Vier Episoden: Eine über die beiden Söhne eines marokkanischen Ziegenhirten, die zweite mit Brad Pitt, wie er und seine Frau auf einer Auslandsreis von vermeintlichen Terroristen unter Beschuss genommen werden, die dritte über eine Hochzeit in Mexiko und die vierte über eine taubstumme Jugendliche in Tokio und wie schwer es ist, in der Disco ordentlich abzugehen, wenn man nichts hört.
Vier Episoden, die alle irgendwas miteinander zu tun haben, ineinander übergehen, von einander abhängen, miteinander zu einem stimmigen Kosmos verschmelzen.
Da drängen sich doch gleich Gedanken an den Streifen mit der goldenen Uhr, den Fußmassagen und dem Hinkebein auf. Und man liegt gar nicht so daneben, nur dass „Babel“ eben ein bisschen anspruchsvoller, ernster, unreißerischer, realitätsorientierter arbeitet als der Gottfilm vom Mann mit dem Knautschgesicht..
Nein, Vergleiche zu diesem sind eigentlich völlig fehl am Platze. „Babel“ ist ein nachdenklich stimmender, für Kleinigkeiten und vermeintliche Nebensächlichkeiten sensibel machender Film, der uns mal wieder aufzeigt, wie klein doch die Welt ist, und dass unser Universum ein in sich geschlossener Käfig ist, in welchem jede Handlung eine Reaktion nach sich zieht.
Klingt nach großem Kino… und ist es auch. Fast zumindest, würde der Film nicht in so einer uneindeutigen Sprache sprechen und sich nach dem Kinobesuch einfach in Luft auflösen. Kein Echo, kein Nachbeben, keine Ringe im Gedankenwasser, keine These oder Problematik, die noch mal überdacht werden muss und den ganzen Abend lang nicht zur Ruhe kommen lässt, weder ein schlechtes, noch ein gutes Bauchgefühl, das noch Tage lang aufs Gemüt drückt.
Nein, nichts dergleichen. Man verlässt den Vorführsaal und der Film ist einfach weg.
Hier geht es ziemlich dramatisch zu – ohne Tränendrüseneinsatz wohlgemerkt -, um sich dauerhaft im Gedächtnis zu manifestieren, hätte es aber einer etwas drastischeren Ausdrucksweise, krasseren Stilmitteln, sprich: einen Vorschlaghammer, der ins Mark drischt, bedurft, doch auf diesen cineastischen Messerhieb in den Rücken wartet man hier leider vergebens.
Technisch ist der Streifen aber makellos, ein echtes Erlebnis sogar (auf der großen Leinwand zumindest). Seine Bildersprache lässt die Stratosphäre weit hinter sich, besteht hauptsächlich aus ruhigen, fast statischen Aufnahmen und präsentiert uns Schnappschüsse, die ein Starfotograph auf einer Weltreise gezaubert hat. Schauspieler sind auch alle oskarverdächtig (Brad Pitt macht auch mit Tränensäcken eine echt gute Figur!) und das Feeling schwappt auch wirklich über und balsamiert die Seele. Aber eben nur für den Moment.
Beim Abspann bleibt man zwar schon noch ein paar Minuten sitzen, dampft ein wenig aus, doch mit dem Verlassen des Vorführsaals ist der Film *pust* - wie Keyser Soze - einfach weg.
Fazit daher:
Guter Film, keine Frage. In Punkto weiter klingender Nachhall wäre aber eindeutig mehr drin gewesen.