Review

Da isser wieder: Ethan Hunt (Tom Cruise). Ob er es wohl diesmal schafft nicht so sehr auf der Actionschiene zu fahren, wie unter John Woo im zweiten Teil? Ob uns diesmal etwas Spannung und Story gegönnt sind? Sie werden es bald erfahren.
Ich finde zwar immer noch, dass Teil 1 der beste der Reihe ist, jedoch war dieser vielen "Durchschnittszuschauern" wohl zu komplex. Teil 2 erfreute die meisten, allerdings war es für mich ein cooler Actionfilm und hatte mit spannenden Agentenabenteuern nichts mehr am Hut. Als Actionfilm also top, als Agentenfilm ein flop. Dafür wäre nicht zwingend die Betitelung "Mission: Impossible" nötig gewesen. Und nun Teil 3. David Fincher ("Sieben") war im Gespräch, doch letztendlich drehte es der unbekannte Regisseur J. J. Abrams. Unbekannt? Nicht ganz, so ist er doch der Erfinder der Agentenserie "Alias", die eine große Fangemeinde nach sich zieht und zuweilen auch mich erfreute. Und der macht fast alles richtig.
Die Story ist schnell erzählt. Was vielleicht auch dran liegen mag, dass es nich allzuviele originelle Storys um Agenten mehr geben kann. Alles ist irgendwie ähnlich schonmal da gewesen.
Ethan Hunt hat sich aus dem aktiven Agentenleben zurückgezogen und trainiert nur noch neue Agenten. Als eines seiner Ziehkinder auf einer Mission in Berlin (ich übersehe mal zahlreiche Klischees) nichts mehr von sich hören lässt wird er gefragt, ob er sie zurückholen will. Und natürlich tut er dies - trotz frischgebackener Ehefrau (Michelle Monaghan). Er findet die Agentin, rettet sie spektakulär, doch dann explodiert eine von Gangstern implantierte Sprengkapsel in ihrem Kopf und sie stirbt. (Klingt brutal, aber man sieht nix. Muss auch nicht.) Danach macht er sich auf die Suche nach dem Drahtzieher und spürt im skrupellosen Waffenhändler Owen Davian (genial böse: Philip Seymour Hoffman) ihn auf. Mehr verrate ich mal nicht. Nur soviel: Es gibt massig Action, spannende (und teilweise echt originelle) Missionen, eine überdurchschnittlich gute Story mit einigen netten Überraschungen (Abrams weiß, wie man Zuschauer hinters Licht führt) und einen Bösewicht, der Tom Cruise total an die Wand spielt. Sehr gut.
Allerdings gibt es Abzüge. Zum einen für das relativ kurze Ende, das ist aber ertragbar. Der andere Punkt, der mich persönlich ziemlich stört und mir den Spaß nahm, ist der medizinische Unsinn der mal wieder verzapft wurde, wie so oft in Hollywood. Da versucht Ethan Hunt die Sprengkapsel im Kopf mittels Defibrillator kurzzuschließen. An und für sich eine sehr gewagte Sache, allerdings benötigt der Defi 30 Sekunden zum Hochladen. Das ist ja wohl ein schlechter Scherz. Die Topagenten besitzen ein handliches Röntgengerät, welches Sprengkapsel zeigt und den Inhalt (Nitroglycerin) analysiert, aber einen Defi, der 30 Sekunden braucht?! Gibt es so Geräte überhaupt noch? Ich würde mit maximal 5 Sekunden rechnen. Okay, okay..... akzeptieren wir es der Spannung wegen mal.
Dann haut er der Agentin Adrenalin pur per Spritze mal locker in den Brustkorb, woraufhin sie von total schlaff innerhalb von 10 Sekunden nahezu hyperaktiv wird. Wahnsinn!
Der bewusstlose Owen Davian wird stundenlang hingesetzt. Aspiration (Anatmung von Erbrochenem) ist ja auch belanglos.
Und dann, zum Schluss (als Hunt auch ne Sprengkapsel im Kopf hat), lässt er sie seine Frau mittels Starkstromkabel kurzschließen und wird im Anschluss von ihr reanimiert. Also eine Minute später, weil sie ja noch ein paar Gangster umlegen muss und das auch sofort hinbekommt (obwohl sie noch nie ne Waffe in der Hand hatte). Dann erst fängt sie an. Schön im Wechsel Brustkorb drücken und beatmen. Dann haut sie ihm irgendwann mehrfach mit der Faust auf die Brust. Und plötzlich reißt er die Augen auf und fuchtelt sofort wieder mit der Waffe rum. Da fehlen einem doch die Worte und das gesamte Kino lachte damals. Unfreiwilig komisch wie seinerzeit "Matrix Revolutions". Gut, in der Medizin gibt es den sogenannten präkardialen Faustschlag durch den man Mittels dieses Druckes auf die Brust ein Herz aus dem Kammerflimmern holen kann. Allerdings nur spätestens 30 Sekunden nach dem Beginn des Flimmerns und nicht Minuten später.
Nun gut, man könnte sagen, dass das unwichtig ist. Wer sich allerdings medizinisch auskennt, wird sein Filmvergnügen durch diesen Unsinn getrübt bekommen, wie ich. Wer leicht drüber hinwegsehen kann, bekommt einen durchaus perfekten Agentenfilm, der trotz seiner Altersfreigabe ab 12 Jahren einen hohen Actiongehalt hat.
Angenehm.
8/10 Punke.

Details
Ähnliche Filme