Review

Paul Verhoeven versucht sich am Copthriller, und einem verdammt heißen noch dazu. Anfang der 90er, nachdem die Zeiten der guten Ultraviolence – Orgien schon lange vorbei waren, lieferte er mit „Basic Instinct“ diskussionshaltigen, aber insgesamt vergleichsweise eher politisch korrekten Stoff.

Alles dreht sich zunächst um einen während des Liebesspiels ermordeten Rocksänger, dessen Tod nach bestem Vorbild eines Romans herbeigeführt wurde: ans Bett gefesselt und mit einem Eispickel abgestochen (schon bitter, so zu enden, wie ich finde). Bei seinen Ermittlungen findet Cop Nick (extrem notgeil gespielt von Michael Douglas) sehr schnell zu einer Freundin des Ermordeten, die sich auch noch als die Schriftstellerin des blutig-schweinischen Vorbilds entpuppt: die intelligente, bildhübsch anzusehende Catherine Tramell (in der Rolle ihres Lebens: Sharon Stone) fängt sofort an, mit dem gebeutelten Polizisten zu spielen. Dabei verstrickt es ihn in eine immer auswegloser werdende Affäre, während offenbar nicht nur diese eine Person seines Umfelds in die Vorgeschichte verwickelt ist...

Also – als der Film gerade bei uns raus kam, war´s ein absolutes Brett. Die Sexszene zwischen den beiden spitzen Hauptdarstellern wurde nicht nur im Film als „Fick des Jahrhunderts“ bezeichnet und warb schon im Vorfeld zig Neugierige ins Kino. Ich kann mich an den ganzen Rummel um den Streifen noch gut erinnern – damals ging es gerade so los mit dem Hecheln nach dem anderen Geschlecht (wenn auch eher noch auf harmloseren Bahnen), und da kam einem so ein Schweinekram – Film gerade recht – erst recht dann, wenn er als intellektuell und inhaltlich kontrovers und somit als filmisch wertvoll angepriesen wurde.
Nur leider ist das gegenseitige Bespringen auch schon das Beste am Film, und auch das kann einen nur bedingt fesseln. Leider weiß man schon viel zu früh, wie der Hase läuft und wer der Killer ist (es sei denn, man hat auch mit dem kleinen Einmaleins oder dem Alphabet so seine Probleme), und das raubt auch den spannendsten späteren Momenten im Film den letzten Kick. Zwar hat der Streifen kaum Leerlauf und die Kurzweil bleibt stets erhalten, doch die Fast-Auflösung schon zu Beginn raubt dem Film wirklich viel Puls, auch wenn es „Basic Instinct“ keineswegs an Raffinesse fehlt. Die Darsteller sind okay und durchaus sehenswert, wenn auch sehr viele Klischees bedient werden – was man einem Genie wie Paul Verhoeven sonst eigentlich gar nicht vorwerfen konnte – bis dahin. Mein persönlicher Eyecandy in diesem Film bleibt übrigens nicht die Stone, sondern Jeanne Tripplehorn, die hier die geschniegelt-geradlinige Dienstsaufsichts-Comtesse gibt und im Laufe des Films mal so richtig derb gebügelt wird. :-)

Auf jeden Fall bleibt am Ende ein netter Thriller, der besonders mit der Freundin echt gut zu gucken ist und durch stilvoll ausgeprägte Erotik und heißblütige Darsteller reichlich Bonus absahnen kann, aber unterm Strick keine Chance hat, in der obersten Riege der amerikanischen Thriller mitzuspielen. Dafür sorgt wie schon beschrieben die zu schnelle Quasi-Entschlüsselung. Aber sei es drum.

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