Skandalfilm mit großen Längen und viel zu wenig Spannung
Was hat sich das prüde Amerika aufgeregt, als 1992 der für seine Kompromißlosigkeit in Sachen Gewalt berüchtigte Regisseur Paul Verhoeven einen Thriller drehte, in dem es vorrangig um Sex und den nackten Unterleib einer Frau ging. Dabei hat Amerika die größte Pornoindustrie der Welt, und gerade in Sachen Gewalt kennt man keine Schranken, wenn es um deren Leinwanddarstellung geht. Aber kaum ist im „normalen“ Kino mal eine explizite Sexszene zu sehen, ist das Geschrei groß. Der Europäer denkt da ganz anders, über ein bißchen nackte Haut wird kein Aufhebens gemacht, eher um die Darstellung von Blut und Gewalt – siehe hier die zahllosen Schnittberichte in diesem Forum. Doch wenn man sich das große Bohei um die Scham von Frau Stone einmal wegdenkt und den Film neutral anschaut, dann offenbart dieser große Schwächen und erzeugt teils Langeweile.
Ein blutiger Mord steht am Anfang von teils zähen zwei Stunden Film. Der ermittelnde Cop, Nick Curran, versteift sich auf die Schriftstellerin Cathy Tramell als potentielle Täterin. Er setzt sich auf ihre Fährte, verfällt aber zusehends den körperlichen Reizen der selbstbewußten Frau. Doch dann geschehen weitere Morde, zwei an der Zahl, und Nick ist immer einen Schritt zu spät. Als andere Damen unter die Verdächtigen geraten, gelingt es Frau Tramell, jedesmal von sich abzulenken. Schließlich wird eine Psychologien als Mörder entlarvt, doch ist diese wirklich der Täter? Und wen interessiert das nach mehr als zwei Stunden noch?
Denn in der Hauptsache dreht sich der Film um Sex und Erotik, um das Ausleben von Phantasien und die Darstellung dieser Themen. Schauspielerisch ist niemandem ein Vorwurf zu machen, Stone und Douglas sind ein feines Paar, doch die Story verzettelt sich, schafft einige Nebenkriegsschauplätze und ist insgesamt eine halbe Stunde zu lang. Übel wird es dann, wenn die gleiche Sexszene um des Aufregens willen eins zu eins noch mal eingebaut wird, jedesmal mit der gleichen künstlichen Spannung, Bild für Bild identisch. Was will der Regisseur uns damit sagen? Wen will er schockieren? Nun, sollte es ihm um Amerikas Puritaner gegangen sein, so ist die Mission gelungen. Dem Rest der Welt bleibt nur Staunen ob solcher Halbmoral, man langweilt sich gepflegt, kann die Zeit sicher auch schlechter herumkriegen und fragt sich schließlich nur, warum es nach vielen Jahren eine Fortsetzung geben mußte. Toll ist das alles jedenfalls nicht, eher belanglos – 5/10.