Review

Erstmal vorab, damit das schon mal geklärt ist: Warum muss ein Film des biblischen Namens „Babel", der ohnehin schon zu ca. 70% in fremder Sprache mit Untertitel gezeigt wird, in den 30% US-O-Ton, dem Einzigen also, was man als normalsterblicher und nicht sprachtrendbewusster Deutscher auch ohne Untertitel wohl ausreichend verstände, noch kaputtsynchronisiert werden? Das führt den deutschen Synchronisationskrampf dann doch wirklich ins Ridiküle.
Und postvorab: Der Titel des Filmes hat mit der Handlung, oder besser: dem bisschen, was man als Handlung bezeichnen könnte, nichts, aber auch wirklich gar nichts zu tun.

Inhalt: Der Film verläuft in drei verschiedenen Handlungssträngen, die räumlich und teilweise auch zeitlich voneinander getrennt sind. Den eigentlichen Hauptstrang bildet das Touristinnenabschussgeschehen in einer rural geprägten Ecke Marokkos. Hier sieht man als Zuschauer dumme, unerzogene Blagen, die ein gewissenhafter Vater ohne vorherige Einweisung mit einem Gewehr versorgt hat. Der Einweisungsmangel führt dann leider am Primärziel - dem Erlegen von Schakalen - vorbei und endet mit einem Kollateralschaden, der eine amerikanische Touristin viel Blut und fast das Leben und ihren Mann und einige Mitreisende eine ganze Menge Schweiß kostet. Zeitlich leicht verschoben wird dazu eine Parallelhandlung angeboten, der zweite Handlungsstrang, in dem eine illegal beschäftige Haushälterin die Kinder des in Marokko festsitzenden Amerkaners mit auf die in Mexiko stattfindende Hochzeit ihres Sohnes nimmt, und der nach den Feierlichkeiten die Wiedereinreise verwehrt wird. Die dritte Parallelhandlung spielt in Japan und ist mit den beiden anderen Handlungsverläufen nur durch eine Winchester M70 (?) mit .270er Kaliber verbunden. Ansonsten ist sie weitgehend in sich geschlossen und zeigt ein junges, taubstummes Schulmädchen, das nach Liebe lechzt und Liebe mit dem Geschlechtsakt verwechselt - tut man ja in juvenilem Alter noch bisweilen - und sich gleichzeitig allen wirklich zuneigungsbezeugenden Personen gegenüber verschließt.

Drei Stränge, drei Facetten des Leidens, die den gebannt zur Leinwand schauenden und womöglich, wie in meinem Fall, durch regelmäßige Beigaben von Darmgasausströmungen unreifer Spacken, die in den umgebenden Reihen ihre physische Existenz auskosten, in eine ganz eigene Form des Leidens gebrachten Kinobesucher gut zweieinhalb Stunden lang a) langweilen, b) deprimieren und c) nach dem Sinn, nach einer eigentlichen Aussage suchen lassen. Letzteres tut er vergebens, ersteres klimmt sich gegen Ende zur Klimax herauf und winkt mit den wehenden Fahnen der Ermüdung und, nun gut, das Mittlere, also Punkt b.), das Deprimiertsein, vergisst man auf dem Heimweg recht schnell.
Die Regie, das muss man zugestehen, ist sehr lobenswert und rettet, neben den teils doch zum Schmunzeln reizenden Japanmädchen und mexikanischen Volksmusikern, den Film vor dem völligen Absturz. Die Emotionen werden gut in Szene gesetzt, die Kameraführung zeichnet sich durch konsequente Einheitlichkeit aus - der Zuschauer bleibt von Stilbrüchen und dummen Computeranimationen verschont - Brad Pitt ist kein beleidigt wirkender Superheld, sondern ein ganz normaler Mann mit ganz normalen und den Umständen angemessnen Emotionen, die Maske ist glaubwürdig. Leider stören das andauernde und etwas reißerisch in den Vordergrund gedrückte Leiden der Leute, die gerade zum Ende hin zunehmende Langatmigkeit, das Fehlen von wirklicher und dem Selbstanspruch des Films genügender inhaltlicher Tiefe die Wirkung des schön ausgearbeiteten Rahmens erheblich, weshalb mehr als 4 Punkte für diesen Film nicht drin sein können.

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