Dieser Legion of the Dead tritt so extrem in die Fußstapfen von From Dusk till Dawn 1, daß man ihn als Imitation bezeichnen kann. Okay, es gibt über 80 Imitationen von Stirb langsam, warum soll es dann nicht auch einige vom ergiebigeren Thema From Dusk till Dawn geben? Ittenbach hat ja mit Chain Reaction eine zweite Imitation des Themas (dort kombiniert mit dem Gefängniswagen-Wald-Part von Wrong Turn 3) abgeliefert, aber Legion of the Dead ist näher am Vorbild.
Hier werden sechs Gruppen gemischt. Grundsätzlich finde ich es großartig, wenn Elemente aus vielen verschiedene Ecken zu einem neuen Ganzen gemixt werden. Das ist immer unterhaltsamer als monthematische Sachen.
Zur Übersichtlichkeit hier mal die Gruppen aufgelistet:
a) die beiden Hauptdarsteller William und Luke, die eigentlich ganz harmlos sind und sogar sympathisch. William sieht aus wie Söder.
b) Zwei Vampirjäger in Anzügen, die auftreten wie Men in Black, obwohl sie grau gekleidet sind. Einer von ihnen ist das Totenschädelgesicht Hank Stone, der in den US-Werken von Inntenbach immer auftaucht und hier extrem unsympathisch ist. Der Andere ist ein Brillenträger, der wohl den durchgekanllten Part von Tarantino aus dem Vorbildfilm übernimmt. Beide legen auch die Gangster-Masche verbal hin.
c) Ein durchgedrehter Psychopath der Anhalter mitnimmt und ermordet. Er ist durch Krebs zum absoluten Fiesling geworden wie der Typ aus Breaking Bad. Gespielt von Christopher Kriesa, der auch immer die Ittenbach-US-Werke bevölkert. Sehr unsympathisch in diesem Film (bei Chain Reaction war er noch der Nette).
d) Ein cooler Retter mit langem Mantel und Cowboyhut. Wohl optisdch inspiriert durch den Dust Devil, aber diesmal die positive Variante.
e) Eine schöne Dämonin, die eine Kneipe betreibt und einige kampfstarke Helfer hat.
f) Ein blonder Oberdämon (Matthis Hues), der mit seinen Vampir oder Ghoul Leuten die Kneipe angreift.
Das blutig-effektvolle Gemetzel beim ersten Massenkampf in der Kneipe reißt einiges raus. Da ist der Film spannend, hat gute Kämpfe und sehr derbe Effekte.
Die mehr als eine Stunde davor, in der die Gruppen andere Leute gefangennehmen (mit den für deutschen Amateur so häufigen Szenenart: Mehrere Leute sitzen gefesselt da, jemand stellt ihnen bohrende Fragen und quält sie - bis zum Erbrechen durchexerziert in Beyond the Limits, Schlaraffenhaus, usw.)
Ekligkeiten wie echtes Erbrechen kommen übrigens auch vor.
Das Problem ist: Während in From Dusk till Dawn 1 die Dialoge so brillant sind, daß man jeden Satz immer und immer wieder genießen kann und somit auch die Passagen VOR der Kampf herrlich sind, ist bei Legion of the Dead diese Stunde Verbrechergelaber eine Qual. Uninteressantes Blech wird von sich gegeben. Die eine oder andere witzige Passage ist dabei, aber auch nur Witze, die man höchstens einmal sehen möchte. Extrem unsympathische Typen spielen sich auf, drehen am Rad.
Es reicht schon, wenn gefühlt 90 % aller US-Filme der letzten 25 Jahre mit unpassenden und inflationär verwendeten Floskeln wie Hör'n sie und vertrau mir um sich werfen. Das müssen wir Deutsche nicht noch nachmachen, aber genau dieses Zeug kommt auch in diesem Film vor. Das ist nur ein kleines Detail. Der Grundtenor der Dialoge mit einen auf dicke Hose machen, ist noch schlimmer.
Man arbeitet sich durch diese Phase, die Zweidrittel des ganzen Films aus macht. Wirklich schlecht ist der nicht. Auch die schwachen Passagen sind immerhin auf dem Niveau eines ordentlichen US-B-Pictures, also durchaus nichts, wo man heulend den Fernseher ausschalten müsste und sein Geld zurück verlangen, aber problematisch ist es, wenn man sich ein Vorbild sucht, was dermaßen kulthaft genußreich ist und keinerlei Schwchstellen hat. Da fällt man dann gegen ab.
Uups eine winzige Schwachstelle hat From Dusk till Dawn 1 doch: Es werden zu viele sympathische Leute getötet. Der Pfarrer, sein Sohn und der Biker Savini, der Soldat Williamson...die alle zu killen ist ein Fehler des genialen FIlms.
Wenigstens diesen Fehler hätte man, um Legion of the Dead einen weiteren Sinn zu geben, korrigieren können. Es sind genug nette Leute in der Kneipe beisammen, sodaß man mit etwas dramaturgischem Geschicke drei bis fünf hätte retten können. Stattdessen werden die ziemlich sinnlos verschlissen, auch das in Nachahmung des Originals, aber mit dem negativen Unterschied, daß es bei Legion of the Dead keinen großen Finalkampf gibt, sondern die Überlebenden des ersten Massenkampfes werden durch gegenseitige Infektion und Selbstmord unspektakulär beseitigt während draußen die Belagerer warten. Es sind also gar nicht mehr genug Leute für einen Finalkampf da, weil man sie dramaturgisch schlecht verbraucht hat. Zu zeigen wie die Guten sich bewähren, wär ne neue und bessere Option gewesen.
Aber gerade deutsche Amateursachen sind ja meistens erst froh, wenn alle tot sind und es schlecht ausgeht. Muss eine ulkige Mixtur aus Menschenhassern sein, diese Hardcore-Underground-Horror-Fans...
Insgesamt ein doch noch sehenswerter Film, der zwar auch nervig ist aber durchaus seine Qualitäten hat.