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Superstar Tom Cruise machte in letzter Zeit eher durch sein offenes Privatleben als durch seine Filme auf sich aufmerksam, seien es nun die kindischen Liebesbekundungen an Gattin Katie Holmes oder seine enge Bindung an die Scientologen Sekte. Vielleicht alles nur eine geschickte Marketingstrategie, wenn ja dann eine sehr schlechte. Cruise tut sich jedenfalls keinen Gefallen, denn soviel Negativschlagzeilen hat er gar nicht nötig, was er in M:I-3 einmal mehr unter Beweis stellt.


Nach dem mittelmäßigen zweiten Teil, der zwar finanziell ein voller Erfolg war aber durch unpassende John Woo-Action bei Kritikern durchfiel, besinnt sich M:I-3 wieder mehr auf seine Wurzeln. Mit J.J.Abrams wurde ein absoluter Neuling im Filmgeschäft mit Regie und Drehbuch betraut und das Budget auf knapp 150 Mio. Dollar aufgestockt. So unerfahren ist Abrams aber auch nicht, immerhin feierte er schon große Erfolge mit den von ihm entwickelten Fernsehserien „Lost“ und „Alias“. Ihm ist es wohl auch zu verdanken das Teil 3 wieder etwas mehr zum Agententhriller tendiert. Immerhin zeichnete sich Brian De Palmas unmögliche Mission durch eine sehr spannende Agentenstory aus, während Woos Film auf maßlos übertriebene Action setze. Letztlich befindet sich „Mission Impossible 3“ irgendwo dazwischen.

Der Film läuft gerade mal wenige Sekunden und hält gleich den ersten Paukenschlag bereit. Ein unbekannter Typ hält einer Frau eine Pistole an den Kopf, während Ethan Hunt gefesselt gegenüber sitzt. Er droht die Frau umzubringen wenn Hunt ihm nicht helfe die ominöse ‚Hasenpfote’ zu übergeben. Er beginnt von 10 abwärts zu zählen. Ethan ist bereit alles zu tun und fleht um Gnade... der Unbekannte zählt bis 0 – PENG!
Ein hochdramatisches Kammerspiel was Abrams hier gleich vorweg serviert, an Spannung und Intensität kaum zu überbieten. So schnell zieht man das Publikum in seinen Bann und führt auch gleich die wichtigsten Personen ein. Zum einen Hunt selbst, seine Verlobte und ein Waffenschieber namens Davien (gespielt von Oscarpreisträger Philip Seymour Hoffman).

Nach dem Herzschlagauftakt geht’s ein Stück zurück in die Vergangenheit. Ethan hat sich unterdessen aus dem aktiven Dienst zurückgezogen und ist glücklich verlobt. Eigentlich arbeitet er für die IMF nur noch als Ausbilder, als aber eine ehemalige Schülerin auf einer Mission geschnappt wird, holt Hunt sein altes Leben ein.
Der Prolog ist kurz und gleich die erste Mission verspricht Action pur. Berlin ist das Ziel und auch wenn man wenig von der Stadt sieht, eine Drehgenehmigung für den Reichstag wurde abgelehnt, überzeugt die sehr konsequente Action. Sehr positiv fällt dabei der dynamische Schnitt und die viele Handkameraarbeit auf. So wirkt das Gesamtbild sehr realistisch, als wäre man selbst mitten im Geschehen. Kameramann Daniel Mindel, der auch schon der „Bourne Identität“ seinen eigenen Stempel aufdrückte meint es hin und wieder aber etwas zu gut, auch wenn die Kamera beiweiten nicht so wackelig ist wie in „Die Bourne Verschwörung“. In Folge ergeben sich einige der furiosesten Actionszenen welche in letzter Zeit im Kino zu bestaunen waren. Eine Helikopterverfolgungsjagd durch einen Windpark oder ein Angriff auf eine Sicherheitseskorte sind nur das Sahnehäubchen auf einer Vielzahl halsbrecherischer Momente. Sehr interessant sind auch die unterschiedlichen Locations. Berlin fällt zwar etwas aus dem Rahmen da eigentlich nur in einer großen Fabrik gedreht wurde, dafür entschädigen Shanghai und der Vatikan durch geniale Ansichten.

