Der Film fängt merkwürdig diffus an, indem er Felix Unger (Jack Lemmon) zeigt, wie er ein Hotel Marke Absteige betritt, um sich dort in einem möglichst hoch gelegenen Zimmer aus dem Fenster zu stürzen.
Leider ist das Fenster so verklemmt, daß er sich dabei den Rücken verrenkt. Also geht er wieder und versucht sich in einer Bar zu betrinken usw.,usw.....das Ganze ohne irgendwelche Dialoge.
Wenn man nicht wüßte, daß irgendwann auch noch Walter Matthau auftauchen muß, wäre man schnell ungeduldig, aber plötzlich kommt es zu einem Szenenwechsel und man sieht Oscar Madison in vertrauter Pokerrunde mit 4 Freunden in seiner geräumigen Wohnung.
Und jetzt nimmt der Film sofort Fahrt auf, denn die Dialoge beginnen.
Woran das liegt ? – Ganz einfach, es handelt sich um die Verfilmung eines Theaterstückes, daß mit einem einzigen Bühnenbild auskommt, nämlich der Wohnung von Oscar Madison.
Die ersten 10 Minuten sollen wohl ein wenig Filmatmosphäre schaffen mit schönen Bildern aus dem nächtlichen New York, aber sie sind völlig überflüssig . Denn das nun folgende Theaterstück ist so dicht, daß die wenigen Informationen, die der Vorspann schon mitteilt, problemlos dort eingefügt sind.
Dieses Theaterstück von Neil Simon ist seit Jahrzehnten ein Klassiker auf dem Boulevard, obwohl es sicher nicht immer von solch begnadeten Komödianten gespielt wurde wie von Jack Lemmon als superordentlicher, hausbackener Hypochonder und Walter Matthau als chaotischer Sportreporter mit Esprit.
Und das liegt an dem genialen Schachzug, zwei geschiedene Männer mittleren Alters zusammenleben zu lassen und das lange vor der heutigen Generation Männer, die zumindest teilweise inzwischen selber kochen bzw. einen Haushalt schmeißen können.
Die Figur von Oscar Madison ist deshalb auch viel näher an der damaligen Normalität, denn es handelt sich bei ihm einfach um einen Mann, der von seiner Frau verlassen wurde, die selbstverständlich zuvor den Haushalt führte. Das er darüber hinaus noch eine Spur schlampiger und rücksichtloser ist, ändert nichts an der natürlichen Symphatie, die man für ihn hegt.
Felix Unger ist dagegen ein „Monster“. Ein Mann, der mehr putzt als jede Frau, Heulkrämpfe bekommt, wenn der Braten nicht hundertprozentig gelingt, den ständig irgendwelche Zipperlein plagen und der den frühesten Typ des Frauenverstehers abgibt, an den ich mich erinnern kann. Man fragt sich, wie er überhaupt Mitglied dieser Männerrunde werden konnte....
Dazu ist Oscar noch der viel unterhaltsamere Typ, der auch ständig seinen Charme einsetzt, während Felix überhaupt kein Talent dazu hat und nur über seine Probleme spricht.
Wäre Jack Lemmon nicht genau ein Mann für solch hoffnungslose Fälle, Niemand würde Felix auch nur eine Träne nachweinen. Und das muß man vor 40 Jahren noch viel extremer empfunden haben.
Und genau dadurch gelingt Neil Simon ein Coup, der den anhaltenden Erfolg ausmacht : es handelt sich im Grunde um eine klassische Frau-Mann-Geschichte. Nur dadurch, daß Felix eine Art völlig überzogener Frauentyp ist, kann Simon hier wunderbar über die Unvereinbarkeit des Zusammenlebens der Geschlechter fabulieren und nach Herzenslust polarisieren ,ohne dabei in eine Beziehungtragödie zu verfallen.
Stattdessen entsteht aus den wunderbar ausgespielten Konflikten eine witzige Szene nach anderen und man vergißt beinahe, daß Neil Simon hier keinerlei Lösung anbietet (die später darauf aufbauende Fernsehserie „Männerwirtschaft“ hat mit Simon’s Intention nichts zu tun, sondern lebt nur die komischen Aspekte aus...).
Eine im Grunde klassische Komödie - die ja auch immer tragische Momente beinhaltet - über die Unvereinbarkeit zweier verschiedener Standpunkte, die in meist abgeschwächter Form ständig in der Beziehungs-Realität vorkommt und so absolut zeitlos bleibt.
So hat man mehrere Möglichkeiten auf dieses Stück zu reagieren : man kann es als Denkanstoß verstehen ,als Anleitung zum Fatalismus oder eben oberflächlich als „Männerwirtschaft“ , aber Eines ist immer damit verbunden – man amüsiert sich bei diesen Vollblut-Komödianten einfach köstlich (9/10).