Irgendwie war es ja nur eine Frage der Zeit bis uns "Nothing's impossible"-Agent Ethan Hunt (Tom Cruise; "War of the Worlds") wieder beehrt, haben die beiden Vorgänger doch ordentlich Geld in die Kassen gespült. So dauerte es zwar erstaunlich lange, sechs Jahre um genau zu sein, aber nun ist er wieder da. Action, Stunts, Langeweile und fehlender Realismus paaren sich hier wie auch schon in den Vorgängern, so dass der anspruchslose Actionfan durchaus begeistert sein dürfte. Ich gehöre aber eher der Fraktion „anspruchsloser Horrorfan“ an, weshalb ich hier härter urteilen möchte.
Eine Storybeschreibung zu schreiben ist nahezu unmöglich, gibt es doch so gut wie keine. Die IMF-Agentin Lindsey (Keri Russell; „The Upside of Anger“) wird vom Schurken Davian (Philip Seymour Hoffman; "Capote") gefangen genommen. Ethan Hunt muss nun, eigentlich nicht mehr aktiv in der IMF beteiligt, sondern nur noch als Ausbilder tätig (einst auch für Lindsey), mit seinem Team die Dame retten, während er eigentlich gerade seine Verlobte Julia (Michelle Monaghan; „Kiss Kiss Bang Bang“) heiraten will und von Kindern und Hochzeit träumt. Doch für seinen ehemaligen Schützling macht er sich noch mal auf eine letzte Mission. Doch bei ihrer Rettung stirbt sie durch eine Sprengkapsel im Kopf – implantiert von Davian. Von nun an, nachdem Julia auch noch vom Oberbösewicht entführt wurde, wird nur noch selbiger gejagt, in der Hoffnung Julia wiederzubekommen. Für diesen gilt es „eine Hasenpfote“ zu stehlen, damit diese im Austausch gegen die Verlobte in die falschen Hände gerät…
Die Story ist dünner als Papier, wäre also bestenfalls für einen belanglosen Actioner von 90 Minuten Laufzeit geeignet - aber sicher nicht für einen von 120 Minuten. Das Problem hatten schon letztes Jahr viele Filme, dass sie einfach nicht für solch einen Umfang geeignet waren. Und auch im Regiedebüt von J.J. Abrams, der bisher nur einige Folgen „Alias“ und „Lost“ drehte, muss man sich durch einige Atempausen hindurchquälen.
Da man den Vorzeigeagenten Hunt diesmal nicht so platt wie in den Vorgängern darstellen, Charakterzeichnung walten lassen wollte, darf er hier auf menschlich machen, kämpft für seine Frau blabla. Über vielmehr als den Kampf für Julia ist es dann aber doch nicht hinaus gekommen. Denn hier dominiert ganz klar weiterhin die Action. Womit wir schon im negativen Bereich angelangt wären.
Diese ist nämlich, wie ebenfalls in letzter Zeit zu häufig, ganz auf eine Kiddiegeneration inklusive vieler Box Office-Einnahmen abzielend erschreckend unblutig, weichgespült möchte man fast schon sagen. „PG-13“ musste es schon sein, da die Kinobesucherzahlen auch immer weiter zurückgehen und man alles mobilisieren und machen muss, damit überhaupt Geld reinkommt. Knapp 50 Millionen am ersten Wochenende in den USA sind das Ergebnis, ähnlich wie Teil 1 und knapp 10 Milliönchen hinter Teil 2, und man darf zufrieden sein. Als Zuschauer aber nicht. Als dieser sitzt man vor den, löblicherweise nicht mal besonders schnell geschnittenen, Actionszenen und kann sich anfangs auch noch dafür begeistern.
