Review

Der in schon in der späteren Phase des Italowesterns, als längst ein humoriger Grundtenor in das Genre Einzug hielt, entstammende „Ein Fressen für Django“ nimmt sich des Leitmotivs Rache schon nicht mehr ganz so ernst an.
Dafür bekommt es der Zuschauer hier allerdings auch mit einem „echten“ Django zu tun, der unter der Regie von Edoardo Mulargia („Django - Kreuze im blutigen Sand“, „Django - Dein Henker wartet“) in einem sehr kurzweiligen Italowestern die Mörder seiner kaltblütig ermordeten Frau sucht und zur Strecke bringen will.

Django wird hierbei vom seinerzeit dauerbeschäftigten Antonio De Teffè („Sartana“, „Django und die Bande der Bluthunde“) ganz souverän im Eastwood-Modus gespielt. Zynisch, lässig und äußerst cool schießt er sich zielstrebig den Weg frei um die ehemaligen Mitglieder der Kleeblatt-Bande, die Mörder seiner Frau, ausfindig zu machen und zu töten.
Zu einer Ikone hat es für De Teffè zwar nie ganz gebracht, aber wie er unterkühlt und souverän mit so einigen, witzigen Tricks (bastelt sich dritten Arm, schickt eine ihm zugeworfene Stange Dynamit erst wieder retour, nachdem er sich an der Lunte seinen Zigarillo angezündet hat) sich gleich Dutzenden Gegnern mit trockenen Onelinern entledigt, hat Stil.

Nino Stresas („Der Colt aus Gringos Hand“, „Galgenvögel sterben einsam“) Drehbuch überzeugt dabei mit einem sehr straffen, wenn auch wenig abwechslungsreichen Handlungsablauf, der nebenher dann immer wieder amüsante Nebencharaktere, wie den sich erst einmal seinen Schaukelstuhl vor einer Hinrichtung am Galgen zurechtrückende Barmann Paco (Donato Castellaneta), mit einwebt. Auf Kosten dieser linear stattfindenden Exekutionen geht zwar die Spannung völlig den Bach runter, doch exzessive Shootouts auf Farmen und in der außer ein paar Banditen, Paco und anfangs auch einen Mönch niemanden mehr beherbergenden Wüstenstadt Las Puertas entschädigen dafür, denn Django zieht in den brenzligsten Situation immer noch ein Ass aus dem Ärmel, verkleidet sich anfangs auch selbst als Mönch. beweist jede Menge Galgenhumor, wenn er in der Kirche eine Leiche in Betpose bugsiert oder seine Häscher am Glockenseil baumeln lässt und zieht dann zur Ablenkung auch mal einen Schergenführer in Unterhosen nebst Bett durch die Stadt.
Ansonsten lassen sich leider auch immer wieder Ideen finden, die eindeutig, bis zu den Dialogen, Meister Leones Meisterwerken entstammen (u.a. das Kassieren der Belohnung mit anschließender Befreiung)

Die Chemie zwischen ihm und Carranza (Stelio Candelli, „Planet der Vampire“, „Ein Hosianna für zwei Halunken) ein mexikanischer Gauner, den er vor der Hinrichtung bewahrt und einen Pakt schließt, um die Namen der Mörder zu erfahren, ist leider selten von glücklichen Momenten geprägt, denn Carranza ist ein deutliches, aber unwürdiges Tuco – Imitat, das nie und nimmer dessen opportunistische Verlogenheit erreicht. Zu einen paar amüsanten Dialogen zwischen dem immer sehr voreiligen Mexikaner und dem dafür umso ruhiger und souveräner handelnden Django reicht es dennoch aus.

Die Tiefe der tragischen Figur bleibt hier wie erwartet nach wenigen Minuten gänzlich auf der Strecke. Emotionen wie Verbittertheit und Trauer muss De Teffè nicht mehr zeigen. Auch weil die Ernsthaftigkeit dem Film trotz seines hohen Bodycounts völlig abgeht, braucht man sich hier als Zuschauer also nicht auf einen unvergesslichen Charakter freuen.
„Ein Fressen für Django“ ist ein reiner Fast-Food-Western, als solcher unterhält er aber nicht zuletzt dank der sehr überzeugenden Regie von Edoardo Mulargia, dem ich nach seinem eher mäßigen „Django – Dein Henker wartet“ so eine kompetente Regie gar nicht zugetraut hätte.

Neben den klassischen Elementen (Django betritt die Stadt als Fremder und ohne Pferd mit Sattel auf dem Rücken) versanden die Nebenrollen leider völlig. Insbesondere den Mördern (u.a. auch Riccardo Pizzuti, Benito Stefanelli) hätten in zwei von drei Fällen mehr Leinwandpräsenz nicht geschadet, da sie lediglich als kurz zu Wort kommendes Abschussmaterial verkommen. So fällt es etwas schwer Djangos Handlungen nachzuvollziehen, zumal der sich treudoof nur auf die Aussagen von Carranza verlässt und seine Opfer nur vor vollendete Tatsachen stellt.

„Ein Fressen für Django“ ist innerhalb des Genres mit Sicherheit kein aufmerksamkeitserregender Beitrag gewesen und implementiert grundsätzlich nur die bekannten Strukturen ohne nennenswerte eigene Akzente, fährt damit allerdings überraschend gut. Zu verdanken hat er dies vor allem dem relativ hohen Tempo, das Längen innerhalb des Geschehens nahezu komplett vermeidet und den seltenen irrwitzigen Ideen. So heizen Django und Carranza beispielsweise mit einem Auto durch die Straßen und in Scheunen, um die Widersacher auszuschalten oder gelingt es dem Rächer gleich anfangs eine beeindruckende Überzahl mit einem Versteckspiel zu verwirren und zu schlagen.


Fazit:
Letztlich reicht es hier zu einem sorgfältig inszenierten Italowestern mit hohem Unterhaltungswert, obwohl nur Bekanntes aufgefahren wird. Der Witz ist dafür zynisch und nicht albern verwässert, Antonio De Teffè enorm cool, sowie die Musik von Workaholic Piero Umiliani äußerst solide. Ein paar humorige Einfälle des Drehbuchs, meist bezogen auf Djangos Einfallsreichtum, erledigt den Rest. Sicher kein Prachtstück des Genres, dennoch sehr kurzweilig und unterhaltsam.

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