Review

Dunkler Großstadtkrimi mit bewegender Liebesgeschichte

Einer der besten deutschen Filme der letzten Jahre, irgendwo zwischen düsterem Kriminalfilm und Liebesdrama angesiedelt. 

Die Großstadt-Geschichte wird von ausgebrannten und problemüberfrachteten Existenzen bevölkert, im Zentrum der desillusionierte Berliner Kommissar Bernie Kominka (Götz George) der in einem drastischen Mordfall ermittelt und dabei der Spur einer undurchschaubaren Frau (Corinna Harfouch) folgt, mit der ein leidenschaftliches Verhältnis eingeht. Ein Verhältnis, in welches er alle Hoffnungen setzt, seiner verzweifelten privaten Situation zu entkommen.

„Solo für Klarinette“ thematisiert vor allen den Wunsch seiner Protagonisten, geliebt zu werden und die vergeblichen Versuche, Erfüllung zu finden. Dabei führt die Handlung durch alle erdenklichen Abgründe: Unerbittlicher Hass in ruinierten Partnerschaften, Einsamkeit und Isolation, dumpfe Triebbefriedigung, Prostitution, schließlich Mord und Totschlag. Selbst Kindesmissbrauch wird noch nebenher thematisiert (was den Film vielleicht etwas überlädt).

Die positivsten Momente des Films sind noch die tragikomischen; etwa die Eingangsequenz, in der eine Razzia im Altenheim stattfindet, wo gerade Prostituierte einen Heimbesuch abstatteten oder einige Szenen einer Singleparty, die sogar mal eine einigermaßen tragikfreie Verschnaufpause in dem ganzen Elendsszenario bieten.

Identifikationsfiguren im klassischen Sinne hat der Film keine zu bieten. Die umstrittene Szene mit der brutalen Beinahe-Vergewaltigung einer Prostituierten durch den Hauptprotagonisten Kominka (George) spricht hier Bände und ist auch eine der Ursachen für das damals große Medienecho des Filmes, der womöglich auch von vornherein auf einen kleinen Skandal angelegt war. Eine recht freizügige Sexszene zwischen George und Harfouch und ein damals Schlagzeilen machender Promotionsauftritt bei "Wetten dass...", bei dem sich George mit einem Interesse heuchelnden Gottschalk anlegte, brachten den Film weiter ins Gerede.

Aber die (teilweise künstlichen) Aufregungen widersprechen nicht der Tatsache, dass der Film ein überaus sehenswertes düsteres Großstadtdrama ist, dass sich durchaus in Verwandtschaft zu großen amerikanischen Vorbildern befindet, dabei aber seinen eigenen guten, anspruchsvollen, vielleicht typisch deutschen, Krimi-Stil pflegt.
Zudem dürften die tragische Liebesgeschichte und das Ende des Filmes wohl fast jede(n) bewegen.

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