Nicht dass das alles sinn- oder gehaltvoll ist oder sein soll, aber es ist zu Beginn wenigstens unterhaltsam, wenn alles zu Bruch geht, explodiert oder unnötig um sich geballert wird (wie Ving Rhames („Bringing out the Dead“) in der Eröffnungsactionszene). Doch im Laufe der Zeit nimmt der Spaßfaktor deutlich ab und der Realismus verabschiedet sich immer mehr. An sich ist die Szene auf der Brücke ebenfalls sinnlos überladen mit Ballereien, wem’s gefällt, aber spätestens wenn die Rakete direkt neben Ethan einschlägt, er sich aber nichts wirklich dabei tut, ist die Schmerzgrenze bei Nicht-Actionfans erreicht. Die Szene wird dann nur noch von der Abseilnummer an einem Hochhaus gesteigert, wenn Ethan sich von einem 250m Haus 50m in die Tiefe stürzt, 50m zu einem anderen Haus schwingt, sich in 15m Höhe abschneidet und mit dem Rücken auf verdammt dickem Glas landet, das schräge Dach runterrutscht, seine Waffe zückt, mit zwei gezielten Schüssen zwei Wachleute ausschaltet und sich dann an einem Eisenrohr am Ende des Daches abstützt, um nicht herunterzufallen – fragen wir besser gar nicht nach. Man soll ja immer das Positive sehen und das einzig positive daran ist, dass es minimal realistischer ist, als der blödsinnige Schlussfight in Teil 2.
Im Anschluss an die eben detailliert beschriebene Szene kommt dann gleich die nächste Ernüchterung. Für Davian muss die Hasenpfote gestohlen werden, aber niemand sieht, wie Ethan das nun wieder anstellt. Dabei wäre es sehr interessant gewesen, wie er sie sich denn beschafft. Genauso wird später das Geheimnis um die wahren Hintergründe der Hasenpfote ausgelassen.
Somit kracht es ordentlich - jedenfalls des Öfteren, die Actiondichte könnte durchaus etwas höher liegen, zumal die Schleichpassagen durch zu lange Laufzeiten auffallen (wie z.B. die Szene im Vatikan) - die Gimmicks, die Ethan mit auf den Weg gegeben werden, sind zwar interessant, aber größtenteils bekannt, und zu allem gesellt sich kaum Abwechslung in der Action: entweder ein wenig Geballer, der ein oder andere Faustkampf oder Explosionen. Innovationen werden hier gänzlich vermisst und somit bleibt das eindeutig für Actionfreude gedacht, die sich, wie ich beim Horrorfilm, an den immer wiederkehrenden Sequenzen nicht satt sehen können.
Ich will nicht unbedingt den allgemeinen Tenor, die Begeisterung über diese dritte unmögliche Mission brechen, doch mir lag das alles nicht. Mit dem 150 Millionen Dollar Budget natürlich 1A aussehend kann der Film nicht über eine belanglose Story mit dem „Ronin“ verwandten Offenlassen, worum es sich bei der Hasenpfote wirklich handelt, und nur anfangs spaßige Actionszenen, die zu schnell zu sehr langweilen, hinwegtrösten. Wenn ich da an den Abwechslungsreichtum in „Aeon Flux“ denke, dann zieht „Mission: Impossible III“ aber den kürzeren, auch wenn dort ebenfalls die Story nebensächlich war. Tom Cruise macht so viel wie möglich aus der Rolle, mit den Spitzen von Charakterzeichnung, Michelle Monaghan darf schon wie jüngst in „Kiss Kiss Bang Bang“ die gut aussehende weibliche Hauptrolle spielen, Philip Seymour Hoffman ist ein ganz großer seines Fachs und beweist das hier als sadistischer Bösewicht wieder einmal und Laurence Fishburne („The Matrix“) ist in seiner Nebenrolle als IMF-Chef wenigstens ansatzweise zynisch und sarkastisch.
Für Actionfans meinetwegen eine Offenbarung, für mich nicht, da alles nur, immerhin routiniert, runtergekurbelt wird, die nötige Härte in den Actionszenen fehlt, überraschende Wendungen vorsichtshalber ganz ausgelassen wurden, und auch eine halbe Stunde kürzer den Zweck erfüllt hätte.
Hoffentlich war das nun die letzte unlösbare Mission – Hochglanzoptik dank Big Budget reicht heutzutage nicht mehr aus…