Review

Wenn man die Comedyreihe „Nonstop Nonsens“ als Maßstab für den typischen Didi-Humor nimmt, fällt auf, dass eigentlich keiner seiner späteren Filme mehr mit dem geballten Humor der Serie mithalten kann.
Wobei man sich damit aber dennoch einen charmant nostalgischen Abend bereiten kann, denn Hallervorden ist sich besonders in den 80ern treu geblieben und bis zur „Didi-Show“ auch der Figur Didi.

„Mein Gott Willi“ entstand im gleichen Jahr, als „Nonstop Nonsens“ endete. Ralf Gregan, der für viele Sketche der Reihe verantwortlich war, führte Regie. Das schraubt die Erwartungshaltung des Fans natürlich immens hoch, jedoch, allzu viel Klamauk sollte der Zuschauer hier nicht erwarten, auch wenn Didis Rolle als Pechvogel vom Dienst vertraut scheint.

Als Muttersöhnchen und Tollpatsch wurde Willi (Hallervorden) soeben vom Theater gefeuert, weil er als Souffleur komplett versagt hat. Da wird er von einem Kaufhaus als „Schauspieler“ engagiert, der in zahlreichen Verkleidungen aufgebrachte Kunden beruhigen soll. Natürlich bleibt auch das nicht ohne Schwierigkeiten, denn ein engagierter Arbeitskollege (Kurt Schmidtchen) will ihm seinen Platz streitig machen, zudem darf Mutti nichts von seinem neuen Arbeitsplatz erfahren und auch nicht von der Bardame (Rotraud Schindler), die er im Kaufhaus kennen gelernt hat.

Das Kaufhaus ist ganz klar der Hauptschauplatz, doch wer hier eine Menge Trubel erwartet, dürfte ein wenig enttäuscht werden.
Didi schlüpft zwar in diverse Verkleidungen, isst als Koch einem Gast das angeblich zähe Fleisch vom Teller und scheitert als sportlicher Rollschuhfahrer, doch so richtig Tempo kommt hier leider nie auf. Seine Mimik ist gewohnt sympathisch und abwechslungsreich, jedoch der Körpereinsatz, der bei vielen NN-Gags der Höhepunkt war (äh,äh,äh, die Treppe hinunter), wird hier kaum gefordert.

Sympathisch ist er als Hauptfigur Didi aber allemal, denn der Typ muss einem irgendwann Leid tun. Nicht nur beruflich gibt es Probleme, sondern seine Mutter ist in ihrer pedantischen Art kaum auszuhalten. Da sorgt Mama für Ankleidung, für Hygiene (freitags werden die Nägel geschnitten, - von ihr) und dafür, dass der erwachsene Junge keine andere Frau neben seiner Mutter braucht.
Ähnlich wurde diese Beziehung später in Hallervordens „Rache der Enterbten“ noch einmal aufgegriffen („Rüdiger, du bringst mich noch ins Grab“).
Die Mutter/Sohn – Beziehung herrlich überspitzt und im Detail mit hohem Widererkennungswert, - selbst der Kaffeekranz mit den alten Tantchen darf nicht fehlen.

Was „Mein Gott Willi“ aber ein wenig fehlt, ist der Biss, der Mut, ein wenig Kritik in die Welt der Konsumenten und gleichermaßen Kaufhausbetreiber einfließen zu lassen.
Man erkennt zwar Kunden und Verkäufer in ihrer typischen Art zu verhandeln wieder, doch bleibt alles ein wenig harmlos und man kommt selten über ein Schmunzeln hinaus.
Nur gegen Ende kommt ein wenig Sozialkritik auf, wenn Hauptfigur Willi seinen Unmut über die eingefahrenen Methoden der Theaterregisseure äußert.

Etwas besser gelingt demgegenüber das Zusammenspiel der Darsteller.
Rotraud Schindler, die sich zum Drehzeitpunkt bereits in Trennung mit Hallervorden befand, liefert eine sehr passable Leistung ab und die privaten Differenzen scheinen an keiner Stelle durch.
Noch ergiebiger sind jedoch die Momente zwischen Didi und Kurt Schmidtchen, der ebenfalls bei „Nonstop Nonsens“ mitwirkte. Ein herrliches Kompetenzgerangel mit fiesen Sprüchen und bösen Blicken, kleinen Intrigen und öffentlicher Bloßstellung vor Kunden.

Das bewährte Team ist eingespielt, keine Frage, hinzu kommen aber noch einige bekannte Gesichter, die ebenfalls nicht zu verachten sind.
Vielleicht sollte man besser sagen „Stimmen“. Arnold Marquis lieh seine markant brandige Stimme vor allem John Wayne und ist hier als Theaterintendant zu sehen.
Die Stimme von Rainer Brandt kennt man durch Tony Curtis in „Die Zwei“, er gibt hier einen wunderbar arroganten Theaterschauspieler, zudem hört und sieht man Wolfgang Völz, Gerd Duwner, Edith Hancke und Wolfgang Draeger.
Ein kleines Happening für Synchronfreaks und Hörspielfreunde.

Interessant ist noch die Rolle Gudrun Genest, die Hallervordens Mutter spielt. Die macht ihre Sache auch recht überzeugend, interessanter ist in diesem Zusammenhang jedoch die Tatsache, dass sie eigentlich nicht für die Rolle eingeplant war. Wie aus dem Audiokommentar Ralf Gregans hervorgeht, wurde die dafür Vorgesehene zum Drehbeginn im Vollrausch angetroffen und für unbrauchbar erklärt, hätte mich mal interessiert, wer das war.

Zurück zu Didi, Willi, Hallervorden. Der Film ist in jeder Hinsicht sympathisch, natürlich vorausgesetzt, man mag die Art von Humor, das kindliche Unbeholfene, die leicht tollpatschige Art und Hallervorden als solchen.
Insgesamt fehlt ihm allerdings ein wenig Tempo und Bewegung, was sicherlich auf das geringe Budget zurückzuführen ist, da Hallervordens Kinofilme weitaus mehr Schauwerte liefern.
Die treffsicheren Gags bleiben ein wenig aus, dafür wird man aber mit Dauerschmunzeln und guter Laune entschädigt.
Und das schätze ich nach einem langen Arbeitstag wirklich sehr (nicht im Kaufhaus).
6,5 von 10

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