Das Gute an den Achtziger und Neunziger war, eigentlich konnte jeder Videothekenheld werden, der es auch sein wollte, unabhängig von gutem Aussehen, von Talent auch, auch von Körperlichkeit her und physischer Präsenz, sonst wären nicht Leute wie Wings Hauser, David Heavener oder Frank Stallone vorne auf den Postern und den Hüllen gestanden und hätte auch kein Hahn nach Don Swayze oder Joe Estevez gekräht. Bei einigen davon zieht natürlich der bekannte Nachname, was auch für den Estevez hier gelten dürfte, der in dem entsprechenden Zeitraum u.a. Armed for Action war und als Soultaker unterwegs:
Desert Springs, Nevada. Angeleiert auch vom Bürgermeister Bradford [ Cloyde Howard ] stellen sich mit Anthony Sandini [ Joe Estevez ] und dessen Schläger Joey [ David 'Shark' Fralick ] und Bobby [ Chuck Williams ] drei unangenehme Zeitgenossen in der Stadt zum Abkauf der Grundstücke vor, soll doch demnächst ein Interstate Highway zwischen Denver und San Francisco gebaut werden, der direkt an der Stadt vorbei, zur Möglichkeit eines zweiten Las Vegas und damit zum Reichtum aller Beteiligten führt. Wenig begeistert von der Idee und vor allem auch von den Methoden der Drei ist der lokale Sheriff Jim Wilson [ Doug Shanklin ], was ihn und seine Frau Lisa [ Alicia Anne ] und deren Schwester Dani [ Holly Floria ] bald in arge Bedrängnis, und auch den FBI Mann Fred Borgman [ Larry Goodhue ] in die Gegend bringt.
Produziert hat das Ganze die Meute von AIP, Action International Pictures, also die Meute um David Winters und David A. Prior, welche hier noch Verstärkung in der Funktion der Executive Producer durch Patricia Ivy, der Gattin von Autor und Regisseur Bob Ivy und damit dem Macher des Filmes kriegen. Wenn man die Werke um Winters und Prior kennt, wobei zumindest der letztere seine eigene kleine Fanschar hat und sich den Namen im Niedrigpreissegment durchaus gemacht, weiß man auch um die Unzulänglichkeiten der Finanzierung und das von vornherein reduzierte Budget, paar mühsam, aber eifrig zusammengekratzte Dollars, die Ersparnisse von Freunden und Bekannten wahrscheinlich, entsprechend auch der Aufwand an Materialien und die Qualitäten filmisch und darstellerisch. Der Drehort oft die Pampa, hier ein Ort namens 'Desert Springs', was selbst die drei einfallenden Idioten zu Beginn des Filmes als "stupid name" bezeichnen und erst einmal das Ortsschild mit ihrem Wagen am Umhebeln sind. (Gedreht wurde in Independence, Kalifornien, ein 600-Seelen-Nest im Owens Valley.)
Das Auto ist bald Schrott, der Film selber irgendwo auch, ein low-budget-Reißer aus der Wüste, vom Stunt Coordinator von AIP (und dabei auch verantwortlich für die Action von fast ein Dutzend Prior-Tätigkeiten von 1988 bis 1993) geschrieben und gedreht, mit komischen Leuten und seltsamen Handlungen, mit Sparzwang an allen Ecken und Enden, aber auch dem Bemühen um die niedere Unterhaltung, die sich aus einer Modern Day Westernplotte mit einem furchtlosen Sheriff und dem Bewahren um Recht und Ordnung in seiner Kuhbläke mitten irgendwo im Nichts von Nevada ergibt. Der Gesetzeshüter mit dem Karohemd und dem schnellen Colt, welcher eingangs den drei unerwünschten Rowdys aus der Großstadt und ihrer rüpelhaften Trunkenheitsfahrt mit seinem Schießeisen die Manieren beibringt und deren trunken gelenktes Gefährt mitsamt zwei, drei treffsicheren Kugeln direkt auf den Schrottplatz manövriert.
Das war natürlich noch nicht alles, was an Unheil in dieses trockene Fleckchen Frieden hier eindringt, in diese knarzende Ortschaft, die ausgelaugt von der Sonne im Nichts und fernab der weltlichen Zivilisation vor sich hin ruhte und nun aufgeschreckt wird durch Geldgier, Skrupellosigkeit und insgesamt unbotmäßiges Auftreten. Bald herrschen raue Sitten, wird der lokale Einkaufsladenbesitzer bedroht und kann sich nur mühsam mit rasch gezogener Schrottflinte erwehren, ein erstes Intervenieren des Mannes mit dem Stern an der Brust wird seitens der Eindringlinge noch verbal hingenommen, aber Anstand und Moral auch fürderhin ignoriert. Die Bewegungen der Menschen hier sind sparsam, die Kommunikation reduziert, knallt die Sonne ordentlich auf den Pelz und das Gemüt, will sich vorher jede Aktion gut überlegt werden und die Nutzen-Kosten-Rechnung aufgestellt. Menschenleben sind den Spekulanten dabei scheinbar nicht so wichtig, wird erst ein Verweigerer in der Wüste totgeprügelt und ein nächster mit dem Wagen aufs Korn genommen und einmal quer über die Windschutzscheibe geschleudert, auch der Sheriff selber regelmäßig mit der Pistolet in der Hand in Empfang und dann noch eine Schlägerei im Büro eingelegt; eine Spirale der Gewalt und eine Notstandslage durch eine Erpressung im großen Stil, fehlt eigentlich bloß noch das A-Team, welches als herbeigerufene Kavallerie zur Rettung in das Städtchen einfliegt.
So weit kommt es dann doch nicht, werden hier aber dennoch die Zügel angezogen, der Gürtel buchstäblich enger geschnallt und dem Titel Rechenschaft getragen; in einer Art Plotwendung oder doch -erweiterung, die dann weitere Actionszenen wie ein Motorradstunt, eine Hetze Zweirad- gegen Vierradantrieb und das Zündeln mit einer Handgranate (und später noch mit einem Molotowcocktail plus Feuerstunt) vorstellt und geradezu atemberaubendes Tempo vorlegt. Oder auch nicht. Denn so richtig kommt der Film trotz der nun doch eindeutigen Prämisse und dem eigentlich schnellen Konfrontationskurs inklusive einem 'Auffahrunfall', einer ersten Entführung und einer zweiten nicht voran, hat auch der Sheriff selber zwischendurch immer wieder Zeit für ein Nickerchen im Büro, wo ihm währenddessen sogar noch der Hauptzeuge in der Zelle und dies wie als vorgetäuschter Selbstmord erhängt und später auch noch die eigene Frau ohne Rückantwort belästigt wird. Ein Hineinleben in den Tag, ein Warten und Harren auf die Dinge, die da kommen werden, und das, obwohl eigentlich schon genug Unheil gestiftet wurde, dies aber scheinbar so hingenommen oder zumindest nach erster Empörung vergessen und ignoriert. "I'll start looking for her first thing tomorrow", nachdem die Entführte schon mehrere Tage lang weg war und schon einen gescheiterten Fluchtversuch hingelegt; dann doch lieber in der Zwischenzeit Brandbomben während eines konspirativen Treffens zündeln und sich gegenseitig weiter taktieren und das Katz-und-Mausspiel bis in alle Ewigkeiten fortführen.