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Nachdem Brian DePalma seiner Zeit weit voraus war und 1996 die TV-Serie „Kobra, übernehmen Sie“ fürs Kino neu verfilmte und den spannenden Spionagethriller „Mission Impossible“ schuf, glaubten viele, dass ein neues Franchise entstanden war, das vielleicht so nachhaltig von Bestand sein konnte, wie es die „James Bond“-Reihe vorexerziert hatte. Für die Fortsetzung war schnell ein erstklassiger Regisseur gefunden: John Woo, Actiongroßmeister aus Hong Kong, der für einige der besten Actionfilme überhaupt verantwortlich war und auch schon in Hollywood bewiesen hatte, dass er es ordentlich knallen lassen konnte. Die Idee war einfach und simpel: Jeder Teil der Reihe wird von einem Starregisseur inszeniert, der seine eigene Handschrift hinterlassen konnte, während die Trademarks (Tom Cruise als Agent Ethan Hunt, die tolle Titelmelodie von Lalo Schifrin) der Reihe dennoch unverkennbar bleiben sollten.

Doch schon bei „Mission Impossible 2“ war Sand im Getriebe. Schuf Thrillerregisseur DePalma einen actiongeladenen, dabei aber auch extrem spannenden Agententhriller, der durch einige atemberaubende Szenen beim Kinopublikum im Gedächtnis blieb (Stichwort: das geräuschlose Hacken eines Computers, von der Decke hängend), so versuchte Woo sein Spezialgebiet, die stylisch inszenierte Action, überzubetonen. Das Ergebnis, das dabei entstand, war viel langweiliger als das Original und die Actionszenen waren so „over the top“, dass sie beinahe lächerlich wirkten (z.B. der Tanz der Autos zu Beginn oder das Duell auf Motorrädern am Ende des Films). So war das eigentlich geniale Franchise-Konzept schon beim zweiten Teil gescheitert.

Aus den oben beschriebenen Erfahrungen zogen die Produzenten die richtigen Schlüsse und beschritten für „Mission Impossible 3“ neue Wege. Es wurde kein neuer Starregisseur angeheuert, der auf Biegen und Brechen versuchte, dem Thema seine Handschrift auszudrängen. Stattdessen engagierte man mit J.J. Abrams einen TV-Regisseur, der das Agentenvehikel auf die rechte Bahn hieven sollte. So viel vorweg: es gelang ihm. „Mission Impossible 3“ ist befreit von den unsäglichen Längen, die den zweiten Teil teilweise zäh, wie Kaugummi machten. Stattdessen wird eine relativ stringente Story flott erzählt. Die Action ist weit davon entfernt, realistisch zu sein, doch gegenüber des Zeitlupenoverkills von „Mission Impossible 2“ wirken die Stunts beinahe bodenständig. Es knallt an allen Ecken und Enden. Die Action wirkt dabei viel kraftvoller, als in dem von Woo inszenierten Streifen. Der Film ist alles in allem runder. Die Inszenierung drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern ist einzig und allein der Dramaturgie und der Spannung unterworfen.

Dass „Mission Impossible 3“ wieder Spaß macht, liegt auch zu einem großen Teil an den Schauspielern: Tom Cruise gibt den Ethan Hunt gewohnt souverän. Was seinen Agenten von einem James Bond abhebt, ist, dass Hunt nicht nur physisch verletzlich ist, sondern auch Gefühle zeigt. So ist er tatsächlich verheiratet und muß dies prompt mit einer Entführung seiner Ehefrau bezahlen. Ving Rhames gibt wie gewohnt den sympathischen wie verläßlichen Sidekick, der Hunt auch in den brenzlichsten Lagen unterstützt. Eine weitere Attraktion ist Phillip Seymour Hofman, Gegenspieler von Cruise, der bisher ungeahnte diabolische Qualitäten an den Tag legt und dessen Verpflichtung als Coup bezeichntet werden darf.

Eine weitere Besonderheit an „Mission Impossible 3“ ist, dass die Story einen „Macguffin“ einsetzt. Das ist ein Stilmittel, das Alfred Hitchcock mit diesem Namen versehen hat und es bedeutet, dass man die Neugier des Zuschauers dadurch steigert, dass man ein wichtiges Element der Handlung dem Publikum nicht aufzeigt. Der Zuschauer muß nicht wissen, worum es sich bei dem MacGuffin handelt, aber will es wissen. Typisches Beispiel ist der Aktenkoffer in „Pulp Fiction“, der nach Öffnen den Protagonisten ins Gesicht leuchtet. Was sich letztendlich in diesem Koffer befand, klärte Quentin Tarantino nie auf. Er mußte es auch nicht, denn die Zuschauer konnten der Handlung dennoch folgen. Abrams zelebriert die Idee des MacGuffins förmlich. Er schenkt diesem Stilmittel sogar die letzte Szene des Films. An die Stelle des Aktenkoffers tritt bei „Mission Impossible 3“ eine sogenannte „Katzenpfote“ die irgendeine Chemikalie oder sonstige Flüssigkeit in einem Zylinder darstellt, doch an keiner Stelle des Films näher erläutert wird.

Alles in allem ist „Mission Impossible 3“ ein wieder ein Schritt in die richtige Richtung, denn der Film schafft es einerseits wieder mehr Agentenflair einzuarbeiten, hat überzeugende Action und entwickelt so wieder das Potenzial, Teil einer langen Filmreihe zu sein, wie es die „James Bond“-Filme über die Jahre hinweg geschafft haben. Hört man die prägnante Titelmelodie, weiß man gleich,was die Stunde geschlagen hat. Das ist die vielleicht offensichtlichste Gemeinsamkeit der beiden Filmreihen. Zudem ist ein Tom Cruise an Bord, der der Heldenfigur Ethan Hunt kontinuierlich ein Gesicht verleiht... und vielleicht noch wichtiger: einen Körper. Denn im Gegensatz zum Doppelnull-Agenten aus Großbritannien, nutzt Hunt nicht nur sein Köpfchen, sondern wirft seinen ganzen Körper in die Wagschale, um die Welt zu retten.

Fazit:

7 / 10

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