„The same procedure as every year...“ Der 18-minütige, nach Heinz Pipers Einleitung in englischer Sprache vorgeführte Schwarz-Weiß-Sketch um Miss Sophie (May Warden), die wie jedes Jahr ihre vier längst verstorbenen Freunde Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom zu ihrer Geburtstagsfeier einlädt, wo diese von ihrem tapferen Butler James (Freddie Frinton) vertreten werden, gehört mittlerweile zu Silvester wie das Steigenlassen der Raketen um Punkt Mitternacht zum Jahreswechsel – eine Tradition, die Jahr für Jahr gleichbleibenden Spaß hinterläßt, kann man sich doch an der ungemeinen Spielfreude des mit jedem weiteren Glas Alkohol, das er in Abwesenheit der ja nun leider toten Gäste wohl oder übel zu sich nehmen muß, enthemmter auftretenden Frinton immer wieder erfreuen.
Die Gagquote steigt im Verlauf kontinuierlich an: Anfangs wären da eigentlich nur die früh etablierten Running Gags, die bis zum Schluß eine Rolle spielen, wie der Kopf des Tigerfells, der strategisch so ungünstig direkt vor der Anrichte plaziert ist, daß James ständig darüber stolpert, und die Manierismen der Gäste, die diese zu Lebzeiten an den Tag gelegt haben und die der Butler gleich mit imitiert: Sir Toby, dem James immer widerwillig nachschenken muß; Admiral von Schneider, der der Gastgeberin stets laut zuprostet und dabei die Hacken zusammenschlägt, womit James so seine Probleme hat; Mr. Pommeroy mit extrem hoher Stimme; und Mr. Winterbottom, der Miss Sophie ein Kompliment nach dem anderen um die Ohren haut. Die Situation gerät allmählich außer Kontrolle, weil James seine Butlerpflichten aufgrund des schnell steigenden Alkoholpegels bald nicht mehr wie gewünscht wahrnehmen kann: Er lallt Unverständliches, benimmt sich unflätig, schmeißt Trinkbecher um oder wirft das Tablett mit dem Essen beim abermaligen Stolpern über den Tigerkopf gegen die Wand, bis er zum Höhepunkt Miss Sophie für weitere Aktivitäten die Treppe hinauf ins Schlafgemach geleitet.
Das alles wäre an sich, je nach Humorverständnis des Zuschauers, möglicherweise lediglich übertrieben albern und maximal lustig, wenn man selbst schon ein paar Promille intus hat oder mit mehreren Leuten zusammen schaut, aber der Sketch gewinnt nicht zuletzt dadurch, daß er vor Publikum auf einer Theaterbühne aufgeführt wurde, in dem vor allem eine Frau völlig außer Rand und Band gerät und von einem lautstarken Lachanfall in den nächsten stürzt. Wenn also James in einer Szene ganz am Ende den Trinkbecher mit einer Vase verwechselt, die Blumen dort kurzerhand herausnimmt und das Blumenwasser trinkt, grölt eben diese Frau abermals los, was einfach nur eine ansteckende Wirkung erzielt. So freut man sich bei jeder Ausstrahlung nicht nur auf diese kleinen albernen Momente, sondern gleichzeitig auch auf das Gelächter des Publikums, das während der Aufführung offensichtlich einen Heidenspaß hatte. Man sitzt mit ihm im Boot – und lacht mit.
Deswegen werde ich auch nächstes Jahr wieder den 90. Geburtstag mit Miss Sophie feiern. Evergreen. 9/10.