obwohl die Personen im wirklichen Leben nichts miteinander zu tun haben. Auch als sich die Wege kurz kreuzen, haben sie nichts miteinander gemein, sieht man einmal von der Familie Richard, Susan, Michael und Debbie ab, und gerade das macht diesen Film interessant.

Dabei kommt es hier nicht auf Spannung an, denn wir sind hier eher in einem Drama gelandet, denn aus einem "Aus-Spaß-auf-einen-Reisebus-schießen" wird Ernst, spätestens dann, wenn die Polizei einen der beiden Brüder tötet. Die Geschichte dahinter ist das, worauf es hier ankommt, und diese ist fabelhaft umgesetzt worden, und gerade deshalb bin ich der Meinung, dass dies auch wieder so ein Film ist, der zu Unrecht viel zu wenig Beachtung erhalten hat.

Die Schauspieler, allen voran natürlich Brad Pitt und Cate Blanchett, sind hier nebensächlich, denn die Rollen sind ausgeglichen verteilt, auch wenn die beiden Hollywood-Stars wohl eher im Gedächtnis bleiben als der Darsteller von Abdullah. Vielleicht war es auch einfach Marketingstrategie. Notwendig wären diese beiden Schauspieler für die
Charaktere nicht unbedingt gewesen. Der Regisseur Iñárritu hat hier sehr gute Arbeit geleistet, obwohl er gar nicht so viele Filme veröffentlicht hatte. Zumindest 3 Jahre zuvor mit "21 Gramm" hat er einen ebenso exzellenten Film mit tragischer Komponente abgeliefert.

Was hier weiter auffällt ist die Musikauswahl, denn diese ist genau an den Stellen vorhanden, wo sie auch sein soll, und das auf gekonnte, ganz dezente Weise. Der Ton spielt hier sowieso eine große Rolle, denn gerade, wenn gar nichts zu hören ist, kann der Film absolut gut zur Geltung kommen. Man beginnt dadurch zu verstehen, wie es ist, wenn man sich taubstumm in einer Disco bewegt, so ganz ohne Musik und nur mit den Lichteindrücken.

Was dem ein oder anderen hier allerdings deutlich stören wird, ist die Tatsache, dass der Film zu mindestens 80 % untertitelt ist. Das liegt leider an den jeweiligen Landessprachen. Mich hat es nicht gestört.

Abschließend bleibt nur eine Empfehlung für diejenigen, die sich auch mit etwas anspruchsvolleren Filmen auseinandersetzen möchten eine Empfehlung übrig. 0815-Kino sucht man hier vergeblich und dann sollte man lieber auf eine Sichtung verzichten.

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