Der Alternativtitel drückt es perfekt aus: "Szenen eines wüsten Lebens". Penner säuft und prügelt sich, kotzt sich so durch's Leben und irgendwann prügeln sich noch zwei fesche Mädels um ihn. Damit wäre auch schon alles gesagt. Viel mehr beinhaltet "Barfly" nicht, viel mehr ist auch nicht zu sagen - und viel mehr hat Charles Bukowski auch nicht zu bieten. Denn "Barfly" ist nichts anderes als eine Verfilmung seines Buches und damit eine Teilverfilmung seines Lebens.
Mickey Rourke spielt den schleimigen Henry ganz überzeugend pennerhaft. Ob ihm die Rolle wohl auf den Leib geschnitten wurde? Nunja, darüber können andere diskutieren. Jedenfalls wurde ein passender Hauptdarsteller gefunden und Rourke mimt Henry so, wie man ihn sich aus der Romanvorlage vorstellt. Faye Dunaway als Wanda erscheint mir hingegen als viel zu aufgetakelt, als unpassend - die Figur der Wanda hat nicht halb so viel Stil wie Faye Dunaway durch ihre Art automatisch darstellt. Noch unverständlicher die Besetzung der Tully: Alice Krige sollte sich nun wirklich für die Weltverbesserung einsetzen, auf dem Biobauernhof Hühner füttern oder in Al Gores "unbequeme Wahrheit Teil 2" mitwirken - aber als Literatin und Henry-Umwerberin paßt sie leider gar nicht.
Die Atmosphäre ist durchwegs wüst und spiegelt damit sowohl Henrys Innenleben wie auch dessen Umfeld entsprechend wieder. Die grobe vom Alkohol vernebelte Gegenwart umspielt Henry und hinterläßt permanent ein mulmiges Gefühl, bei ihm, bei Wanda, bei seinen Kneipenfreunden, beim Barmann - und damit auch beim Zuschauer.
Doch das ist das Ziel des Plots und damit hat auch der Film seinem Anspruch genügt. Tieferen Sinn findet man hingegen nicht, eine spannende Story erst recht nicht. Romantik? Drama? Action? Fehlanzeige. So bleibt nichts anderes als ein dahinplätscherndes Etwas, das so wie dargeboten aufgenommen wird und bald auch schon wieder in Vergessenheit gerät. Doch das scheint auch besser so.
Ein Film auf den man verzichten kann.
(4/10)