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Unglaublich, was man aus so einer mageren Story doch alles machen kann. Die ca. drei Stunden Film beginnen in einem Altersheim: Paul Edgecomb bricht bei einer Filmvorführung in Tränen aus, da ihn die Erinnerung an einen Gefangenen wieder einholt. Er beginnt einer Mitbewohnerin des Altersheims einen Teil seiner Lebensgeschichte zu erzählen.

Und so geht es dann in der Vergangenheit erst richtig mit der Story los, wie man es von anderen Mainstreamproduktionen (beispielsweise "Titanic") her kennt. Der Zuschauer begleitet den Gefängniswärter Paul bei seinem Alltag im Todestrakt. Jedem Gefangenen, der hier eingeliefert wird, steht die Todesstrafe bevor. Paul versucht zusammen mit Brutus unter anderen Kollegen mit den Insassen immer menschlich umzugehen, woran sich aber nicht alle Gefängniswärter wie Percy Wetmore ein Beispiel nehmen. Die Todesstrafe zu vollstrecken gehört ebenfalls zur Aufgabe der Wärter. Eines Tages wird der farbige Hüne John Coffey eingeliefert. Er soll zwei Mädchen vergewaltigt und anschließend getötet haben.

Aber trotz seiner riesigen und bulligen Gestalt sieht der Zuschauer ihm sofort an, dass er kein Killer sein kann. Er hat Angst, kann nicht im Dunkeln schlafen und weint sogar manchmal. Coffey wirkt wie ein großer, flauschiger Bär mit einem warmen Herz. Der Betrachter hat ihn so schon sehr bald liebgewonnen und fühlt mit ihm. Der zahme Riese scheint zudem noch eine göttliche Gabe zu besitzen, denn er heilt Paul von seiner schmerzhaften Blasenentzündung. Im weiteren Verlauf des Filmes geschehen noch mehr solcher Wunder, die den Film in einer gewissen Art und Weise verzaubern.

Das reicht aber noch nicht aus um die enorme Filmlänge auszufüllen. Zwischendurch gibt es nämlich auch kleine Späße wie die Kuchenaktion oder die Mäusejagd. Bei den Gefängniswärtern ist klischeehafterweise sowohl Gut als auch Böse vertreten. Wie schon erwähnt bereitet Percy den Gefangenen keine angenehmen letzten Tage. Aber durch mehrere Peinlichkeiten und Bestrafungen scheint der Gerechtigkeitssinn zunächst wieder hergestellt. Doch der Schein trügt natürlich, weil man sich hier im Todestrakt befindet. Und so führt kein Weg an den Hinrichtungen vorbei. Sie sollen den Zuschauer wieder an die eigentliche Thematik erinnern und bewusst Schockmomente darstellen, indem auch liebgewonnene Gefangene nicht verschont werden. Diesen Schockzustand beim Publikum zu erlangen, gelingt durch die Brutalität der Hinrichtungen allemal. In diesen Szenen und einer Erschießung einer Person zeigt sich, dass die FSK wohl mit der 12er Freigabe einen guten Tag hatte.

Das Filmende ist eigentlich von Anfang an deutlich vorherzusehen und soll auf die Tränendrüse des Zuschauers drücken, was beim Mainstream-Publikum auch der Fall sein wird. Aber viel wichtiger ist es, dass es ein notwendiges Mittel zum Zweck ist, um die Unmenschlichkeit der Todesstrafe zu verdeutlichen. Das entsetzliche Warten auf den Tod in einer einsamen Zelle bis hin zur grausamen Vollstreckung des Urteils ist einfach nicht menschlich. Durch die abschreckende des Weise der Hinrichtungen stellt der Film ein klares Nein zu der Todesstrafe dar. Zudem sei auch der Aspekt der nicht fehlerfreien Justiz zu beachten, die in der Geschichte schon viel zu oft unschuldige Personen zu Tode gefoltert, vergast, geröstet oder "gespritzt" hat.

Tom Hanks spielt dabei mal wieder gut, aber nicht erste Sahne. Mir hätte ein etwas emotionsbetonter Paul Edgecomb besser gefallen, auch wenn eine gewisse Kälte zum Beruf eines Gefängniswärters des Todestrakts natürlich dazu gehört. David Morse' Figur Brutus Howell gehört ebenfalls zu den Guten. Und dementsprechend mit Gerechtigkeitssinn ausgestattet erfüllt Morse auch seine Aufgabe. Im Mittelpunkt steht meiner Meinung nach aber Michael Clarke Duncan, der hier sogar Oscarpreisträger Hanks die Show stiehlt, denn er ist es, der dem Film den einzigartigen Zauber verleiht.

Fazit: Die Location besteht fast ausschließlich aus dem tristen Gefängnis und die Bilder sind leicht bräunlich abgedunkelt und machen die Atmosphäre "dreckig", denn es geht hier um ein sehr ernstes Thema. Das sind insgesamt nur zwei Stilmittel von vielen, die die Botschaft des Filmes rüberbringen sollen. Dieser Part ist auch gelungen, aber genauer betrachtet ist die Handlung recht simpel, was bei dieser Thematik nicht unbedingt stört. Die lange Spieldauer macht den Film aber nicht zu jedem Zeitpunkt spannend. Durch einige unwichtige Sachen geht der eigentliche Faden des Filmes teilweise verloren und lenkt ihn in eine sehr mainstreamige Richtung, die nicht hätte sein müssen.
Die Botschaft wird jedenfalls deutlich und das ist wichtig. Dazu kommt noch ein (religiöser) Aspekt, dass es auf der Welt vielleicht doch das ein oder andere Wunder gibt. (8+/10 Punkten)

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