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1998 war Käferzeit! Nachdem sich in der Vergangenheit schon Vulkane und Meteore gegenseitig Konkurrenz machten, battelte hier das Krabbelviech um die Gunst der Zuschauer. Als finanzieller Sieger an den Kinokassen ging Disneys „A Bug’s Life“ hervor, obwohl in Dreamworks Mitbewerber „Antz“ nicht nur mehr Kohle steckte, sondern auch mehr Prominenz seine Stimmen zur Verfügung stellte.

Obwohl vordergründig auf die Kleinen ausgerichtet, lassen sich in „Antz“ viele reifere und anspruchsvollere Themen feststellen, die auf den ersten Blick nicht immer deutlich auszumachen sind. Auch dieser Animationsfilm punktet mit der Idee, seinen Figuren menschliche Charakterzüge zu verpassen und sie mit allen ihren Stärken und Schwächen auf eine Odyssee zu schicken. Die hört sich im Original, trotz guter, deutscher Synchronisierung, noch mal so gut an, weil dort namhafte Stars wie Woody Allen, Dan Aykroyd, Danny Glover, Gene Hackman, Anne Bancroft, Jennifer Lopez, Sylvester Stallone, Sharon Stone und Christopher Walken beteiligt waren.

Das Individuum zählt nichts, die Gemeinschaft steht über allem – so lautet der Slogan der Ameisenkolonie und erinnert dabei stark an kommunistische Ideale, die nie verwirklicht werden konnten beziehungsweise mit Gewalt versucht worden zu verwirklichen. Spätestens wenn in der Bar zu „Guantanamera“ getanzt wird, weiß man auf wen oder was es die späteren „Shrek“ – Macher hier abgesehen haben. Auch das Militär mit rassistischen Tendenzen und dem Ziel eine Rasse ohne Schwache zu kreieren bekommt sein Fett und weg und erinnert nicht von ungefähr an dunkle Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts. Das werden die Kleinsten zwar nicht mitbekommen, aber damit wird deutlich, dass „Antz“ für jung und alt gleichermaßen konsumierbar ist – auch wenn mir der schwarze und doppeldeutige Humor mir insgesamt doch etwas zu kurz kommt („Welcome Home Troope(r)“)

Z-4195 will sich seinem Schicksal nicht fügen und sein Leben lang für die Gemeinschaft sich kollektiv den Buckel krumm arbeiten. Er strebt nach Individualität, hat seinen Psychiater und verliebt sich obendrein noch. Er tauscht mit seinem Freund Z den Job, wird Soldat, avanciert zum Kriegshelden und zettelt obendrein noch eine Revolution an. Neben Anspielungen auf Filme wie „Starship Troopers“ oder „Pulp Fiction“ und menschliche Verhaltensweisen amüsiert „Antz“ hierbei vor allem durch sein liebevolles Design, dass inzwischen sicher schon Staub angesetzt hat, aber genau wie „Toy Story“ nichts von seiner Faszination verloren hat, da jedes Insekt sein eigenes Aussehen und damit unverwechselbar bleibt.

Fazit:
„Antz“ ist dank Wortwitz und seiner nicht immer sofort erfassbaren, portionierten Tiefsinnigkeit ein intelligenter Animationsfilm, der Jung und Alt unterhält. Neben Humor und tollen Animationen hat der Film historische Anspielungen und eine erstklassige Synchronisation zu bieten. Kein Meilenstein der Filmgeschichte, aber gute Unterhaltung. Kurz und würzig.

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