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Knapp 25 Jahre, nachdem er mit seinem maritimen Kriegs-Drama "Das Boot" einen der größten deutschen Klassiker schuf, übernahm Wolfgang Petersen die Regie für ein Remake des 70er-Jahre-Katatstrophenfilms "Poseidon Inferno". Von der künstlerischen und intellektuellen Klasse seines damaligen Rekordbrechers ist hier nicht mehr viel übrig - spannende Unterhaltung garantiert der Regie-Routinier aber auf alle Fälle.

Die Story ist ebenso einfach erzählt wie die Figuren charakterisiert: Mitten auf dem Ozean wird ein riesiges Kreuzfahrtschiff von einer Monsterwelle erfasst und umgeschleudert. Der Luxusliner treibt kieloben auf dem Wasser und droht zu sinken. Eine handvoll Passagiere - selbstverständlich ein bunt zusammen gewürfelter Haufen mehr oder minder sympathischer Leute - versucht einen Weg an die Oberfläche zu finden.

Die "Poseidon" für das neue Jahrtausend zeichnet sich vor allem durch klassische Geradlinigkeit aus: Nach kaum 15 Filmminuten kommt die Welle und zerstört das Schiff, danach ist ein dauernder Überlebenskampf ohne nennenswerte Atempausen angesagt. Das ist mit spektakulären Spezialeffekten (besonders die Szene, in der die Welle das Schiff trifft, gehört mit zum Gigantischsten, was das moderne Actionkino zu bieten hat) und aufwendigen Sets inszeniert. Explosionen, reißende Wassermassen, eine herumwirbelnde Kamera und hektische Spannungsmusik lassen zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen. Was Action angeht, lässt sich "Poseidon" so schnell nichts vormachen.

So gern ich klassisch inszenierte Actionstreifen auch mag, hat es Petersen in einer Hinsicht hier jedoch übertrieben: Den Figuren hätte ein wenig mehr Charakter sicher nicht geschadet. So versammelt sich hier nur ein Haufen längst bekannter Klischees: Da ist der mit seiner Tochter im Streit liegende Vater; der einsame Mann, der just von seinem Partner verlassen wurde und eigentlich Selbstmord begehen wollte; die allein erziehende Mutter mit ihrem kleinen Sohn; der Einzelgänger, der sich zum Helden entwickelt; und natürlich ein unsympathischer Typ, der sich einer konstruktiven Zusammenarbeit verweigert.

All diese Figuren sind so dünn wie das Drehbuch. Auch die Dialoge sind weiß Gott nichts Neues. Und so packend die Actioneinlagen auch gedreht sind, bietet der Film für eine FSK-12-Freigabe einige recht grausame Szenen. Vermag man über diese dramaturgischen Schwächen hinwegzusehen, steht allerdings einem entspannten Actionabend, vorzugsweise mit Bier und Kartoffelchips, nichts im Wege.

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