Bis Ende der 90er hat man sich selten Gedanken gemacht, ob denn der Wochenendtrip nicht etwas weit ist oder der Sonntag zum Ausführen des Cabrios nicht sinnvoller hätte genutzt werden können, - heute überlegen sich Leute schon, ob sie aufgrund der langen Strecke zur Arbeit überhaupt einen Job annehmen sollten, während Spezialisten seit Jahren an einer Benzin-Alternative arbeiten.
Regisseur und Autor Alex Orr hat in Anbetracht dessen eine Alternative gefunden: Menschenblut. Das ist von der Grundidee her erfrischend, doch in der Umsetzung zeitweilig etwas eindimensional ausgefallen.
Ein junger Mann im Anzug macht uns bereits zu Beginn unmissverständlich klar, dass Benzin in naher Zukunft unbezahlbar sein wird und kaum einer mehr Auto fahren kann.
Lehrer und Veganer Archie versucht unterdes einen neuartigen Motor mit Weizengras zu betreiben, doch per Zufall entdeckt er, dass dieser nur mit Menschenblut läuft.
Im Verlauf handelt Archie zunehmend skrupelloser, um mit seiner Affäre Denise auf Spritztour gehen zu können…
Als Satire auf zunehmende Rohstoffknappheit und Prestigesymbol Auto gedacht, funktioniert die Geschichte nur teilweise. Besonders die Funktion der beobachtenden Regierungsbeamten fällt zu oberflächlich aus und auch die Rolle vieler Bewunderer und Missgünstiger hätte man weitaus treffender auf den Punkt bringen können.
Demgegenüber funktioniert das Spiel mit diversen Running Gags und der größtenteils spartanischen Ausstattung recht gut.
Gerade wenn Archie zwischen Fleischstand und Veganer-Bude pendelt, die sich beide mitten im Nirgendwo gegenüber stehen, kommt anarchische Stimmung auf und auch der blanke Zynismus, wenn Archie Eichhörnchen und Hunde schießt und sie unter Heulkrämpfen in Plastiksäcke wegschafft, zündet einige Male.
Natürlich steigert sich die Skrupellosigkeit des Veganers und nach einiger Zeit müssen auch Vietnam-Veteran und Anhalterin dran glauben, die allesamt im mit einem Häcksler ausgestatteten Kofferraum landen.
Nur, bleibt es inhaltlich bei diesen Vorgängen. Archie trifft Denise, man hat (oft plump eingestreuten) Sex und danach ist der Tank leer, sodass ein neues Opfer gefunden werden muss. Einschneidende Ereignisse bleiben aus und nach Mitte der ohnehin kurzen Laufzeit sind keine Überraschungen mehr zu erwarten.
Auf handwerklicher Ebene entsteht ein ähnlich ambivalenter Eindruck. Oft wirkt die Kamera unsicher und fängt nicht immer die optimale Perspektive ein, während die musikalische Untermalung und das zugehörige Editing hervorragend arbeiten. Da erklingen klassische Töne von Mozart, Vivaldi, Grieg und Chopin und wann immer eine Tür zugeknallt wird oder jemand Platz nimmt, endet der Score abrupt aber effektiv.
Für die Splatterfraktion bleibt indes nicht allzu viel, da die meisten Szenen im Off stattfinden, zwar ab und an Blut spritzt, außer einigen Kopfschüssen und einer Axt in der Brust aber nichts Explizites eingefangen wird.
So ist denn „Blood Car“ ein zwar insgesamt amüsantes Low-Budget-Filmchen geworden, aber trotz netter Einfälle fehlt dem Ganzen das gewisse Etwas.
Darstellerisch in Ordnung bleiben größere Lacher aus und trotz schwarzen Humors und politisch unkorrekten Einschüben hat man das Gefühl, dass die Macher an mancher Stelle hätten auf Softsex verzichten und mit der Satire mehr in die Tiefe gehen sollen.
So bleibt er ein wenig einfältig und kann seiner gescheiten Grundidee nicht wirklich gerecht werden.
5,5 von 10