Wer schon die beiden Vorgänger kennt, der weiß das in „Mission Impossible“ nichts ohne technische Spielerein geht. Auch dieses Mal gibt es wieder eine Vielzahl raffinierter Gadgets, die oh Wunder immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort einsatzbereit sind. Hier sollte man es mit dem Realismus nicht allzu genau nehmen, aber das gehört nun mal dazu. Mir persönlich wurde der Vatikaneinsatz und der Einbruch in Shanghai etwas zu schnell und hektisch abgearbeitet, etwas mehr verweilen hätte sicher nicht geschadet. Einen Pluspunkt gibt’s hingegen wieder für das phantastische Teamplay in M:I-3. Auch wenn Cruise nach wie vor der alleinige Titelheld bleibt, so ist er doch weitaus verletzlicher und auf Hilfe seines Teams angewiesen. Wie schon in den beiden Vorgängern ist Ving Rhames als sprücheklopfender Technikspezialist Luther wieder eine feste Bank an Hunts Seite. Seine Rolle ist ein erfrischend lockerer Kontrast zur ansonsten sehr ernsten Handlung. Neu im Team sind Maggie Q und Simon Pegg (Shaun aus „Shaun of the Dead“) als schräger Computerspezialist. Erwähnenswert wäre auch noch der Part von Hunts Vorgesetzen John Bassel, der mit Laurence „Morpheus“ Fishburne (Matrix) exzellent besetzt wurde und durch seine trockenen Kommentare für einige Schmunzler sorgt.

Neben den starken Actionszenen ist Philip Seymour Hoffman ganz klar der Hauptgrund sich M:I-3 anzusehen. Schon lange hab ich in einem Blockbuster keine so gut eingefangene Dynamik zwischen Held und Bösewicht gesehen. Hoffman ist weniger ein einfacher Verbrecher, sondern vielmehr Hunts Nemesis. Trocken und eiskalt, genießt er es förmlich Hunt zu quälen. Hoffmans „Capote“ war jedenfalls kein Glücksgriff, der Mann hat es einfach drauf nur leider etwas wenig Screentime.
Ob man Tom Cruise mag oder nicht, sei einmal dahingestellt. Seine schauspielerischen Fähigkeiten stehen außer Frage und besonders die Figur des Ethan Hunt ist ihm wie auf den Leib geschrieben. Er spielt die Actionszenen genauso souverän wie die dramatischen Momente, dieses Mal auch ohne dämliches Dauergrinsen dafür mit Herz.

Zum perfekten Actionfilm reicht es leider nicht ganz. Dafür lässt die zu Beginn sehr hohe Spannung etwas zu schnell nach und kann erst wieder im Showdown überzeugen. Der lange Mittelteil wird zwar durch starke Actionszenen gut zusammengehalten, lässt aber stellenweise etwas Atmosphäre vermissen. Die Beziehungsgeschichte ist auch nicht gerade neu, erinnert doch etwas sehr an M:I-2 und ist obendrein etwas gefühlsduselig umgesetzt.

Fazit:
J.J. Abrams macht fast alles richtig und empfiehlt sich definitiv für weitere Projekte. „Mission Impossible 3“ dürfte jedenfalls das Herz jedes Actionfans höher schlagen lassen und überzeugt durch eine gelungene Mischung aus Agententhriller, waghalsigen Stunts und reichlich Firework. Tom Cruise macht eine sehr gute Figur genauso wie der geniale Philip Seymour Hoffman als durchtriebener Bösewicht. Punktabzug gibt’s hingegen für einige spannungsarme Passagen und die etwas oberflächige Handlung. Trotzdem ist M:I-3 der beste Teil der Reihe, einen Tick besser als Teil 1 und damit definitiv eine Empfehlung wert.

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