Freitagabend. Wochenende. Die richtige Zeit mal einen Abstecher in die Videothek zu machen. Man plant die Filme auszuleihen, wo man nicht gewillt war diese im Kino zu sehen.
Also stehen auf der Speisekarte die üblichen Blogbuster, Bemerkenswerterweise alles Sequels: „Ice Age 2“, „Mission Impossible 3“, sowie „Fluch der Karibik 2“.
Leider sind die Filme gerade erst frisch in der Videothek uns somit schwer zu erwischen. Einziger Film der gerade da ist: „Mission Impossible 3“. Egal, wenigstens etwas. Ab nach Hause und geguckt.
Nun, zuerst einmal sei zu sagen, dass meine Erwartung an „M:I 3“ relativ gering war. Schon Teil 2 war nicht besonders zufrieden stellend, da ein absoluter Action-Overkill. J. J. Abrams kannte ich noch nicht, denn ich bin wohl einer der wenigen Menschen, die „Lost“ nicht verfolgt haben, auch wenn ich nicht bezweifeln will, dass die Serie gut ist.
Somit habe ich auch hier das übliche Action-Sequel erwartet.
Hinzu kommt, dass Tom Cruise mich mit jeder seiner Scientology-Eskapaden mehr und mehr nervt.
Keine hochgesteckten Erwartungen also.
Aber zuerst einmal zur Story:
Ethan Hunt (Cruise) hat sich vom Außendienst zum Ausbilder von neuen IMF („Impossible Mission Force“, gut zu wissen, da ich immer rätselte wofür das wohl steht) gemausert. Daneben hat er endlich das Familienglück gefunden.
Thandie Newton ist dabei nicht mehr. Obwohl Cruise sie in Teil 2 heldenhaft vor dem grauenvollen Tod durch einen Virus gerettet hat, muss sie in Teil 3 Michelle Monaghan weichen.
Wie dem auch sei: die Beiden lieben sich und ehelichen sich gleich zu Beginn des Films und alle sind glücklich. Allerdings hält Hunt ihr sein Agentenleben vor.
Das Glück wird jedoch jäh durch Billy Crudup alias Musgrave, seines Zeichens Hunts Vorgesetzter, gestört. Dieser lässt Cruise wieder eine der berühmten „Diese Nachricht wird sich in 5 Sekunden selbst zerstören“-Nachrichten zukommen.
Hunt erfährt, dass einer seiner Schützlinge, dargestellt von Keri Russell, von dem kaltblütigen Schwarzmarkthändler Owen Damian (Oscarpreisträger Philip Seymour Hoffman) entführt wurde, als sie seine Organisation infiltrieren sollte. Cruise entschließt den Auftrag trotz Ruhestands anzunehmen, tischt seiner Frau schnell eine Notlüge auf und macht sich auf Russell, die wie eine kleine Schwester für ihn war, zu retten. Dazu wird ihm wieder ein Team aus den üblichen Spezial-Agenten zur Seite gestellt. Da darf natürlich Ving Rhames alias Luther Stickle nicht fehlen.
Gut, nachdem sich Hunt und sein Team großartig durch die Gegner geballert und Russell befreit haben (witziger weise alles in Berlin), müssen sie feststellen, dass sich in Russells Kopf eine Bombe befindet. Dieser detoniert kurzerhand auch und bringt Russell um die Ecke.
Großer Stunk im IMF-HQ: Laurence Fishburne darf als der neue, recht konsequente Chef vom IMF Cruise & Co. so richtig zusammenscheißen.
Unbekümmert davon planen Cruise & Co. die Entführung von Owen Damian während der Übergabe eines mysteriösen Koffers im Vatikan. Gesagt, getan: flott in den Vatikan eingedrungen und Damian + Ware entführt.
Doch damit ist die Fahrt noch lange nicht zu Ende: in einer Nachricht post mortem von Russell erfährt Hunt von einem Maulwurf in der IMF und schon wird dem Team durch einen Großangriff auf einer Brücke Damian wieder „geklaut“. Dieser lässt kurz darauf Cruise Frau entführen und fordert von ihm die Beschaffung eines mysteriösen Gegenstands, den alle nur die „Hasenpfote“ nennen…
So, das war jetzt eine sehr ausführliche Storybeschreibung. Kommen wir jetzt mal dazu, wie das im fertigen Film wirkt.
Zunächst einmal sei folgendes gesagt: ich war von dem Film positiv überrascht. Abrams schafft irgendwo einen spannenden Thriller aus Minimalhandlung zu zaubern. Nach dem doch eher enttäuschenden „M:I 2“, der außer extrem übertriebenen Action-Sequenzen Nichts zu bieten hatte, kehrt „M:I 3“ wieder zum Genre Thriller zurück, auch wenn die Action nicht zu kurz kommt. Denn wenn es kracht, dann richtig – Realismus hin oder her.
