Review

Schon die „Verdienste“, die „Monster AG“ aufzeigen kann,
lassen vermuten, dass es sich um einen überzeugenden Film handelt. Zum Einen
hätten wir da die Einnahmen aus den Lichtspieltheatern dieser Welt. Insgesamt
brachte der Film dort 524 Millionen US-Dollar ein. Das ist doch schon mal ein
Wort. Betrachtet man die reinen Animationsfilme, so bedeutet das Platz 5 in der
Liste der Erfolgreichsten.


Dazu kommen 4 Oscarnominierungen. Für Randy Newman’s „If I
didn’t have you“ konnte dieser Titel auch eingefahren werden. Obowohl Monster
AG mittlerweile genauso alt ist wie 9/11, habe ich ihn mir nie zu Gemüte
geführt. Das liegt eventuell daran, dass ich den klassischen Zeichentrickfilmen
von Disney lange nachgetrauert und mich gegen das neu aufkommende
Computeranimationsgewerbe gewehrt habe. Endlich konnte ich mich dann gestern
überwinden, das Werk anzuschauen und mich in einer objektiven Weise damit zu
beschäftigen.

 Zunächst zur Handlung: Wir werden nach Monstropolis
entführt, eine Stadt, in der nur Monster leben. Wo sie sich befindet, wird nie
so recht klar. Ist sie aus einem Paralleluniversum? Ein unentdeckter Platz auf
der Erde? Auf diese Fragen gibt es keine Antworten. Fest steht nur, dass über
Millionen Türen eine Verbindung zu den Kinderzimmern der Menschen besteht.
Diese Türen findet man in der „Monster AG“, eine monstropolitische Firma, die
sich die Energiebeschaffung zum Ziel gemacht hat. Energie wird aus den Schreien
der Menschnkinder gewonnen. Zu diesem Zwecke auch die Türen: Die angestellten
Monster treten durch sie in die Menschenwelt ein und erschrecken dort die
ahnungslosen Kinder, um dann ihre energiehaltigen Schreie einzufangen. Vor den
Kindern selbst haben sie dabei enorme Angst: Eine Berührung mit ihnen kann
lebensbedrohlich sein. Das befürchten die Monster zumindest. Die besten
Erschrecker der Firma sind auf der „guten Seite“ James P. „Sulley“ Sullivan,
auf der „bösen Seite“ Randall Boggs. Ersterer ist ein türkises, lila getupftes
Wesen mit Hörnern, das ständig von Mike Glotzkowski, seinem einäugigen, grünen
Freund begleitet wird. Sie sind gleichzeitig die Sympathieträger und
Hauptakteure des Films. Ihr Feind ist Randall, eine molchähnliche, lila
Gestalt, die um jeden Preis den Titel als bester Erschrecker einheimsen will.
Es scheint einen fairen Zweikampf zwischen den beiden zu geben, bis ein
Menschenkind Einzug in Monstropolis enthält. Sullivan und Glotzkowski müssen es
irgendwie schaffen, das Kind zurück in seine eigene Welt zu befördern, wobei
besonders Sullivan Gefühle für sein Menschenkind, das er Boo nennt, aufbauen
kann. Randall hat jedoch andere, profitgeile Pläne mit dem Kind und stellt sich
den beiden in den Weg. Dabei würde er sogar über Leichen gehen. 

Die Story ist ganz niedlich anzuhören, die Frage ist nur,
wie man in einem Kinderfilm Monster als Identifikationsfiguren etablieren will.
Kein Problem: Die Monster sehen (bis auf Randall) alle ganz sympathisch und
keineswegs furchteinflößend aus. Lediglich wenn sie Kinder erschreckend,
verfinstert sich ihre Miene ein wenig. Aber der Film hat stets einen lockeren
und gut gelaunten Unterton, weswegen das Monsterthema gut umgesetzt werden
kann. Die Animation der Monster ist sehr gut gelungen: man ließ sich eine
riesige Palette an Monsterfacetten einfallen, die allesamt schön anzuschauen
sind. Dabei scheute man keinerlei Mühen: Für Sullivan beispielsweise, ein
behaartes Monster, wurden alleine 2,3 Millionen einzelne Haare animiert.


Das deutet auf eine gelungene Optik hin, was ich voll und
ganz unterstreichen will. Liebevoll wird auf jedes Detail geachtet und z.B. auf
jeden Gesichtsausdruck, auch wenn er gerade nicht im Fokus steht. Gerade für
2001 war das in diesem Genre noch keine Selbstverständlichkeit. 

Wie sieht es aus mit dem Humor? Hier finde ich persönlich
immer wichtig, dass man nicht nur das minderjährige Publikum zufrieden stellt,
sondern generationsübergreifend vorgeht. Das ist den Machern von „Monster AG“
gelungen. Besonders auffallend ist im humoristischen Bereich Mike Glotzkowski,
das Auge auf zwei dünnen Beinen, da er immer einen lockeren Spruch auf den
Lippen hat und dabei meist unfreiwillig hilflos wirkt, wenn nicht sein
gewaltiger Freund Sullivan in der Nähe ist. Dazu kommen zahlreiche Randfiguren,
die für den ein oder anderen Lacher gut sind. Mir hat dabei besonders das
orangene Monster gefallen – sein Name ist mir leider entfallen – das ständig
Pech hat, da es aus Versehen menschliche Gegenstände aus der Menschenwelt
mitnimmt und somit von der Kontaminierungseinheit einiges abbekommt. 

Hinzu kommt, dass der Film unterhaltsam und spannend ist.
Die Story hat Potential, welches auch ausgenutzt wird. An dieser Stelle möchte
ich jedoch meinen einzigen Kritikpunkt anbringen, der die Höchstpunktzahl
verhindert. Nachdem Boo – das Menschenkind – in Monstropolis eingedrungen ist,
wird zu häufig dessen plötzliches, aus Unachtsamkeit entstehendes Verschwinden
zur Spannungserzeugung herangezogen. Nach dem fünften Mal hat das ein wenig
genervt. Ansonsten sind die Mittel und das Ergebnis einwandfrei und besonders
die Schlussidee, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte, hat mir äußerst gut
gefallen. 

Fazit: Die „Monster AG“ hat 2001 Maßstäbe gesetzt und tut
das heute – 2007 – meiner Meinung nach immer noch. Die Geschichte, die um die
sympathischen Monster Sullivan und Glotzkowski erzählt wird, ist erfrischend
und spannend. Der Erzählstil ist stets amüsant und locker und gleichzeitig für
alle Altersgruppen geeignet. Optisch gibt es ebenfalls nichts auszusetzen.
Lediglich einen Punkt Abzug auf Grund der teilweise wenig abwechslungsreichen
Mittel der Spannungserzeugung. 9 Punkte. Euer Don

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