Die tagsüber zugeknöpfte Modedesignerin Joanna Crane schlüpft nach Sonnenuntergang in ihre Doppelrolle als Edelprostituierte China Blue, die ihren Kunden den noch so abartigsten Wunsch erfüllt. Zu ihren Freiern gehört u.a. der Straßenprediger Peter Shayne, der mit seinem Stahlvibrator auf Missionierungstour geht. Als sich China Blue ernstlich einem jungen Mann zuwendet, rastet Shayne aus und will die Dame aus dem horizontalen Gewerbe mit dem o.g. „Werkzeug“ ermorden.
Ken Russell war schon immer dafür gut, unkonventionelle, bizarre und zuweilen opulente Streifen zu präsentieren. Diesmal hat er sich Prostitution und Voyeurismus als Themen ausgesucht. Was für amerikanische Verhältnisse noch schockierend sein mag (Die US-Presse sprach von freizügigsten Sexszenen und die dortige Zensur langte mächtig zu), das ist für ein Publikum hierzulande nur schwüle Sensationsmache. Zumindest ist „China Blue bei Tag und Nacht“ filmisch ordentlich abgedreht worden (viel Licht und Schatten, Gegenlicht, Rot-Blau-Ästhetik usw.), so daß Ken Russell wenigstens handwerklich nichts schuldig bleibt. Der Psycho-Plot ist etwas dünn gestaltet und Spannung kommt erst im letzten Viertel des Films auf. Anthony Perkins spielt dabei seine Rolle als Peter Shayne so überzogen, daß es einem Zahnschmerzen bereitet. Es war wohl nicht sein bester Tag. Die deutsche Fassung ist übrigens mal wieder erheblich geschnitten. Des weiteren mit Kathleen Turner, John Laughlin, Bruce Davison u.a.
© Selbstverlag Frank Trebbin