Das Drehbuch versucht durch mehrere Aspekte die groß Spannung zu erzeugen: einerseits durch das auftauchen der mysteriösen „Hasenpfote“, denn man soll rätseln, was genau das nun ist wird und was daran zu bedeutend ist. Leider wird selbst gegen Ende das Geheimnis um diesen Mysteriösen Gegenstand nicht gelüftet. Das sollte wohl als kleiner Gag fungieren, kam bei mir aber eher einfallslos rüber.
Die Sache mit dem Verräter in den eigenen Reihen hatten wir schon dutzende male davor und kann auch hier nicht mit frischem Wind aufwarten. Laurence Fishburne fällt dabei so offensichtlich als vermeintlicher Maulwurf auf, dass eigentlich schon klar ist, dass er es nicht sein kann.
Das wiederum führt uns zu einem Plot Twist, der wirklich unnötig erscheint und eher den Anschein erweckt, dass die Drehbuchschreiber auf den Zug der „Plot Twist-Filme“ aufspringen wollten. Denn was uns da geboten wird ist dermaßen unlogisch und unnötig, dass es einen nicht einmal mehr sonderlich zu überraschen vermag. Es wirkt einfach irgendwie „angeklebt“.
Seit James Bond erwartet nahezu jeder Zuschauer von jedem Geheimagent ein kleines Gimmage in der Hinterhand zu haben. Das Spektrum an Gimmages fällt in Mission Impossible doch nicht sonderlich groß aus, es hält sich vielmehr an altbewährtes. Ich zähle mal die „Nachricht, die sich in 5 Sekunden selbst zerstört“ dazu und natürlich die Masken (die Szene mit der Stimmübertragung macht eine der nettesten Szenen des Films aus).
Doch auch „das Böse“ hat diesmal eine recht unschöne Erfindung in Reserve: eine Bombe, die den Opfern in den Kopf platziert wird und nach Ablaufen eines Zeitzünders dort detoniert. Das sehen wir als erstes bei Russell. Und deren Tod ist in seiner Überraschung und dezenter Darstellung so brutal, dass mir die Szene noch eine ganze Zeit im Gedächtnis nachlief.
Damit wäre ich auch schon beim nächsten Punkt (kleiner Exkurs):
Der Filme ist in meinen Augen doch recht brutal geraten. Man braucht keine Gedärme rumfliegen zu sehen, um Brutalität auszudrücken. Aber schon allein diese Szene mit der „Kopfbombe“ empfinde ich als zu brutal für ein FSK 12-Siegel. Auch der Rest des Films hat einiges an Brutalität zu bieten, was irgendwo natürlich zur vermeintlich düsteren Atmosphäre des Films beiträgt und die Bombe drückt nur noch mehr den absolut kalten Charakter von Hoffmans Charakter aus. Das kritisiere ich auch nicht, sondern eher, dass hier wirklich die FSK eher eine kommerzielle Freigabe verteilt hat, als eine ernsthafte Alterfreigabe.
Schauspielerisch war der Film solide, aber irgendwo auch Farblos. Das Team von Cruise ist einfach zu einfallslos zusammengesetzt und brauchte noch nicht einmal eine besondere Schauspielleistung. Immerhin blieb Luther Stickle Luther Stickle, aber auch er bringt den Film nicht großartig weiter. Die anderen beiden sind eh ein wenig farblos und unbedeutend. Im Prinzip scheint der Film sich voll und ganz auf Tom Cruise zu konzentrieren. Nicht gerade die beste Wahl, da meiner Meinung nach Fishburne, Musgrave und vor allem Hoffman bessere Leistungen als Cruise erbringen, auch wenn sein Ethan Hunt nicht schlecht wirkt, einfach nur ebenso langweilig wie sein Team.
Aber immerhin empfand ich Ethan Hunt hier nicht als so einen übertriebenen Meister aller Klassen (sei es Schießerei, Athletik, Motorradfahren, Kampfkunst) wie in Teil 2.
Ohne den Film gesehen zu haben, klingt das wieder mal nach einem 08/15-Action Sequel. Aber Abrams schafft es doch irgendwie mit seinem Erzählstil, sowie durch die Optik (Shanghai war toll), dass der Film nicht langweilig wird.
Nett anzusehen: die Entführung aus dem Vatikan, da recht einfallsreich inszeniert und auch ein kleiner Höhepunkt des Films.
Fazit: zwar brutales, aber solide inszeniertes Sequel, dass man sich mal angucken kann, welches aber auch keinen besonderen bleibenden Eindruck hinterlässt, zumal „M:I 3“ überzeugender ist, als der Vorgänger.
[6,5 von 10]