Eines Vorneweg: Ich hatte meine Erwartungen extra niedrig gehalten um
ein allzu große Enttäuschung zu vermeiden, hatte mich auf kurzweilige
100 Minuten eingestellt und hatte ebenso die vernichtenden Urteile der
US-Filmkritik vollkommen ausgeblendet. All das, um nachher meine
Erwartungen leider trotzdem unterboten zu sehen. Wolfgang Petersens
„Poseidon“-Remake ist leider tatsächlich so sagenhaft schlecht, wie es
die US-Einspielergebnisse haben vermuten lassen. Versuchen wir´s
trotzdem mal mit einer halbwegs sachlichen Analyse.
Ich halte mich am besten gar nicht mit dem Inhalt auf, denn
besonders viel davon hat man eh nicht erwarten können. Am
Sylvesterabend wird der Luxusliner Poseidon von eine riesigen Welle
getroffen, die das Schiff umdreht und kieloben treiben lässt. Eine
kleine Gruppe von Überlebenden versucht sich durch das zerstörte Schiff
einen Weg nach draußen zu bahnen. Dazwischen gibt es die üblichen
Dialoge des Grauens, ein bisschen Alibigemenschel, heroische
Rettungsaktionen, ein wenig Klaustrophobie und mächtig viel Krawumm.
Und das isses auch schon gewesen. „Poseidon“ hat 160. Mio. Dollar
gekostet aber offenbar ist darüber hinweg glatt vergessen worden, dass
man vor lauter Pyrotechnik und Effekten auch ein bisschen ins Skript
hätte investieren können. Die Figuren sind allesamt so einfältig und
dröge, dass sie genauso gut von Pappaufstellern hätten gespielt werden
können. Nun ist mir auch klar dass es sich hier um ein besonders teures
Stück Edeltrash handelt und man nicht zu Unrecht das Argument anbringen
könnte, dass hier eigentlich die Action im Vordergrund steht. Das ist
wohl war, nur hatte im direkten Vergleich Petersens letzter
Pathos-Hochseeheuler „Der Sturm“ Charaktere, die wenigstens einen
Mindestanteil an emotionaler Beteiligung beim Zuschauer hervorrufen
konnten. Noch nicht einmal das schafft „Poseidon“. Und da stelle ich
mir wiederum die Frage, warum ich mir diesen Mist überhaupt anschaue,
wenn mir, hochkarätige Besetzung hin oder her, die Charaktere
vollkommen am Arsch vorbeigehen? Petersen hat so was ähnliches wohl
schon geahnt und sich gedacht: „Ich bombardiere die Zuschauer am besten
ohne Unterlass mit tosendem Lärm bevor die Denkenden unter ihnen
merken, wie beschissen das Drehbuch eigentlich ist.“
Trotzdem recht niedriger Erwartungen in Vorfeld hatte ich auch
unterschwellig ein sehr schlimme Befürchtung, die sich leider nach der
Betrachtung von „Poseidon“ bewahrheitet hat. Nachdem „Air Force One“
und „Der Sturm“ schon erste Anzeichen in diese Richtung enthielten,
bringt Petersen es hier nun tatsächlich fertig. Zusammen mit der
„Poseidon“ versenkt er endgültig das Genre des Actionfilms unter einem
Dauerfeuer von Gedöns und Pathos. Bravo, Wolfgang. Spitzenleistung.