Wolfgang Petersen ist traurig. 160 Millionen Dollar hat sein Katastrophenfilm Poseidon gekostet und jetzt ist er weit davon entfernt, das wieder einzuspielen. Zu Recht!
Schließlich gibt es kaum Gründe, sich den Film anzuschauen: Die Story ist dürftig und lässt sich in zwei kurzen Sätzen zusammenfassen: Ein riesiges Luxuskreuzschiff wird von einer Riesenwelle getroffen und geht langsam unter. Einige Passagiere versuchen sich auf eigene Faust zu retten.
Das ist alles.
Ja und dann wundert sich Petersen, warum das keinen interessiert?
Vielleicht hätte man ihm sagen können, dass es schon ähnliche Filme gibt? Vielleicht hätte man ihm auch sagen können, dass es schon bessere Filme gibt? Vielleicht hätte man ihm auch sagen können, dass das nun Mal nicht der erste Film über ein untergehendes Boot ist? - Aber das dürfte Wolfgang „Das Boot“ Petersen selber am besten wissen.
Fragt sich nur, warum all das unbedingt vergessen wollte und stattdessen lieber glauben wollte, dass er plötzlich das Genre Katastrophenfilm erfunden hat.
Jedenfalls ist „Poseidon“ armselig. Und das liegt nicht zuletzt an der starken Konkurrenz. Schließlich muss sich jeder Film, der einen
untergehende Dampfer thematisiert, einen Vergleich mit „Titanic“ gefallen lassen – und dabei verliert Poseidon in jeder Kategorie.
Am Schlimmsten fällt dabei auf, dass bei Poseidon jegliche psychologische Feinzeichnung fehlt. Es gibt noch nicht mal eine Geschichte, also einen Grund, weshalb einem der Untergang des Dampfers leidtun könnte. Schneller, als man etwas über die Motive der Erbauer erfährt, ist das Boot schon in Schräglage und dann nehmen die Dinge einfach ihren Lauf.
Den Dampfer kann man also nicht mögen – doch was ist mit den Charakteren? Nichts. Keine besondere Beziehung untereinander und auch kein Grund, weshalb ausgerechnet sie diejenigen sind, die möglicherweise gerettet werden können (also auch keine SAW-Komponente). Es gibt noch nicht mal interessante Dialoge. Alles beschränkt sich auf „du schaffst es“, „los kletter hoch“,
„schneller das Wasser kommt“ und „blubb“.
Dabei hätte man anfangs noch eine Entwicklung von den Charakteren erwartet, etwa von dem schwulen alten Mann (Richard Dreyfus) oder
auch dem ehemaligen Bürgermeister von New York (Kurt Russel) – doch nichts dergleichen. Genauso wie die Leute anfangen, hören sie auch am Ende auf – es sei denn, sie werden zwischenzeitlich vom Wasser verschlungen.
Das ist zusammengenommen einfach nur blöd. Vor allem, weil es bei „Poseidon“ auch noch nicht mal eine Story drum herum gibt. Also keine
populärwissenschaftlich aufbereitete Geschichte über die Entstehung von Riesenwellen (wie beim „Day after Tomorrow“) oder den Schiffbau gibt. Nichts dergleichen.
Poseidon ist deshalb in erster Linie ideen- und sinnlos. Besonders schlimm ist daran, dass noch nicht mal die Filmidee neu ist, sondern
Poseidon ein Remake eines bereits vorhandenen Films von 1972 ist.
Also warum soll man sich den Film ansehen? Petersen sagt: Weil das Schiff so schön geworden ist und in Wirklichkeit nicht existiert,
sondern nur vom Computer geschaffen wurde. Ja, was soll man denn dazu sagen? Etwas, was es nie gab und nie geben wird, sondern einfach nur für einen Film geschaffen wurde – das geht kaputt.
Ja ist das wirklich so sehenswert?
Immerhin: Wer nicht mehr erwartet, kommt voll auf seine Kosten.
Aber wer erwartet hat, dass Petersen mit dem Film etwas aussagen
wollte oder zum nachdenken anregen wollte, der sollte sich „Poseidon“ lieber nicht ansehen. Denn „Poseidon“ ist stumpfes, reines Actionkino - ohne Sinn und Verstand.